Dienstag, 14. Dezember 2010

Ohne Rothi im Finale

Im Zuge von WikiLeaks und diesem zum World Cyber War hochstilisierten Kampf der Assange-Jünger hörte man unter anderem von so genannten DDOS-Attacken. (Nicht zu verwechseln mit den jährlichen DSDS-Attacken von RTL) Da werden gezielt Firmenserver lahmgelegt, indem man sie in einem sehr kurzen Zeitfenster mit Tausenden von Anfragen überhäuft.
Ein teufliches Manöver, das am Sonntag anscheinend ein neues Opfer hatte: den Ticketserver von dticket.de. Stundenlang war da kein Durchkommen, nicht einmal der Hauch eines Blickes auf so etwas wie ein Bestellformular oder eine Warteliste. Und das alles nur wegen ein paar Tickets für das ESC-Finale. Verrückt... ^^
Hach, aber es wäre schon schön gewesen, selber in den Besitz einer dieser kostbaren Schätze zu kommen... Naja, es ist ja nicht aller Tage Abend. Für jemanden wie mich, den es in erster Linie um das Live-Feeling geht, gibt es schließlich noch das Jury-Finale, das erste und das zweite Halbfinale. (Die alle ohnehin etwas portmoneeschonender sind)

Sollte es mir jedoch für die anderen Veranstaltungen genauso ergehen wie am Sonntag, bleibt mir doch nichts anderes übrig als zum härtesten Mittel zu greifen: Peter Urban entführen und seinen Kommentatorenplatz in der ESPRIT-Arena besetzen. *muahaha*





P.S.: Schon mal ein Hinweis an meine Uni bzw. meine Institute: Wenn ihr es wagen solltet, in diese Maiwoche den schriftlichen Teil meiner Magisterprüfung zu legen, dann ...

Freitag, 10. Dezember 2010

Bitte nicht stören!

Hab zwar im Moment eigentlich nicht einen Euro dafür, aber ich werde trotzdem am Sonntag um Punkt 12.12 Uhr am Computer sitzen und versuchen, eines der 35000 Tickets fürs ESC-Finale zu bekommen. ESPRIT-Arena, ich komme!! :-)

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Wieviel Sender braucht das Land? - Heute: Sky

Pay-TV in Deutschland, ein ewiges Thema. Seit vor 20 Jahren der Sender Premiere mit einem Sender und seinem schnuckeligen Analog-Decoder an den Start ging, wird die Frage gestellt: Wozu brauche ich das denn? Wieso soll ich noch mehr Geld für Fernsehen bezahlen? Mir reichen schon die GEZ und meine Kabelgebühren.
Bei Premiere waren die Pro-Argumente vergleichsweise klar. Da waren es die zeitnahe Verwertung der Kinofilme, lange bevor man an eine normale Fernsehausstrahlung denken konnte, und die exklusive Berichterstattung von Sportevents und der Bundesliga. Und natürlich der öffentlich-rechtliche Luxus der fehlenden Werbeunterbrechungen.

Als dann aber 1996 Leo Kirch mit seinem Programm-Overload DF1 dazukam und die Digitalisierung der Satellitenübertragung seine ersten konkreten Schritte machte, standen die Menschen vor einer ganz neuen Art von Pay-TV. Die inhaltliche Exklusivität ordnete sich einem Masse-statt-Klasse-Prinzip bzw. Jedem-Tierchen-sein-Pläsierchen-Prinzip unter. Nischenfernsehen jedweder Art, das sich im Free-TV niemals rentiert hätte, bekam DF1 sei Dank seine Existenzberechtigung in der Fernsehlandschaft. (Wer wollte nicht schon immer einen Sender haben, der nichts anderes zeigt als Golf? ^^)
Und schon damals war man sich dem Kaufargument "Vorsprung durch Technologie" bewusst. Werbekampagnen, die die Qualität der Digitalübertragung im Vergleich zum analogen PAL-Signal hervorhoben, waren von Anfang an Teil der Marketingstrategie. Hat aber alles nichts genutzt. Kirchs Pay-TV-Offensive wurde zum Rohrkrepierer, was aber Premiere aus irgendeinem Grund nicht davon abgehalten hat, sich des Projekts zu erbarmen und Ende der 90er das große Konglomerat Premiere World zu erschaffen.

An diesem Punkt hätte man sich eigentlich mal wieder grundsätzlich fragen können: Was soll uns besonders machen als Pay-TV? Die Vielfalt oder die Exklusivität unserer Inhalte? Kofler und Konsorten entschieden sich nach der Fusion für ein klares "oder" und begannen das Nischenprogramm-Portfolio in einzeln buchbare Themenpakete zu packen. So wurden der Bundesliga-Fan und der Kino-Liebhaber zumindest nicht mehr über einen Kamm geschert, sondern jeder konnte sich die Alternative raussuchen, die ihm am meisten gereizt hat.

So weit, so gut, aber so richtig kamen die Zuschauer trotzdem nicht aus dem Quark. Mit so viel Überangebot können bzw. wollen anscheinend nur wenige etwas anfangen. Das Einzige, was von Anfang an gezündet hat, war der Fußball, besonders seit der Einführung der Konferenz, was immer noch die größte Fernsehinnovation ist, die der Pay-TV-Konzern hervorgebracht hat. Wenn es also mal um inhaltliche Exklusivität ging, dann bestand sie hauptsächlich aus Lizenzscharmützeln um die Bundesliga.
Darüber hinaus bewegt seit je her die Programmauswahl irgendwo zwischen Konserve und Belanglosigkeit. So interessant die Ansätze vieler Nischensender sind, aber ein Vollprogramm macht bei kaum einen wirklich Sinn. Die entstehenden Redundanzen sind einfach zu hoch, selbst für meinen Geschmack.

Leider hat sich an diesen Umständen bis heute - trotz etlicher Re-Brandings - nicht viel geändert. Über den Sport und die Filmverwertung hinaus hat das ehemalige Premiere immer noch keine inhaltlichen Eigenkreationen, die ihn auszeichnen. Und auch im neuen Sky Welt-Paket tummeln sich vornehmlich Pay-TV-Sender, deren Dasein primär aus dem planlosen Aufwärmen alter Film- und Serienkamellen besteht und die im Grunde nur bei exklusiven Serienausstrahlungen etwas wie Relevanz besitzen. (Ich nenne mal u.a. RTLcrime, SyFy, TNT Serie oder SAT.1 Comedy)

So gesehen ist der Pay-TV-Markt in Deutschland seit 20 Jahren ein fast brach liegendes Feld, das keiner so richtig zu kultivieren weiß. Ob jetzt der neue Sky-CEO Brian Sullivan dazu in der Lage ist, wird sich mittelfristig zeigen. Genug Erfahrung aus England, wo sich Sky als Pay-TV-Plattform schon wunderbar etabliert ist, hätte er auf jeden Fall.
Sein bisheriger Reformansatz zumindest definiert die Exklusivität wieder nach der alten Parole "Vorsprung durch Technologie". HD und 3D sind für ihn momentan die magischen Buchstaben und Zahlen. In Zeiten, in denen die Frage nach HDTV immer mehr Relevanz bekommt, aber die Free-TV-Sender nur zögerlich und sehr divergent mit dem Thema umgehen (siehe HD+ mit all seinen heimlichen Schikanen), kann sich Sky als die Speerspitze bei der barrierefreien Produktion und Verbreitung hochauflösender und dreidimensionaler Inhalte profilieren. Ein kluger Ansatz, wie ich finde, und ein durchaus gutes Kaufargument. Nur schade, dass er hierbei immer noch mit angezogener Handbremse fährt, genauso wie bei seinen weiteren Ansätzen wie z.B. das Sport-App fürs iPad zum Beispiel. So schön diese Spielerei auch ist, es schafft nicht wirklich Neukunden, die das Unternehmen ja so dringend braucht. Kurzum: Mister Sullivan hat zwar das Richtige im Auge und einige vielversprechende Ansätze in seinem Kopf, schafft es aber noch nicht, sie in eine lukrative Form zu gießen.

Daher habe ich zum Schluss ein paar Vorschläge bzw. Denkanstöße für Herrn Sullivan und seine Sky-Reform zusammengetragen:


1. Arbeiten Sie an der inhaltlichen Exklusivität. Fokussieren Sie noch mehr Ihren Content und trauen Sie sich endlich an eigene Fiction. Es muss ja nicht gleich HBO-Niveau sein, aber solche Produkte haben so viel Identifikationspotential, dass es eine Schande ist, das ungenutzt zu lassen. Gerade jetzt, wo der Seriennachschub aus Amerika einbricht und man kaum Verwertbares für den deutschen Markt findet.

