Sonntag, 30. Oktober 2005

Eins, Zwei, ChaChaCha!

Wenn die Fernsehmacher in anderen Genres so viel Fantasie hätten wie beim Erfinden von neuen B-Promi-Sportevents. Nach Wokken, Reiten, Turnen, Turmspringen, Radfahren, Biathlon, Leichathletik, Stock Car und schießmichtot kam gestern die nächste ultimative Randsportart, der Turniertanz, zu der Ehre einer großen Samstagabendshow.
"Das große Pro7-Tanzturnier" mit einem gut aufgelegten, aber auch vergleichsweise sehr zurückhaltenden Oliver Pocher in seiner ersten großen Eigenmoderation war, finde ich, von vorne bis hinten wundervoll. Kein Promi hat sich ernsthaft blamiert, nicht einmal Ralph Morgenstern, alle sahen wunderschön aus, die Choreografien der Paare waren unglaublich abwechslungsreich, tolle Musik, eine herrliche Zwischentanzeinlage von Thomas Herrmanns und Oliver Pocher, die Sugababes, Tom Gäbel; kurzum: ein echt lustiger Abend, der mich echt dazu motiviert hat, doch mal in eine Tanzschule zu gehen. (Habe ich ja damals während der Schulzeit versäumt)


Würde mich auf jeden Fall freuen, wenn sie das nächstes Jahr wieder machen würden.


Danke fürs Lesen!

Freitag, 28. Oktober 2005

Bitte geben sie Ihren Code ein...

Letzte Woche war ich das erste Mal in meinem Leben in einen Plus-Supermarkt. Ich dachte, dass wäre vom Charakter her eher wie EDEKA oder Rewe, aber es ist auch nur so ein ALDI-Plagiat. Aber egal, ich kaufe dort ein, gehe zur Kasse und lege zu meinen Artikeln noch eine Plastiktüte mit aufs Band. Da sehe ich an der Tüte einen kleinen Streifen, auf dem von einem Gewinnspiel die Rede ist, das mit Hilfe der Tüten gespielt wird. Ich frage nach, wie das funktioniert und die erklärt mir: "Sie reißen den Streifen auf, da ist ein Code drin, und den schicken sie per SMS oder Telefon oder übers Internet weg."
Ich stöhne innerlich auf. Wieder so ein bescheuertes Codespiel. Dieses neue Trendgewächs im Gewinnspielbereich geht mir inzwischen auf den Geist. Die Powerade-Aktion habe ich noch wegen der geilen Werbung mit dem Nashorn verziehen. Dann kam aber CocaCola mit ihrem für mich nicht nachvollziehbaren System CokeFridge, bei dem du mit den Codes in den Flaschendeckeln irgendwie über eBay für besondere Aktionen mitsteigern kannst (?????). Oder du gewinnst möglicherweise Tickets für Fußball-WM. Das ist natürlich ein großer Anreiz und vermutlich die perfekte Aktion, um diese neue Gewinnspiel-Form zu etablieren. Oh Gott, ich sehe es schon: Burgerpackungen bei McDonalds, Prepaidkarten bei E-Plus, die kleinen Laschen bei der Verpackung von den Tempo-Taschentüchern; alles wird verkotet, äh vercodet!
Wenn das so weiter geht, kaufe ich nicht mehr bei Plus ein. (Aber er ist halt am nächsten zu meinem Wohnheim gelegen und der Mensch ist nun mal ein faules Alltagstier.)
Danke fürs Lesen!

Donnerstag, 27. Oktober 2005

Nachrichten

Ich stelle gerade fest, es ist schon verdammt lange her, dass ich mich über die Nachrichten im Fernsehen ausgelassen habe. Dabei gibt es doch im Moment wieder so viele schöne Beispiele, an denen man wieder sieht, was manche Sendungen für berichtenswert halten und wie sie es verarbeiten.


Beispiel 1: Hurrikan "Wilma". Dass der Hurrikan wie fast jeder seiner Vorgänger auf seinem Weg zur amerikanischen Küste mal so gerade eben die Ostseite Mexikos und einen Haufen Karibikstaaten überwälzt und mit immensen Schäden zurücklässt, interessiert seit New Orleans kein Sender mehr. Es fallen zwar Namen wie Kuba oder Cancun, aber nur, um im Anschluss die Prognose durchzugeben, wann der Hurrikan endlich die USA erreicht. Hat sich irgendein Redakteur bislang die Mühe gemacht, nach den Schäden der Hurrikansaison 2005 für ein anderes Land wie Amerika zu fragen?


Danke, erspart mir eure billigen Ausreden wie "Das wollen die Leute nicht hören, die wollen nur hören, dass es den Amis dreckig geht".


Beispiel 2: Vogelgrippe. Dachten wir vorgestern nicht alle:


Yeah, da Bird Flu is in da House!


