Mittwoch, 26. April 2006

Retro-Perlen des Fernsehens, präsentiert von Guido Knopp; Teil 1: Wie bitte?!

Ich finde, es ist mal wieder an der Zeit, dass eine neue Kategorie hier in diesem Blog eingeführt wird. Doch worüber lässt sich beim Fernsehen immer reden bzw. Sendungen machen, wenn einem gerade nichts Besseres mehr einfällt? Genau, über die Vergangenheit, und was an ihr so schön oder so nervig war, auch was das Fernsehen angeht.

Daher kommen ab heute zu den aktuellen Perlen die Retro-Perlen des Fernsehens hinzu, die besten Formaten aus meinem Erinnerungsvermögen (,sprich den Neunzigern,) Formate, die es nicht verdient haben, in Vergessenheit zu geraten, wie zum Beispiel die im Titel bereits angekündigte Show "Wie bitte?!"


(Klassische Retro-Show-Frage:) Könnt ihr euch erinnern? Damals war das die
Kult-Unterhaltungsendung schlechthin, schon bevor es so etwas wie echte Comedy-Formate gab. RTL war damals noch eine echte Instanz in Sachen Innovation und Unterhaltung, und diese Sendung hat an diesen Ruf einen enormen Anteil.

Die Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Wahnsinn der Bürokratie und der Behördenwillkür auf eine unterhaltsame Weise statt auf investigativem Weg wie in den zahlreichen Politmagazinen der Öff-Rechs, das war neu, wurde aber im Laufe der Zeit zu einer mindestens genauso scharfen Waffe. Eine Anfrage von "Wie bitte?!" reichte dann oft schon aus, dass alles plötzlich schnell und gerecht zu Gunsten der Bürger geklärt werden konnte.

Besonders beliebt war dabei offensichtlich die Deutsche Telekom, weshalb sie innerhalb der Sendung mit den "3 Jungs von der Telekom" sogar eine eigene Sparte bekommen haben, die sich nach und nach zur kultigsten aller Szenen entwickelt hat. Zwei Sachen waren dafür Ausschlag gebend: Der finale Ohnmachtsanfall von April Hailer als Chefin und der regelmäßige Dialog zwischen Thomas Hackenberg und Lutz Reichert als Doof:



Hackenberg: Mensch, du Doof!

Reichert: Ach, hör doch oof!



(Man kann sie mit Worten schwer darstellen, man muss sie einfach gesehen haben; wer sie kennt, wird wissen, was ich meine)

Wie gesagt war das nur die kultigste aller Szenen, die in dieser Show entstanden sind. Viele andere Sachen wie der Miet-Hai (, von dem ich nach dem ersten Mal vor lauter Angst nicht schlafen konnte) oder die Einsendungen mit lustigen Schreibfehlern auf Schildern oder in Werbeanzeigen haben dazu beigetragen, dass diese Show zu solch einem Erfolg wurde und am Ende noch in Würde abtreten konnte, worüber man heutzutage als Fernsehmacher froh sein kann.

Bleiben mir zum Schluss nur noch die legendären Eröffnungsworte von Moderator Geert Müller-Gerbes zu sagen, die sich so mancher Fernsehmacher wieder ans Herz legen sollte:

"Samstag Abend, kurz nach Zehn, ab jetzt bestimmen Sie wieder, was zu sehen ist."


Danke fürs Lesen!

Montag, 24. April 2006

Das Geheimnis der Päpstin

Wahnsinn, ProSieben, da habt ihr echt eine Mega-Super-Skandal-Sensation aufgedeckt. Es gab mal eine Frau, die sich als Mann ausgegeben hat und vom Mönch zum Papst hochgearbeitet hat.


Wahnsinn, ProSieben! Mir fehlen die Worte! Mein ganzes evangelisches Weltbild ist in sich zusammen gestürzt!


Nur schade, dass mir das vorher auch schon klar war. Wer nämlich zu den Millionen von Menschen gehört, die "Die Päpstin" von Donna Cross gelesen haben, wird sich gestern Abend dieses hochgebauschte Galileo-Spezial zurecht gespart haben. Also ProSieben, wenn ihr das nächste Mal so eine Mega-Super-Skandal-Sensation habt, dann lasst es euch nicht wieder so leicht anmerken, dass sie nur geklaut ist.


Danke fürs Lesen!

Dienstag, 11. April 2006

Der Fluch, Nummer 1 zu sein

Letzten Freitag: Klinsi gibt bekannt, dass nicht Kahn die Nummer 1 bei der WM sein wird, sondern Lehmann.