2. Ändern Sie die Paket-/Preispolitik. Machen sie Sky Welt - wenn sie an der jetzigen Form noch hängen - zu einem Paket wie jedes andere. Damit entfernen Sie gerade für die speziellen Zielgruppen (Sport-Fans und Cineasten), die sich wirklich für ihre Premium-Pakete interessieren, aber auf den ganzen Senderschmarrn bei Sky Welt verzichten können, eine große Hemmschwelle.

3. Lancieren Sie den HD-Content. Er ist zweifelsohne im Moment das beste Argument für ein Sky-Abo, also machen Sie zu Ihrer Trumpfkarte. Was spräche z.B. gegen ein eigenständiges HD-Paket, das man unabhängig von den anderen Premium-Paketen buchen könnte? Für die Menschen, die ihr Heim HD-tauglich getrimmt haben, aber (noch) nicht gewillt sind, 60€ im Monat zu zahlen, um in den Genuss all Ihrer HD-Sender zu kommen, ist das doch der perfekte Einstieg in ihr Angebot.

4. Wenn Sie schon die technikaffinen Leute ansprechen wollen und auf Multi-Channel setzen, müssen Sie auch entsprechende Geschäftsmodelle entwickeln. Sachen wie das Sport-App sind völlig sinnfrei, wenn Sie die nur als "Goodies" zum bestehenden Abo anbieten. Das schafft keine Attraktion, weil die potentiellen iPad-Nutzer wissen, dass sie erst einmal über 30€ im Monat für etwas Anderes ausgeben müssen, was Sie u.U. gar nicht haben wollen.
Gleiches gilt für Streaming-Angebote. Sie haben zwar bereits eine kleine (sogar kostenlose) Mediathek und mit Sky Select Internet TV sogar schon so etwas wie ein individuelles Downloadportal. Bislang wird beides allerdings stiefmütterlicher behandelt als die Mediathek der ARD. Zumindest erweckt die Aufmachung im Internet diesen Eindruck.
Nutzen Sie das doch endlich mal bewusst als Lockmittel und als zusätzliche Einnahmequelle, ganz unabhängig von irgendeinem Abo. Ich weiß, Premiere FLEX war jetzt nicht so der Burner, aber mit dem richtigen Konzept und vor allem der richtigen Preispolitik ist diese selektive Nutzung ein Bereich mit unglaublich viel Attraktion.
Und wenn Sie das nicht selber groß aufbauen wollen, gibt es im äußersten Notfall schon etablierte Portale wie XBoxLIVE oder Maxdome, denen Sie sich anschließen können.


Denken Sie mal über all das nach, Mister Sullivan. Und wenn Sie eine der Ideen gut finden, können Sie mir im Sommer, wenn ich mit meinem Studium fertig bin, ein Stellenangebot aus der Programmabteilung schicken. Ich helfe Ihnen dann gerne bei der Umsetzung. ^^

Montag, 6. Dezember 2010

What's your nick, Jogi?

Ich musste gerade kurz an die WM zurückdenken. Da hat ja beim ZDF dieser sonst überflüssige Fan-Reporter mal eine durchaus interessante Umfrage gestartet. Es ging darum, was für einen offiziellen Spitznamen die deutsche Nationalmannschaft haben sollte. Alle anderen großen Fußballnationen hätten so etwas schließlich auch. Bei Brasilien redet man nur von der Selecao, bei den Niederländern von den Oranjes, bei Argentinien von den Gauchos oder den Albiceleste und die Franzosen sind als Équipe oder Les Bleues in aller Fußballmunde. Nur bei uns tut man sich da schwer. DFB-Elf ist bislang das Höchstmaß an Kreativität. Das muss sich dringend ändern.

Favorit war damals in der Umfrage "Die Adler", was ich persönlich sehr schön und passend finde. Jetzt ginge es nur darum, diesen Ausdruck in Fußballkreisen zu etablieren. Ich fordere daher alle Sportkommentatoren und -journalisten dazu auf, von nun an regelmäßig diesen Ausdruck in Verbindung mit unserer Nationalmannschaft zu verwenden. Wenn da alle konsequent mitziehen (und am Ende vielleicht auch die BILD auf den Geschmack kommt), haben wir bald unseren Spitznamen und die Fachpresse aus aller Welt wird von nun an nur noch ehrwürdig von den "Adlern" sprechen, wenn Jogis Jungs mal wieder einen Gegner plattmachen.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Quo vadis "Wetten, dass..?"

Ach ja, wie immer nach medienträchtigen Tragödien beginnt sofort die Fragerei nach dem Warum und den Konsequenzen. Und überall schmeißen die Leute bei ihren Kommentaren mit Polemik und Extremmeinungen um sich, machen aus der Sache gleich wieder eine Grundsatzdebatte über öffentlich-rechtliches Fernsehen.
Ok, es wäre überheblich, wenn ich mich mit meinen Beiträgen da ausklammern würde, aber wer zu dem gestrigen Vorfall nichts Besseres dazu sagen kann außer "Schluss mit Wetten, dass..?" oder "Gottschalk ist an allem Schuld", der soll lieber ruhig sein.
Versuchen wir doch bitte, das Ganze mal nicht hitzig und pauschal zu diskutieren, sondern gelassen und objektgebunden.

Blicken wir erst einmal auf die vielen Warums, die sich durch den Unfall aufgetürmt haben. Warum wurde diese Wette so angenommen und durchgeführt? Warum mussten es fünf Autos sein? Warum der Salto? Hätte ein normaler Sprung nicht gereicht? Warum hat das ZDF nicht auf eine Entschärfung der Wettbedingungen gedrängt, gerade unter dem Aspekt, dass die Proben nicht optimal verlaufen sind?
Nun, man vergisst glaube ich im Moment ein bisschen, dass es bei so einer Sache immer zwei Seiten gibt. Es ist ja nicht so, dass die ZDF-Redakteure sich irgendwelche waghalsigen Wetten ausdenken und dann zu jemandem sagen "Mach mal". Der Vorschlag für diese Wette kam, wie bei jeder anderen, von Samuel selbst, einem erfahrenen Kunstturner und Stuntman, der also genau wusste, was er da anbietet.
Genauso wenig kann man dem ZDF vorwerfen, dass sie nicht die Machbarkeit ihrer Wetten überprüfen. Alles, was als Wette über den Äther geht, wird vorher etliche Male durchexerziert, damit der Sender erkennt, ob der Kandidat nur prahlt oder ob er seine Wette tatsächlich beherrscht. Und soweit man den Mitteilungen glauben kann, hat Samuels Wette in dieser Form abgesehen von den zwei Stürzen immer funktioniert. Der Vorwurf der Fahrlässigkeit gegenüber den Machern ist daher ein zweischneidiges Schwert. Natürlich hätte man Samuel aufgrund der Erfahrung bei den Proben vielleicht vorschlagen können, das Ganze auf vier Autos zu reduzieren oder zumindest die Zeitvorgabe wegzulassen. Aber wenn der Kandidat selber dieses Risiko eingehen will und aus genug Selbstsicherheit heraus eine Entschärfung ablehnt, wieso sollte man als Veranstalter dann noch groß widersprechen? Wie gesagt, Samuel war ja nicht irgendein Hobbyhüpfer, er konnte sich selbst mit Sicherheit gut genug einschätzen. Eine generelle Verurteilung der Macher ist daher für mich völlig übertrieben.
Außerdem sollte man bedenken: Bei "Wetten, dass..?" gab es nie so etwas wie eine Gewinngarantie. Das vergisst man bezüglich dieses Formats im Moment auch gerne. Bei der Show geht es nicht nur darum, wer den spektakulärsten Sieg einfährt oder die beste bzw. lustigste Performance ablegt. Jede Wette ist ergebnisoffen angelegt und kann während der Live-Situation jederzeit in die Hose gehen, egal wie erfolgreich man vorher geprobt hat. Diese Wetten leben von der potentiellen Gefahr des Scheiterns, das ist das Grundprinzip dieses Formats.
Wenn alles gut gegangen wäre, hätten alle euphorisch gejubelt und Samuel wäre am Ende bestimmt Wettkönig geworden. Nun ist es anders gelaufen und die Wette ist verloren gegangen. Das ist nicht das erste Mal in der Geschichte dieser Sendung. Im Grunde ist es nur die Härte der Niederlage, die alle momentan so schockiert. Dass ein junger Mann für seine 15 Minuten Ruhm möglicherweise einen sehr hohen Preis zahlt. Muss man deswegen jetzt den ZDF und diese Show verteufeln? Ich sage Nein. Thomas Gottschalk und seinem Team kann man nicht mehr vorwerfen als jedem anderen Beteiligten. Diese Wette ist einfach dumm gelaufen, so blöd das klingen mag.