Tja, das haben uns die Nachrichtenmacher zumindest einreden wollen. Aber es war nur falscher Alarm. Die Enten oder Wildgänse sind nur von irgendeinem harmlosen Tierhasser mit vergiftetem Brot ermordet worden. (Oder war es ein sorgsamer Naturschützer, der den Tieren nur die Leiden der Vogelgrippe ersparen wollte?) Aber mal ehrlich, soll das jetzt die nächste Zeit so weitergehen? Bei jeder toten Ente einen ARD-Brennpunkt und ein einstündiges Special bei N24?


Mensch, da sind Länder wie Griechenland und Kroatien echt zu beneiden...


Danke fürs Lesen!

Freitag, 21. Oktober 2005

Perlen des Fernsehens, präsentiert von Guido Knopp; Teil 2: Karambolage

Es gibt wirklich Sendungen, die kann man nicht in irgendeine Genreschublade stecken oder überhaupt sinnvoll erklären, man muss sie erleben. Ein Musterbeispiel dafür ist bei arte "Karambolage". Jeden Sonntag seziert das gerade mal 15-minütige Magazin die alltagsgesellschaftlichen und vor allem sprachlichen Eigenheiten zwischen Deutschland und Frankreich und beweist, dass diese beiden Länder gleichzeitig Welten und nur Minimales trennt.


Die verschiedenen Themenbereiche wie "das wort", "der gegenstand" oder "das rätsel" zeigen immer mit einem Augenzwinkern sehr lehrreiche Beiträge und oft interessante Erkenntnisse über unseren westlichen Nachbarn. Zum Beispiel erfährt man etwas über die verschiedenen Begriffe von Syphilis in Europa während des Mittelalters und dass das Kondom auf Französisch "la capot anglaise" heißt (korrigert mich, wenn irgendetwas falsch geschrieben ist) Und zu guter letzt gibt es auch noch in jeder Sendung ein Gewinnspiel, was will man also mehr?


Wer vor dem Tatort am Sonntag keinen Bock auf schlechte Nachrichten in der Tagesschau hat, der schaltet um 20.00 Uhr auf arte zu "Karambolage".


Merci fürs Lesen!

Donnerstag, 6. Oktober 2005

Bianca ist vorbei (in der Hasser-Version)

Danket dem Herrn, endlich haben wir es hinter uns! Gestern lief endlich die letzte Folge von "Bianca", der erste fleischgewordene Groschenroman für all die altersschwachen Hausfrauen ab 50, die es nicht mehr bis zum nächsten Bahnhofsbuchhandel schaffen. Tag für Tag wurde mitgelitten und mitgeheult, wenn das graumäusige Dienstmädchen in ihren Selbstgesprächen die tiefsten Tiefen und höchsten Höhen der Emotionen durchlebt (alles meistens innerhalb einer Episode, so wie es sich gehört).


Das ZDF glaubte doch ernsthaft, mit ein paar romantischen Phrasen und weich gezeichneten Bildern könnte es die Herzen der breiten Masse erweichen und sie von den billigen Gerichtsshows wegbringen. Okay, sie haben es tatsächlich geschafft, aber wer zweimal hinsieht, erkennt, dass sie in Sachen Qualität eine genauso bescheidene Machart haben wie die Sendezeitnachbarn von RTL, SAT.1 und Pro Sieben. Telenovelas kochen auch nur mit Wasser, lediglich die Temperatur unterscheidet sich ein bisschen.


Aber das wäre ja alles nicht so schlimm, wenn Bianca eine Einzelfall wäre. Leider Gottes springen jetzt alle Sender auf diesen Zug. Im Vorabend trottet "Verliebt in Berlin" von einer Belanglosigkeit zur nächsten, im Ersten wird ein "Sturm der Liebe" heraufbeschworen, der aber nicht mehr als ein "Sturm im Wasserglas" ist, und ab heute begeistert uns das ZDF mit Biancas Nachfolgetelenovela "Julia-Wege zum Glück" (Hey, allein für diesen einfallsreichen Titel habt ihr den Grimme-Preis verdient). Es wird sogar schon ein ganzer Telenovela-Sender ins Auge gefasst. Der Herr stehe uns bei!


Danke fürs Lesen!

Bianca ist vorbei (in der Fan-Version)

Nach so langer Zeit hat "Bianca-Wege zum Glück" nun doch gestern sein glückliches Ende genommen. Hach, wie war das schön! Erst diese wundervolle Trauungszeremonie mit all den Blumen und Blüten und dieser grandiosen Sopranisten, deren "Ave Maria" an meinem ganzen Körper für Gänsehaut gesorgt hat, ganz zu schweigen von Biancas Kleid; schlicht, aber trotzdem wunderschön.