Gestern Nachmittag: Platzeck räumt seinen Posten als Vorsitzender der SPD.


Dass die zweite Nachricht einen ARD-Brennpunkt wert ist und die erste nicht, wundert mich persönlich, aber ist jetzt nicht mein Thema.


Was verbindet diese beiden Nachrichten? Mehr als man vielleicht glauben mag. Hinter diesen "gescheiterten" Persönlichkeiten steckt nämlich die gleiche Philosophie, die beiden nun das Genick gebrochen hat: Der Drang, die Nummer 1 zu sein.


Ein Kahn hat das vielleicht mehr raushängen lassen als ein Herr Platzeck, aber sie beide wissen innerlich ganz genau, dass ihr Streben keinen anderen Grund hatte außer Machtdurst. Doch wenn man vor lauter Durst versucht soviel von der Macht in sich aufzunehmen, wie man glaubt zu können, kommt es unweigerlich dazu, dass man sich verschluckt. Und genau auf diesen Moment der Schwäche wartet dann die Konkurrenz, um die Nummer 1 auszubooten, (so geschehen bei Kahn) es sei denn, man kommt ihnen zuvor und erkennt selbst, dass man zu gierig war und zieht daraus die richtigen Schlüsse (so geschehen bei Platzeck).


Ich finde, diese zwei Geschichten zeigen (auch ohne meine bescheuerte Metapher) sehr deutlich, dass Macht nicht nur in den falschen Händen eine gefährliche Sache ist, sondern auch in zu schwachen Händen und dass man sich immer fragen sollte, ob man dieser Sache gewachsen ist.


Danke fürs Lesen!

Mittwoch, 5. April 2006

Unterhaltungsstandort Deutschland

Die Öff-Rechs (meine neue Koseform für die Öffentlich-Rechtlichen), insbesondere das Erste und ihre Drittsender, fühlen sich ja immer so mißverstanden von den Zuschauern. Sie hätten die mit Abstand beste und niveauvollste Unterhaltung zu bieten und würden sich auch nicht scheuen, diese zu zeigen.


Doch wir, der gemeine dumme Fernsehmob, ersticken jeglichen Anflug von Qualität mit erbamungslos schlechten Quoten sofort im Keim und holen uns stattdessen unseren Unterhaltungsrausch bei Shows wie "Upps-Die Pannenshow", dem televisonären ALDI-Bier aus der PET-Flasche.


Das alles mag zwar in gewisser Weise stimmen, aber liebe ARD, was nützen mir eure hochwertigen Satire- und Unterhaltungsshows, wenn ich mir dafür im Normalfall die Nacht um die Ohren schlagen muss?


Die Wahrheit sieht nämlich so aus, dass Harald Schmidt und der Scheibenwischer mit ihrem spätabendlichen Sendeplatz nach den Tagesthemen bereits den Olymp im öffentlich-rechtlichen Sendeschema erreicht haben. All die anderen Formate wie "Polylux", "extra 3", "Kanal fatal", "Dittsche" und "Zimmer frei", die den beiden absolut ebenbürtig sind, versauern erstens in den Dritten und zweitens zu genauso unwürdigen Zeiten. Und zu allem Überfluss fällt dem Ersten nichts Besseres ein als die Formate auf ihrem Sender während der Woche zu noch unmöglicheren Zeiten zu wiederholen. Da wundern die sich noch, dass ihre Satire bei den Zuschauern nicht ankommt... *kopfschüttel*


Die einzige erfreuliche Ausnahme in diesem ganzen Mist ist "quer". Diese Mischung aus Satire und regionalem Politmagazin läuft jeden Donnerstag zur besten Sendezeit im Bayerischen Fernsehen und schafft es immer wieder aufs Neue, informativ, spritzig und bissig zugleich zu sein. Gut, die Quoten sind auch nicht der Bringer, aber wer nicht über Impro-Comedy lachen kann, wer nicht auf Pyrotechnik und hanebüchene Stories steht und wem das Wort WM und alles, was damit zu tun hat, zum Hals raushängt, für den ist diese Sendung am Donnerstagabend eine echte Alternative. Und genau darum sollte es bei einer so vielfältigen Fernsehlandschaft wie der unseren und insbesondere bei den Öff-Rechs gehen; dass man genau diese Alternative hat, und das nicht nur zu später Stunde; eine Flucht vor dem Massenbrei; eine Nische, in dem man seinem Intellekt fröhnen kann.


Wenn es das nicht mehr gäbe, würde ich jeden GEZ-Aussteiger verstehen und zum Ausstieg sogar gratulieren.


Danke fürs Lesen!