Darum kann ich auch niemanden verstehen, der sich jetzt künstlich aufregt und meint, solch eine gefährliche Wette ist nur deshalb angenommen worden, weil Wetten, dass..? krampfhaft versucht, nicht gegen RTL abzustinken.
Hallo? Selbstverständlich schaut auch ein Sender wie das ZDF auf seine Quotenratings.
Selbstverständlich muss das ZDF feststellen, dass die Quoten ihres Flaggschiffs seit dem Moment am Sinken sind, als RTL den Respekt abgelegt hat und nicht mehr Gottschalk zuliebe eine Ausstrahlungspause bei DSDS, dem Supertalent oder dem Dschungelcamp macht.
Selbstverständlich stellt man sich seitdem beim ZDF die Frage, warum gerade das junge Publikum immer mehr fernbleibt. Schließlich versteht man diese Show immer noch als Familienunterhaltung, als den letzten Leuchtturm im dunklen Fernsehmeer, der er noch schafft, alle Generationen vor dem Fernseher zu versammeln.
Und selbstverständlich kommt dann das ZDF, wenn es ganz logisch denkt, auf nur zwei mögliche Ursachen für den Schwund: Entweder fehlt es den Zuschauern an Glamour oder die Wetten sind zu langweilig.

Beides spielt gewiss irgendwie eine Rolle. Man kann nicht von der Hand weisen, dass die Show zeitweise zu einem reinen Promo-Hopping für die Stars verkam, wo jemand wie Angelina Jolie schon nach einer Stunde wieder abhaute, um "ihren Flieger zu erwischen". Ich wage aber zu bezweifeln, dass das wirklich so störend für das Publikum war, dass darunter die Quote litt. Keine andere Show in Deutschland kann schließlich eine so hochwertige Gästeliste vorweisen. Das ist seit je her bei "Wetten, dass...?" der ultimative Pluspunkt und macht finde ich noch immer einen Großteil des heutigen Erfolgs aus. (Und lieber zahle ich GEZ-Gebühren für einen überteuerten Besuch von Cameron Diaz als für einen Auftritt von Busty Heart.)
Bleiben also nur, ganz logisch, die Wetten als das Problemkind bzw. als die Baustelle, an der man arbeiten könnte. Aber wie? Von Seiten des Senders hat man ja erst einmal generell keinen Einfluss. Man muss mit dem arbeiten, was man angeboten bekommt. Das Einzige, was man höchstens machen kann, ist, die eingehenden Vorschläge anders zu filtern, und in dem Zusammenhang ist nichts Verwerfliches dran, wenn ein altehrwürdiges Format wie dieses versucht, mehr mit der Zeit zu gehen. Und so sehr manche es auch verteufeln mögen: "Mit der Zeit gehen" bedeutet nun mal heutzutage anscheinend mehr Spektakel und Kurzweil. RTL macht das - leider Gottes - mustergültig vor.
Dass der ZDF deshalb einen so spektakulären Wettvorschlag wie den von Samuel gerne annimmt, ist vollkommen nachvollziehbar. Aber selbstverständlich muss die Frage erlaubt sein, wie weit der ZDF als öffentlich-rechtliche Einrichtung und wie weit "Wetten, dass..?" als Familiensendung diese Anbiederung an den medialen Zeitgeist nötig hat. Oder anders gesagt: Würde man die Sendung wirklich weniger lieben, wenn sie nicht mehr bei Jung und Alt die Nummer 1 am Samstagabend ist? Ich finde, wenn bei ihr weiterhin eine massentaugliche Unterhaltung mit hohem Star-Faktor geboten wird, bei der man sich nicht fremdschämen muss und die nicht auf Kosten der Kandidaten geht (sowohl hinsichtlich ihrer Gesundheit als auch ihrer Persönlichkeit und Privatsphäre), dann hat sie meiner Meinung nach ihre Daseinberechtigung mehr denn je. Da sollte es doch letzten Endes sekundär sein, wenn das nicht mehr 10 Millionen Menschen gefällt, sondern nur noch 7 oder 8 Millionen.

Was für Konsequenzen müssen also letzten Endes aus dem gestrigen Abend gezogen werden? Schwer zu sagen. Ein Anlass zum Nachdenken sollte der Vorfall definitiv sein. Immerhin haben sie auch eine ganze Winterpause lang Zeit dafür. Eine Absetzung oder Ähnliches wäre auf jeden Fall kompletter Blödsinn. The show must go on. Wie, das wird sich zeigen...



P.S.: Bevor mir hier zu großer Zynismus vorgeworfen wird: Natürlich wünsche ich Samuel alles erdenklich Gute und hoffe, dass er sich schnell wieder erholt.

Samstag, 4. Dezember 2010

Der Fernseh-Moment 2010

Es sind die Momente im Fernsehen, die die wahre Größe und Qualität eines Moderators, eines Studioregisseurs, eines Senders herauskehren lassen: Die Momente, in denen der Worst Case eintritt und du sein Ausstrahlen nicht verhindern kannst, da die Kameras live auf Sendung sind.

Sie sind Gott sei Dank selten, aber in gewissen Situationen muss man im Fernsehen immer damit rechnen. Und du musst im Falle eines Falles in Sekunden oder wenigen Minuten entscheiden, wie du damit umgehst.

Erinnern wir uns zurück an die April-Ausgabe von "Schlag den Raab", an das legendäre Mountainbike-Spiel. Raab selbst verschätzt sich, stürzt vornüber und küsst mit seinem Gesicht über mehrere Meter den Erdboden, bleibt für einen Moment bewusstlos liegen.
Was sehen wir? Für mehrere Minuten nur eine ferne Aufnahme vom Kamerakran und den ruhigen Kommentar von Frank Buschmann. Und später für Raab selbst eine einmalige Wiederholung der Szene. Keine Aufgeregtheit, keine Hascherei nach Nahaufnahmen, sondern eine respektvolle Distanz. Das hat Hochachtung verdient.

Heute musste man einen solchen Moment bei "Wetten, dass...?" erleben, und das gleich bei der allerersten Wette nach gut 20 Minuten Sendezeit. Wieder ein Sturz, nur diesmal in wesentlich heftigerer Dimension. Der wahre Unterhaltungs-SuperGAU, wie ihn Thomas Gottschalk in seinen 23 Dienstjahren noch nie erlebt hat, obwohl die Wetten teilweise noch krasser und gefährlicher waren. Schockierte Promis, ein schockiertes Publikum.
Was tun? Erst einmal das Nottape rein und dann nach einer guten halben Stunde kam die alles entscheidende Ansprache. Das ZDF und Thomas Gottschalk beenden nach nicht ganz einer Stunde vorzeitig die Sendung. Zum ersten Mal in der Geschichte dieses Formats. Zitat Gottschalk: "Gerade wir im ZDF fühlen uns verantwortlich, hier nicht auf heiter zu machen, wenn wir gar nicht heiter sind."

Ich kann nur sagen: Respekt. Diese Entscheidung hat wirklich meinen größten Respekt. Das Format bewahrt seine Würde und hat die Eier, an dieser Stelle der Unterhaltung zu entsagen, trotz all der Wetten und Promis, die noch im Köcher lagen und die von der Ankündigung her wirklich erstklassig waren. Das ist wirklich ein denkwürdiger Fernsehmoment, so kurz es auch letzten Endes war.

Freitag, 3. Dezember 2010

Familien im Brennpunkt war gestern

Wenn RTL 2 schon nicht in der Lage ist, ordentliches Fernsehen ohne Fremdscham zu machen, warum sollen sie dann nicht gezielt den Untergang des medialen Abendlandes vorantreiben? Nachdem es mit Big Brother und dem Frauentausch schon so gut geklappt hat, wird nun vor allem ein Format für eine neue Generation von Unterschichtenfernsehen sorgen: die "X-Diaries".