Und dann noch hinterher diese lustige Feier mit der Zirkusfamilie, die Heiko herangeschafft hat; man muss schon sagen, das ZDF weiß, wie man so etwas inszeniert. Jeder liegt sich in den Armen, Sven kriegt Maren, Denise kriegt Eddie und Bärbel zankt sich weiterhin mit Georg. Gut, Tränen gab es in dieser Folge trotzdem, als sich eben jener Heiko von Bianca verabschiedet hat, um nach Neuseeland abzuhauen. Da war ich schon zum wiederholten Male den Tränen nahe. Aber so ist es, glaube ich, auch auf jeder echten Hochzeit. Da liegen Trauer und Freude eng beieinander.


Und Gott sei Dank haben Pascal und Katy am Ende doch noch ihre gerechte Strafe bekommen und sind mit ihren Autos in die Luft gegangen. Damit sind alle Fragen geklärt, wir können uns zufrieden zurücklehnen und ab morgen auf die neue ZDF-Telenovela "Julia-Wege zum Glück" einstellen.


Danke fürs Lesen!

Montag, 3. Oktober 2005

Blüh im Glanze dieses Glückes... oder so ähnlich

Meine Damen, meine Herren, ich muss sagen, ich bin enttäuscht. Heute feiern wir den nationalsten aller Feiertage, den Tag der Deutschen Einheit, und was hat das Fernsehen für diesen Tag zu bieten? Minimalversorgung!


Wo andere Länder ein tagfüllendes Programm mit Live-Übertragungen von patriotischen Festakten und Zeremonien übertragen, stellen wir unseren Nationalstolz auf Sparflamme.


PHOENIX verzichtet ausnahmsweise auf einen 18-Stunden-Marathon mit Guido Knopps Jahrhundert-Doku "100 Jahre" und bringt stattdessen einen Doku-Marathon mit allem aus dem Lager, was ansatzweise mit DDR und Einheit zu tun hat. Daneben gibt es eigentlich nur einen Sender, der sich ein bißchen um die nationalen Festlichkeiten kümmert: das ZDF. Nach einer "Langen Nacht der Deutschen Einheit" und einem Special von "History", die beide schon gestern nacht liefen, zeigt es heute als einziger (!) Sender den offiziellen Festakt zu 15 Jahren Deutsche Einheit. Der Rest versucht mit allem möglichen, dieses Thema durch sein Programm zu meiden. Sat.1 verzichtet sogar fast völlig auf ein Feiertagsprogramm und sendet tagsüber den selben Scheiß wie an jedem Werktag. Soll da etwa die Feiertagsstimmung aufkommen, die diesem Datum eigentlich zusteht?


Und zu allem Überfluss zeigt das Erste mit "Der Pianist" zur Primetime einen Film, der in der Nazizeit spielt. (Das soll keine Kritik an dem wirklich grandiosen Film sein) HALLO! 60 Jahre Kriegsende haben wir schon gefeiert!


Für nächstes Jahr wünsche ich mir deshalb entweder mehr Patriotismus und gesunden Nationalstolz im deutschen Fernsehen (so wie es uns die Kampagne "Du bist Deutschland" eintrichtern will) oder eine Verlegung des Feiertages auf den 9. November.


Danke fürs Lesen!

Sonntag, 2. Oktober 2005

Güden Ahbend aüs Dräsden

Man kann ja sagen, was man will, aber "Wetten, dass...?" bleibt einfach was Besonderes im deutschen Fernsehen. Die gestrige Show, die erste nach der Sommerpause, hat es wieder mal bewiesen. Nicht nur der vortreffliche Veranstaltungsort Dresden, der sowieso schon das ganze Wochenende im Mittelpunkt der Medien steht, auch die wieder sehr ungewöhnlichen Wetten haben ihren Beitrag dazu geleistet.


Gut, dass die Blinde mit ihrem Farbenspiel Wettkönigin wird, hat vermutlich keiner angezweifelt, genauso wie die Tatsache, dass die beiden Hollywoodstars Zeta-Jones und Banderas nicht bis zum Ende der Show bleiben können, weil sie sonst ihren wichtigen Flieger erreichen. Dafür war in dieser Sendung der Gehalt an Ernstheit ungewöhnlich hoch, was wir zu 90% Frau Khans etwas zu langatmigem Monolog über ihr soziales Engagement verdankten. Und es sind mir sogar zwei Veränderungen aufgefallen:


1. Das Superfan-Gewinnspiel gibt es nicht mehr und


2. hat man für den Wettkönig jetzt ein kleines Podest gebaut, auf dem er seine 15 Sekunden Ruhm noch einmal ganz besonders genießen kann.


Das sind Gott sei Dank keine großen Quantensprünge, schließlich kann man an diesem Format nichts mehr besser machen, sondern höchstens schlechter, und das gilt es dringend zu vermeiden.


Danke fürs Lesen!