Wer bislang noch nicht reingeschaut hat: Strukturell ist "X-Diaries" im Grunde "Familien im Brennpunkt im Urlaub", sprich inhaltlich gibt es den gleichen gescripteten Dramakram wie immer, nur diesmal ist alles vor die malerische Kulisse beliebter Prollferienorte gepackt wie Ibiza, Lloret de Mar oder der Goldstrand von Bulgarien. Eine Waaaaahnsinnsrevolution.
Und da RTL 2 nie genug hat und krampfhaft versucht, für seine Belanglosigkeiten Aufmerksamkeit zu schaffen, hat man nun etwas noch Revolutionäreres gemacht. Man hat "das Beste" aus der Vorabendreihe zu mehreren zweistündigen Specials zusammengeschnipselt, die nun montags - halten Sie sich fest - in der Primetime
laufen. *schock*

OMG! Eine Scripted Reality-Reihe im Abendprogramm!! Ein Sakrileg!!!


Man kann doch als Privatsender nicht einfach versuchen, etwas Kosteneffizientes im Abendprogramm zu etablieren, das am Nachmittag funktioniert und teilweise jeden Dritten vor der Glotze hält. Das geht doch nicht. Abends schaut der Deutsche an sich schließlich nur hochwertige Fiktion und seriös aufbereitetes Dokutainment. *hüstel*

Was mich aber im Grunde viel mehr an der Sache wundert, sind die Reaktionen auf die Quoten. (Kurz die Fakten: Es waren 3,1% beim Gesamtpublikum und 6,5% in der Zielgruppe, sprich etwa auf Senderschnittniveau.) Auf allen Medienseiten nur positive Reaktionen, die wie eine Mischung aus Überrachung und Euphorie daherkommen. Man könnte glauben, dieses "X-Diaries spezial" wirklich Marktanteile auf Nachmittagsniveau erreicht.
Was soll uns das bitte sagen? Hat man sich mehr oder weniger jetzt schon damit abgefunden? War es für die "Experten" nur eine Frage der Zeit, bis die Scripted Reality aufgrund ihrer Machart auch im Abendprogramm vorkommt? Und dort zumindest keine Bauchlandung hinlegt? Na vielen Dank.
Wobei, was rede ich eigentlich? Die Scripted Reality hat die Primetime bereits fest im Griff. Man muss sich ja nur eine Episode "Bauer sucht Frau" oder "Germany's next topmodel" anschauen. Wenn dieser ganze Zirkus nun in Zukunft zu 100% gescriptet ist, würde es denke ich kaum jemandem auffallen.

Freuen wir uns also auf die Zukunft und auf viele weitere Primetime-Scripted-Realities, die die ohnehin schon nicht mehr ernst zu nehmenden Formate wie Schwigertochter gesucht & Co. ablösen und die gerade bei den Privaten die wiedererstarkte Serienfiction endgültig vernichten werden.

Montag, 29. November 2010

R.I.P. Leslie

Ich bitte um einen Moment des Innehaltens für den verkannten Komiker Leslie Nielsen, der uns gestern verlassen hat. Auch wenn er in den Augen vieler nur filmischen Unsinn gemacht hat, er war konsequent in dem, was er getan hat. Und seine "Nackte Kanone"-Trilogie entschädigt alles. Daher alles Gute für dich, Leslie. Ich werde dein Werk in Ehren halten.

Samstag, 27. November 2010

Die M-Frage

Also verglichen mit dem ganzen Tamtam, das vor Bekanntgabe des Austragungsorts gemacht wurde, wundert es mich eigentlich, dass bisher über die Frage der Moderation so wenig spekuliert wurde. Wer soll dazu auserwählt sein, durch diese drei Sendungen zu führen und uns vor über 100 Millionen Zuschauern zu repräsentieren? So mancher Name schoss mir da bereits durch den Kopf: Hape Kerkeling, Barbara Schöneberger, Matthias Opdenhövel...

Jetzt lese ich heute bei dwdl.de, wen angeblich der NDR favorisiert, und ich denke mir nur: WHAT THE F************CK???? STEFAN RAAB und ANKE ENGELKE?? Ok, nichts gegen Anke Engelke, damit könnte ich leben, aber DER RAAB!?!?!?

Mein lieber NDR, ich bin wirklich engelsgeduldig und aus ESC-Erfahrung sehr leidfähig, aber langsam ist es echt gut mit euch und dem Raab. Der hat euch schon die Lena für nächstes Jahr aufgeschwatzt, jetzt müsst ihr ihm nicht auch noch endgültig seinen Arsch vergolden, indem ihr ihn als Moderator vor die Kamera stellt.
Es gibt DUTZENDE von Leuten (sogar aus euren eigenen Öff-Rech-Reihen), die besser geeignet wären, um durch diese Sendungen zu führen, allein was das Sprachliche angeht, und die würden euch alle die Füße küssen, wenn sie eine solche Show präsentieren dürften. Scheiße Mann, du könntest sogar Marco Schreyl hinstellen, der wäre wenigstens im Vergleich zu Raab noch eine optische Zierde.
Keiner außerhalb von Deutschland versteht diesen Insider-Gag mit Raab. Die würden sich nur denken: Mein Gott, gibt es in einem so großen Land wie Deutschland nicht einen ordentlichen Moderator?

Ehrlich, so eine peinliche Erscheinung wie die Halbfinalmoderatoren in Moskau brauchen wir wirklich nicht. Da sollen die Herrn Intendanten lieber auf Klinsmann machen und die M-Frage zur Staatsangelegenheit erklären, bevor Stefans neuer Lover Thomas Schreiber diesen Schnellschuss durchbekommt.

Ich warte auf bessere Nachrichten...

Freitag, 26. November 2010

Herr Rothis Gespür für Millionäre

Na wunderbar, wenn ich mal wieder zum Jauch schalte, dann gibt es wenigstens einen Millionengewinner zu sehen. Und einen richtig sympathischen obendrauf. Was will man mehr?

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Kongo, Knarren, Kinderschänder

Manchmal gibt es Tage, da muss man sich gar nicht so stark anstrengen, um einen runden Fernsehabend zu erleben.
Montag hatte ich mal wieder einen dieser Flows. Er begann bei dem ZDF-Film "Kongo", der mich als Grundwehrdienstgeleisteter natürlich ganz besonders interessiert hat. Es war im Nachhinein wieder eine dieser vielen ZDF-Perlen am Montagabend, die durch diesen unprominenten Sendeplatz irgendwie unbemerkt bleiben. Eine gute Krimistory, sorgfältig recherchiert, mit jeder Menge bitterer Soldatenrealität, die Gott sei Dank nicht glattgebürstet wurde, um sie Primetime-tauglicher zu machen. Richtig gutes Fernsehen, aber genau darin lag anscheinend das Problem.
Man hat es zumindest am Tag darauf in den Quoten gesehen. Kaum gibt es mal Afrika ohne die typische ZDF-Sonntagabend-Kitschpanade, bleiben die Massen fern. Schade. Ist vielen wirklich etwas Gutes entgangen.

Danach - fragt mich nicht warum - ging für mich der Abend bei RTL 2 weiter. Einfach aus Neugier blieb ich tatsächlich bei dem neuen Skandalformat "Tatort Internet" hängen... Naja, also selbst wenn man die ganzen Geschichten in der Presse und die Tatsache außen vor lässt, dass ausgerechnet bei RTL 2 so etwas läuft, muss ich sagen, dass das jetzt nicht so der Burner war. In der aktuellen Folge wurde jetzt nichts Neues "investigativ" aufgedeckt, sondern nur ein alter Fall von vor 5 Jahren aufgewärmt, bei dem die Polizei ausnahmsweise gute Arbeit gemacht hat. Was mir da eher Angst gemacht hat, waren die Moderationen von Udo Nagel und die Einspieler mit der Psychologin Jutta von Weiler.

Immerhin, danach kam bei RTL 2 die passende Ergänzung zum Kongo-Film: Ein "Welt der Wunder-Spezial" zum Thema Schusswaffen. :-) Und zum Abschluss dieses hochgradig gesellschaftspolitischen Fernsehabends gönnte ich mir im WDR einen 90-Minüter über die größte Medienperversion der deutschen Geschichte: das Geiseldrama von Gladbeck. Da kriege ich immer wieder einen steifen Hals vom ganzen Kopfschütteln, wenn ich die Bilder dazu sehe, aber nicht nur wegen der Ohnmacht und Inkompetenz der Polizei, die in dem Fall wohl alles falsch gemacht hat, was man falsch machen kann.
Es ist vor allem diese Abgebrühtheit der Journalisten, die teilweise bewusst die Polizeiarbeit behindert und sich damit gesetzlich strafbar gemacht haben, aber einen Scheiß darauf gegeben haben. Wenn man selber nicht das Foto macht, dann macht es jemand Anderes, und dann bist du der Gelackmeierte, so die Philosophie.
Ich meine, wann hat ein Geiselnehmer vor Ort in aller Seelenruhe ein Interview für die Tagesschau halten können? Das ist selbst heute nur sehr schwer vorstellbar.

Wobei, am Ende stand für mich wieder mal die Erkenntnis, dass sich seitdem weniger geändert hat als man denkt.

Dienstag, 12. Oktober 2010

And also the winner is...

Stefan Raab natürlich. Nachträglich von mir alles Gute zum Deutschen Fernsehpreis für "Unser Star für Oslo". Es blutet mir zwar immer noch das Herz, das wir kein "Unser Star für Düsseldorf" erleben werden, sondern höchstens ein "Unser Song für Düsseldorf", aber wenigstens hat die Fernsehpreis-Jury erkannt, dass Sie zusammen mit der ARD die mit Abstand beste Castingshow im deutschen Fernsehen veranstaltet haben (Sorry, liebes X-Factor-Team ^^).

Apropos Fernsehpreis... meine Güte, war das eine Riiiiiesenfeier. Frau Maischberger und Herr Krömer haben mir in den gut 2 Stunden richtig Leid getan. Bis auf den Anstandsapplaus bei jedem Gewinner saßen alle nur schmollend rum, als wären sie auf die stille Treppe verbannt worden. Nur weil dieses Jahr nicht mehr das beste Szenenbild für einen Mehrteiler oder der beste Ton bei einer Informationssendung prämiert wurde und man stattdessen so blasphemisch war und eine Kategorie für Dokutainment eingerichtet hat.

Leute, das sind nicht die Primetime Emmys! Unser Fernsehen ist nun mal anders gestrickt. Da kann man finde ich zurecht nicht erwarten, dass 90 Prozent der Kategorien auf reine Fiktion beschränkt sind. Ich würde mir solche Umstände gerne wünschen, gerade was serielle Fiktion angeht, aber die haben wir nun mal nicht. Lernt, damit zu leben.

Immerhin, über die Gewinner kann sich ja wohl keiner beschweren. Bis auf die Sportkategorie vielleicht. Da hätte ich dem Netzer schon einen kleinen Abschiedspreis gegönnt.
:-)

And the winner is...

DÜSSELDORF!!!

Gott sei Dank, jetzt weiß ich endlich, wo ich meine Urlaubswoche im Mai verbringen werde. Also, gleich das Hostel buchen und ab dafür. ESC 2011, ich komme!!!

Sonntag, 12. September 2010

Aufmerksamkeit

Nicht dass ich für Ignoranz oder Intoleranz wäre, aber gewisse Dinge sollte man einfach aus gesundem Menschenverstand unter den Teppich kehren, zumindest medial gesehen. Der Ärger, der damit provoziert werden soll, wird im Grunde erst dadurch erzeugt, dass man ihm ein so gewaltiges Forum in den Medien gibt. Würde man sich auf einen Zeitungsartikel in der Lokalzeitung beschränken und es nicht auf allen großen Nachrichtensendern ausschlachten, würde aus dieser sprichwörtlichen Mücke nie der Elefant werden, der im Porzellanladen der Kulturkreise seine Sambaschritte üben darf.
Das bedeutet aber nicht, dass man sich auf gesellschaftlicher Ebene damit auseinandersetzen muss. Man muss darüber reden und klar machen, dass das die spinnerte Gedankenwelt eines einzelnen Menschen ist und mehr nicht.

Nein, ich rede hier nicht von Sarrazin, sondern von der anderen markanten Persönlichkeit der letzten Woche: Pastor Jones. Der Sensationsgier der westlichen Medien sei Dank hat ja die halbe Welt unfreiwillig dem 11. September entgegengefiebert, um festzustellen, ob er seine Koranverbrennung durchzieht oder nicht. Und wie so viele andere habe ich sehnsüchtig auf den Livestream gewartet, um bei diesem Medienereignis hautnah dabei zu sein.
Aber was ist heute? Nichts. Stattdessen lese ich bei tagesschau.de solche Nachrichten:

"Sowohl CNN als auch Fox News und Associated Press gaben bekannt, keine Bilder vom brennenden Koran zeigen zu wollen." HOLLA! Haben die Sender plötzlich in der untersten Schublade ihres Schreibtischs ihre Moral wiedergefunden? Unglaublich! Aber noch besser ist die Begründung, die der Chefredakteur der New York Times herausgelassen hat:

"Die Freiheit zu berichten, schließe die Freiheit, auf bestimmte Berichte zu verzichten, mit ein."

Liebe Nachrichtenmacher, druckt euch diesen Satz GANZ GROSS aus und hängt ihn über jeden eurer Redaktionsräume. Und jedes Mal, wenn ihr im Zweifel seid, ob der Artikel über den neuen Volksverhetzer auf die Titelseite soll oder nicht, schaut auf diesen Satz und trefft die richtige Entscheidung. Lasst, wie anscheinend im Fall von Pastor Jones, am Ende die Vernunft siegen.

Montag, 6. September 2010

Qualität und die RTL-Gruppe

Der kleine Bruder RTL 2 hat es eigentlich vorbildlich vorgemacht und sich den qualitativen Offenbarungseid attestiert. Wann zieht da RTL endlich mal nach? Wann sehen wir Frau Schäferkodt vor die Mikros treten und sagen: Ja, RTL ist die produktivste Volksverdummung, die das deutsche Fernsehen jemals gesehen hat!

Was würde uns das das Zuschauen erleichtern!

Punkt 12, das ohnehin höchstens während der ersten zwei der 120 Minuten als Nachrichtenmagazin bezeichnet werden kann, müsste sich diese Mühe nicht mehr machen und könnte nur noch auf Boulevard-Infotainment setzen.
Man könnte die Scripted-Reality-Schiene zwischen 14 und 17.30 Uhr noch mehr zelebrieren und höchstens eine Träne der Wehmut für die Autoren-Sklaven verdrücken, die gezwungen werden, uns die Welt scheiße zu schreiben.
Katharina Saalfrank, Peter Zwegat und Julia Leischik könnten jeweils auf die halbe Sendezeit reduziert werden und nur noch die Probleme aufzeigen.
Und vor allem: DSDS und Das Supertalent könnte sich den ganzen Casting-Schmarrn sparen und einfach nur jede Woche in "Deutschland sucht das Superopfer" schmerzfreie Teenies mit Migrationshintergrund und Hartz-IV-Empfänger auf eine Bühne stellen und sie jeweils 15 Minuten auslachen und ausbuhen lassen. (Dem Thilo würd's bestimmt gefallen ^^)


Das neue RTL-Samstagabend-Verbrechen "101 Wege aus der härtesten Show der Welt" war auf jeden Fall schon mal der erste Schritt in diese Richtung. Warten wir mal ab, was der Sender für die neue Saison noch so im Köcher hat.

Donnerstag, 2. September 2010

Wieviel Sender braucht das Land?

Ich fühle mich momentan zu einer neuen Reihe inspiriert. Angesichts so vieler Debatten über nicht vorhandene Qualität bei einigen Privatsendern, über kosteneffizientes Produzieren am Rande der Selbstausbeutung (, was uns u.a. zu unserem heutigen Nachmittagsprogramm verholfen hat,) und über kränkelnde deutsche Pay-TV-Anbieter und -Sender und deren verzweifeltes Streben nach Exklusivität wird es Zeit für ein paar Denkanstöße.
So wie DWDL.de seit Wochen auf seiner Homepage die Quoten parallel nach einem neuen potentiellen Zielgruppenmodell (20-59) aufarbeitet, möchte ich hier in nächster Zeit gelegentlich ein paar Thesen formulieren, die zu Debatten anregen sollen (und vielleicht sogar in größeren Foren Anklang finden ^^).
Und ich werde unsere Senderlandschaft einmal deutlich unter die Lupe nehmen. Meine erste Frage/These steht nämlich bereits im Titel dieses Artikels: Wieviel Sender braucht das Land?

Seid gespannt...

Mittwoch, 1. September 2010

ESC 2011 - Der zweite Schritt

In Belgrad traf sich letzte Woche die EBU mit den Verantwortlichen des NDR, um schon mal einige grundlegende Dinge für den nächsten Contest zu besprechen und zu beschließen. Weltbewegendes wie die Frage nach der Host City wurde da leider noch nicht geklärt, aber man legte unter anderem fest, dass potentielle Grand-Prix-Songs nicht mehr ab dem 1. Oktober, sondern schon ab dem heutigen Datum veröffentlicht werden dürfen.
Und es wurde darüber diskutiert, wieviele Finalteilnehmer der nächste Contest haben soll, angesichts der Tatsache, dass mit Deutschland einer der Großen Vier auch gleichzeitig den Gastgeber macht. Man einigte sich darauf, nichts am aktuellen Reglement zu ändern, ergo wird es ein Finale mit nur 24 Teilnehmern werden. Es wird keinen zusätzlichen Qualifikationsplatz in den Halbfinals geben oder gar dem Finalzweiten eine Freikarte fürs Finale geschenkt.

Find ich gut. Nach all dem Regelhickhack der letzten Jahre bin ich froh, wenn sich dieses Mal nichts verändert. Und die Türken brauchen ohnehin schon lange keine Freikarte mehr, um sich sicher im Finale zu wähnen.

Samstag, 21. August 2010

Was ist das X in X Factor?

Ja, das habe ich mich nach den ersten zwei Sendestunden ernsthaft gefragt...

Dabei wurde wieder so viel gehofft im Vorfeld. Ein Format mit so vielen internationalen Vorschusslorbeeren, das schon Popgrößen wie Leona Lewis und... Leona Lewis hervorgebracht hat, das muss doch auch in Deutschland für eine neue Note in der Castingshow-Landschaft sorgen.
Und durchaus, das Konzept von "X Factor" hat für Musik-Castingshowverhältnisse einen sympathischen Ansatz. Kein Jugendwahn, sondern eine nach oben offene Altersgrenze; keine Fixierung auf Solokünstler, sondern auch eine Kategorie für mehrköpfige Interpreten. Dazu noch dieser Wettbewerbsaspekt zwischen den Juroren selbst, der dafür sorgt, dass aus dem Trio keine herablassenden Phrasendrescher á la Bohlen werden können.
Im Grunde also hat das Format viele Faktoren ausgemerzt, die mir inzwischen bei DSDS unglaublich auf den Sack gehen. Aber ist das allein schon das X, das den Unterschied macht?

Nun, dafür spielen definitiv noch ein paar andere Sachen eine Rolle, ganz besonders die mediale Inszenierung des ganzen Spektakels. Hier scheiden sich inzwischen die Geister bzw. hier entscheidet sich meiner Meinung nach die Frage nach dem X. Seit "Unser Star für Oslo" weiß man ja nicht nur, dass man selbst in heutiger Zeit echte Musiktalente mit Castingshows entdecken und begeistern kann, sondern dass man das Ganze auch ohne Sozialkitsch und Überdramatisierung spannend präsentieren kann.
Meine größte Hoffnung an "X Factor" war daher, dass VOX dafür vielleicht bei den richtigen Leuten gelernt hat und bei der Inszenierung etwas weniger RTL und stattdessen etwas mehr Raab einfließen lässt.

Tja, leider leider leider wurde diese Hoffnung schon jetzt zu großen Teilen vernichtet. Die erste Sendung fühlte sich wirklich an wie ein DSDS mit angezogener Handbremse oder wie der zweistündige Zusammenschnitt der Gesangsbeiträge eines Supertalent-Castings (was uns ja auch bald wieder blüht). Es wurde wieder an allen Ecken gemenschelt und wieder so viele schwere Kindheiten aufgearbeitet, dass man die Musik fast schon nicht mehr genießen konnte. Und auf die obligatorischen Peinlich-Auftritte wurde ebenfalls nicht verzichtet, auch wenn sie vergleichsweise eine erstaunlich geringe Sendezeit eingenommen haben.
Wenn dieser Stil also nach dem Wochenende von VOX beibehalten wird, ist das einzige X, das da den Unterschied zum großen Bruder macht, das X im Sendernamen. Inszenatorisch erfindet "X Factor" das Castingshow-Rad nicht neu, so wie es wohl manche Kritiker erhofft haben.

Aaaaber... einen Pluspunkt muss ich dieser Show auf jeden Fall zusprechen. Sie hat die mit Abstand sympathischste Jury, die ich seit langem gesehen habe. Sarah Connor, Till Brönner und George Glueck sind ein überraschend "normales" und homogenes Trio, obwohl sie bei ihren Kommentaren oftmals alles andere als zimperlich sind. Sie sind alle trotz ihrer Professionalität und ihrer Karrieren in keiner Weise überheblich bei ihrer Kritik, sondern stellen sich wirklich in den Dienst der Aufgabe.
Die Attitüden eines Detlef D! Soost oder eines gewissen Dieter B. sind hier komplett Fehlanzeige. Respekt, sag ich da nur. Das ist für mich sogar der Hauptgrund, mir auch die nächste Sendung anzuschauen.

Und schließlich will ich wie Millionen andere Leute wissen, warum denn jetzt Sarah bei Joana so heulen musste. *schüff*

ESC 2011 - Der erste Schritt

Die erste Deadline zu DEM Musikfest des nächsten Jahres ist endlich vorüber. Seit heute wissen wir offiziell, wo der Eurovision Song Soncest 2011 stattfinden könnte. :-)
Sind am Ende jetzt doch "nur" vier Städte geworden, die sich ernsthaft dafür beworben haben, aber alles scheinbar interessante Alternativen. Ich könnte mir auf jeden Fall in jeder der vier Städte meinen einwöchigen Urlaub vorstellen. ^^
Was nach eurem Empfinden die Topadresse für diese Party ist, könnt ihr gerne in der Umfrage kundtun.

Neue Späßle aus der RTL-Gruppe

Wer jetzt auf eine Kritik der neuen Castingshow-Sensation "X Factor" hofft, muss sich noch ein wenig gedulden. Ein Weltformat wie dieses bedarf einer ganz besonderen Betrachtung. :-)
Außerdem, die viel bessere Nachricht kam ja diese Woche ohnehin von RTL 2. Die haben endlich das erklärt, was wir alle im Grunde ohnehin gewusst haben: Ihr Programm ist scheiße!

Okay, sie haben es ein bisschen galanter formuliert, aber es ändert nicht wirklich die Aussage: "Im Rahmen der Neupositionierung der Marke 'it's fun' führt RTL 2 neue Maßnahmen zur Sicherung der Programmqualität ein. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Programme von RTL II künftig in größerem Maße als bisher den qualitativen Ansprüchen gerecht werden, die der TV-Sender mit dem Start seiner neuen Markenpositionierung 'it’s fun' im vergangenen Jahr Zuschauern und Werbekunden versprochen hat."

Na, wenn das mal kein sauberer Schuss durchs eigene Knie ist. Aber wie heißt es so schön: Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Ich bin schon sehr gespannt auf die Qualitätsoffensive und was dafür alles unter den Hammer fällt. Wenn ihr Inspiration braucht, ich hätte so ein paar Vorschläge, gerade so für die Time-Slots zwischen Sonntag Morgen und Samstag Nacht. *höhö*

Mittwoch, 18. August 2010

Pimp your Blog

Da uns Blogger schon so großzügig diesen Design-Generator zur Verfügung stellt, dachte ich: Unterziehe ich meinen Blog doch einer kleinen Frischzellenkur und gebe ihm auch einen etwas professionelleren Look. Das wertet die Texte gleich eum ein Vielfaches auf. :-)

Mord mit Aussicht auf Erfolg

Ihr glaubt gar nicht, wie sehr mir dieser Regionalkrimi-Hype im Buchmarkt auf die Nerven geht. Jedes Kaff von Hiddensee bis Kempten, das zumindest nach Meinung der Autoren oder Verlage so etwas wie individuellen Lokalkolorit versprüht, muss inzwischen als Kulisse für mehr oder weniger belanglose Mordgeschichten herhalten. (Ja, es gibt sogar inzwischen eine Krimireihe, die in Würzburg spielt)

Neu ist dieser Trend ja nicht wirklich. DasErste und ZDF machen das im Fernsehen ja schon seit einer Ewigkeit mit ihren gefühlten 100 SOKO-Serien, Tatorten und Polizeirufen. Und in den USA hat man CSI und NCIS inzwischen ebenfalls den Reiz des Local Branding oder wie auch immer das heißt entdeckt. Aber was steckt inzwischen unter all diesen Labels? Ähnlich wie bei den nur 08/15-Krimi, dem außer ein paar reizenden Stadtimpressionen mit der Zeit jegliche regionale Tümelei abgetrieben wurde. Ein Charakter wie Bienzle oder Palü hat schon lange ausgedient und wird wohl höchstens in Form einer weiteren Kluftinger-Verfilmung sein Comeback finden.

Das einzige Glanzlicht, das sich da momentan hervorhebt, ist "Mord mit Aussicht", die momentan noch auf dem unkaputtbaren Dienstagabend-Sendeplatz im Ersten läuft. Ich gebe zu, es hat ein bisschen gedauert, aber so langsam reiht sich die Serie bei meinem Deutsche-Serien-Ranking (siehe links in der Spalte) immer weiter oben ein. Allein die heutige Folge war nicht nur ein Heidenspaß, den Machern gelingt es hier mit den einfachsten filmischen Mitteln die von der Serie forcierte Stimmung zu erzeugen.

Die eigentliche Langeweile einer Dorfpolizei wie in Hangesch in der Eifel vor, in der tödliche Unfälle und Morde im Realen so selten passieren, lässt alle Figuren mit der Zeit so lakonisch werden, dass selbst das den Aufgeregheitsmesser kaum merklich über die Nullgrenze hebt. Es gehört für die Beteiligten schlicht und ergreifend zum Job.
Die Serie ist für mich damit fast schon eine Karikatur auf die momentane Fernsehkrimi-Kultur, die alles inhaltlich und vor allem bildästhetisch aufbläht, außer wenn wie bei den Münsteraner Tatort-Ermittlern ein bewusst humoristisches Zerrbild gewählt wurde. An jeden Fan dieser Lokalkrimis sei also der Rat: Gebt euch nächste Woche die vorerst letzte Folge. Und hofft auf eine weitere Staffel dieser wundervollen Serie.

Als Schmankerl und als Vorgeschmack habe ich ein Transkript zu einem Dialog aus der heutigen Folge gemacht, einer der geilsten und lustigsten, den ich seit langem gesehen habe und der das ganze Koloritgeschwafel wunderbar zusammenfasst: (Mit Bild und Ton könnt ihr den in der ARD-Mediathek bis nächsten Dienstag genießen)


Szene an Sonja Haas' Haustür (Die Hauptfigur); Herr Zielonka, ihr Vorgänger im Revier und ihr Vermieter, kommt heraus mit einem Müllsack.


ZIELONKA: N'Abend, Frau Haas.
HAAS: N'Abend, Herr Zilonka.
ZILONKA (bleibt stehen, dreht sich zu ihr): Na?
HAAS: Na?
ZILONKA: Feierabend für heute?
HAAS: Hhm.
ZIELONKA: Ne. (Pause) Jo. (Pause) Und? Pläne?
HAAS: Nö. (Pause) Müll?
ZIELONKA: Hm, hm.
HAAS: Hhm.
ZIELONKA: Also wissen Sie, normal is das nich. So ne junge attraktive Frau wie sie. Und ganz allein aufm Dorf.
HAAS: Allein sind sie doch auch.
ZIELONKA: Ich hab meinen Sohn. (Geht Richtung Mülltonne)
HAAS (ruft ihm nach): Hhm. In Kanada! Toll!

Sonntag, 15. August 2010

Germany's next Menowin

Im ersten Moment könnte man es als einen Versuch deuten, DSDS wieder zurück zu einem niveauvollen Musikwettbewerb zu führen.
Immerhin will RTL in der neuen Staffel von jedem Recall-Teilnehmer eine Schufa-Auskunft, ein polizeiliches Führungszeugnis, ein allgemeinmedizinisches Attest und das spezielle Attest eines HNO-Facharztes. Damit soll laut Angaben des Senders gewährleistet sein, dass die Bewerber der psychischen Belastung dieses Wettbewerbs gewachsen sind (und nicht spontan eine Messerstecherei beginnen, weil sie nicht in die Mottoshows kommen).

Aber mal im Ernst: RTL will doch nicht ernsthaft auf die vorbestraften Drogendealer, Möchtegernzuhälter und Prekariatsopfer mit Migrationshintergrund verzichten. Die PR-Abteilung hätte doch sonst beim täglichen Kaffeeplausch mit der BILD gar nichts mehr zu erzählen.

Und warum sonst sollte man noch DSDS anschauen? Etwa wegen der musikalischen Qualität? *prust* Oder wegen Patrick Nuo und Fernanda Brandao, die beiden neuen Stuhlwarmhalter neben Dieter Bohlen. *doppelprust*

Nene, RTL, verarschen könnt ihr jemand anderen, aber mich nicht...

Donnerstag, 12. August 2010

Ausgerechnet Super RTL

Man gewöhnt sich ja an viele Sachen, wenn es um das Thema ausländische Serien geht.

Dass es sich RTL am Dienstag inzwischen in ihrem gemachten Nest aus House, Monk und CSI gemütlich macht und lieber eine alte Staffel zum 30ten mal abnudelt, bevor sie es mal wagen, eine dieser heiligen Kühe für eine neue Serie auszusetzen.

Dass KabelEins am Nachmittag mit ihrer siebenstündigen Sitcom-Endlosschleife aus "King of Queens", "What's up, Dad" und "Two and a half Man" seit einer gefühlten Ewigkeit Top-Quoten erzielt und man jetzt erst beim mittleren Bruder ProSieben auf den Trichter kommt, das Gleiche mal mit seinen Top-Sitcoms auszuprobieren, anstatt weitere Scripted Reality-Scheiße herzustellen, die qualitativ noch unter dem RTL-Bodensatz anzusiedeln ist.

Dass anspruchsvolle Serials oder Serien mit eher abseitigen Settings wie "Dexter", "Californication", "In Treatment" oder "Lost" entweder als Lückenfüller im Nachtprogramm fungieren oder innerhalb der Senderfamilie nur noch am unteren Ende der Nahrungskette ausgestrahlt werden, weil sie das Gehirn des gemeinen Durchschnittsguckers zu sehr fordern.

Dass sowohl die aktuellen als auch die schon vergangenen Serienperlen bei arte, ZDFneo oder EinsFestival unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufen und sich ihre Existenzberechtigung darauf beschränkt, dass sie durch diese Ausstrahlung für den deutschen DVD-Markt zugänglich sind.

Dass sich kein Mensch über diese Klausel im Standard-Lizenzvertrag bewusst ist, aber immer stupide darüber wettert, wie scheiße die deutsche Synchro mancher Sitcoms ist (und darum sich jede Folge auf Englisch im Internet reinzieht, was wiederum dafür sorgt, dass die Quoten im Fernsehen im Keller bleiben und dadurch die Serien in Deutschland nie auf einen grünen Zweig kommen)

Dass RTL trotz DSDS und dem Supertalent nicht die Eier hat, einer musikorientierten Serie wie "Glee" eine Chance in ihrer Primetime zu geben.

Stattdessen landet die wohl interessanteste amerikanische Serie seit langem wo?


BEI SUPER RTL!!! JA, GEHT'S DENN NOCH?

Donnerstag, 1. Juli 2010

Erkenntnisreicher Tag

OK, seit gestern weiß ich drei Dinge sehr genau:

1. Dass die Linke der größte politische Kasperleverein der Welt und nicht mehr ernst zu nehmen ist

2. Dass ein sympathischer Nicht-Politiker wie Joachim Gauck wegen solcher Pseudo-Profilierer um das Amt des Bundespräsidenten gebracht wurde und stattdessen der unauffällige Saubermann Wulff inthronisiert wurde

3. Dass ich in der Woche vom 9. bis 14. Mai 2011 definitiv im Urlaub bin. Irgendwo in Deutschland. :-)


Ach ja, und leider weiß ich nun, dass der NDR offensichtlich das Wort Rückgrat nicht in seinem Wortschatz kennt und vor lauter öffentlich-rechtlicher Einfallslosiskeit lieber den Duckmäuser macht. Ein Jammer...

Dienstag, 15. Juni 2010

Das braune Haar in der Suppe

Wir hätten ja wirklich allen Grund für Schland-Euphorie. Jogis Team hat gestern für die bislang einzige sehenswerte Partie der WM gesorgt, obwohl der Sieg so deutlich ausfiel und dementsprechend eine eher unspannende Dramaturgie hatte. Die Bericht erstattenden Medien könnten bis Freitag gar nicht mehr aufhören mit objektiven Lubhudeleien und Detailanalysen zu jedem einzelnen Tor und Feldspieler in der Partie.

Aber nein, was ist von dem ganzen Abend wieder hängen geblieben? Zwei dumme Worte von Katrin Müller-Hohenstein: Innerer Reichsparteitag.

Noch während der Partie haben irgendwelche Leute bei Twitter und Facebook KMHs Kopf für diese ZWEI WORTE gefordert. Ich sag mir nur: HALLO!? Habt ihr wirklich keine anderen Probleme?
Alle tun so, als hätte die Frau vor laufender Kamera die Eva Herman gemacht. Diese Beschreibung ist kein Hohensteinscher Neologismus, sie ist eine geläufige, grenzwertig zotige Floskel für einen euphorischen Zustand. (Wer die genaue Beschreibung erfahren will, wird auf irgendeiner Nachrichtenseite bestimmt fündig) Dass man sich selbstverständlich mit dieser Art von Humor immer auf sehr dünnes Eis begibt ist klar, und gewiss sollte man als eine Moderatorin wie KMH so viel Professionalität besitzen, dass solche Worte in diesem Rahmen trotz aller Lockerheit nicht über die Lippen kommen. (
Bei fast 30 Millionen Zuschauern ist rein rechnerisch die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass sich jemand über irgendetwas aufregt.)

Aber herrje, Sportreporter und Kommentatoren labern oft in 90 Live-Minuten so viel Dünnpfiff, dass man damit sämtliche Vuvuzelas in Afrika zustopfen könnte. Warum sich bitte jetzt an dieser einer Formulierung künstlich aufgeilen? Nimmt einfach ihre Entschuldigung an und gut ist. Erfreut euch lieber an unseren tollen Fußballern und fiebert am Freitag wieder kollektiv mit, wenn sich gegen Serbien hoffentlich der gleiche Zauber wie gestern entfaltet.

Freitag, 11. Juni 2010

Sensation auf Sensation

Menschenskinder, die Sensationsnachrichten hören gar nicht mehr auf. Erst Lenas Sieg beim Song Contest, dann der Rücktritt des Bundeshorsts, dann die Abschaffung der GEZ und jetzt DAS: Der Jauch macht ab Herbst 2011 in der ARD den Talkonkel nach dem Sonntagstatort.
Da wäre ein WM-Sieg für Deutschland fast schon die logische Konsequenz. ;-)

Donnerstag, 10. Juni 2010

R.I.P. GEZ

Als ich gestern Nacht meine letzten Internetstreifzüge vor dem Schlafengehen gemacht habe, wollte ich plötzlich meinen Augen nicht trauen.

Wie?! Man hat beschlossen, dass das aktuelle Gebührenmodell und damit die GEZ ab 2013 abgeschafft wird?! Einfach so???

Ich habe es erst für einen Fake gehalten, aber als ich die Nachricht auf zwei weiteren seriösen Medienseiten gefunden habe, bin ich langsam dazu übergegangen, diese Sensationsnachricht zu glauben.

Wahnsinn, soll das wahr sein? Nie wieder Pseudo-Mahnungen mit den fast schon inkassowürdigen Drohungen? Kein großes Abmeldungstamtam oder gepflegtes Schwarzsehen mehr, mit dem man vor seinen Kollegen angeben könnte?
Nö, alles bald Vergangenheit. Stattdessen zahlt ab 2013 einfach jeder Haushalt pauschal einen Beitrag, der laut der Nachrichten maximal den aktuellen monatlichen Gebührensatz erreicht. Dann kann man in jedem Haus so viele Geräte haben wie man will, ohne für jeden neuen Pups gleich die GEZ scheu zu machen.
Natürlich benachteiligt diese neue Regelung vor allem die Haushalte, die weder Fernseher noch Radio noch Computer noch Internet haben (sprich diejenigen, die ein wenig im falschen Jahrhundert leben) oder diejenigen, die zwar Fernsehen haben, aber keine Öffentlich-Rechtlichen Sender schauen, weil sich dank RTL (II) ihr IQ auf Zimmertemperatur befindet.
Aber dieses Modell geht ja weit über das Fernsehen hinaus. Ich bin zugegebenermaßen auch immer mehr ein Mediatheken-Mensch, weil ich meistens immer andere Verpflichtungen habe, wenn irgendetwas läuft, das mich interessiert. Und gerade für diese Zuschauergruppen, die ihr Fernsehen oder ihr Radio nicht mehr über den klassischen Weg beziehen, ist diese offene Haushaltsabgabe wesentlich effizienter.
Ich freue mich, dass die Rundfunkanstalten tatsächlich über ihren Schatten gesprungen sind und sich zumindest prospektiv von dem althergebrachten Gebührenmodell verabschiedet haben.

Darauf ein Prosit und schon jetzt als Andenken an eine große Ära meinen persönlichen Lieblings-Spot der GEZ. Viel Spaß damit!


Dienstag, 1. Juni 2010

Nee ernsthaft, Stefan...

Lena wird nächstes Jahr NICHT! ein zweites Mal für Deutschland antreten. Dir ist doch wohl klar, dass sie nur verlieren kann? Bring den NDR nicht auf dumme Gedanken! Die sind so verzweifelt und deppert, dass sie dir die Story tatsächlich auch noch abkaufen, weil sie denken: "Cool, müssen wir wieder nur eine Show produzieren. Dann sparen wir Geld für die eigentlichen Shows."
Lassen wir Lena und uns diesen einmaligen Moment und genießen ihn in Vorfreude auf 2011 und eine neue Talentsuche.
Schlaf dir erst mal die Endorphine aus dem Kopf, dann reden wir in aller Ruhe über den nächsten Vorentscheid und alles andere, ja?

Montag, 31. Mai 2010

Mal etwas, das nicht mit dem ESC zu tun hast

Vor lauter Song Contest-Vorfreude ist meine restliche Betrachtung der Fernsehwelt etwas zu kurz geraten. Dabei sind gerade in der letzten Woche zwei Neuigkeiten erklungen, die mich zum einen erfreuen, zum anderen sehr betrüben.

1. "Die perfekte Minute" wird fortgesetzt

SAT. 1 hat in den letzten Wochen tatsächlich einige gute Momente gehabt und entwickelt sich zumindest in der Primetime langsam wieder zu einer sehenswerten Alternative. Das ist nicht nur den Übertragungen von Champions und Europa League und dem neuen deutschen Serienmontag zu verdanken, der nach der WM-Phase hoffentlich in irgendeiner Weise erhalten bleibt. Es liegt auch an der neuen Freitagabend-Show "Die perfekte Minute". Ich habe jede der fünf Episoden gesehen und war jedesmal sehr angetan und gebannt.
Es ist endlich mal wieder ein Showformat, das original SAT.1 ist und nicht wie der billige Abklatsch eines erfolgreichen RTL- oder ProSieben-Formats wirkt. Und mit Ulla Kock am Brink hat man eine richtig gute Personalie im Boot, die dem ganzen Spektakel den professionellen Rahmen gibt. Ihr Moderationsstil ist nicht aufgekratzt und krampfhaft lustig, sondern fürsorglich, empathisch und abgeklärt.
Diese Farbe steht SAT.1 sehr gut und trifft wohl genau das, was Andreas Bartl programmpolitisch mit dem Sender in der nächsten Saison vorhat.
Am Ende schwächelte zwar die Reichweite, aber darauf kann man im Herbst noch wunderbar aufbauen. Meinen Segen hat dieses Format auf jeden Fall. :-)

2. Georg Schramm verlässt "Neues aus der Anstalt"
Diese Nachricht klingt erst einmal sehr unspektakulär, aber sie hat meiner Meinung eine unglaubliche Tragweite für die deutsche Fernsehhumorlandschaft. Die zurecht gefeierte Show "Neues aus der Anstalt" verliert bereits im Juni seine große Stütze, da Georg Schramm in Zukunft wieder die Bühne dem Fernsehstudio vorziehen will. Eine Tragödie!
Georg Schramm ist zweifelsohne der beste politische Kabarettist, den das deutsche Fernsehen zu bieten hat. Er war nicht nur mein persönliches Highlight und der heimliche Star im "Scheibenwischer", er hat zusammen mit Urban Priol im ZDF etwas noch Größeres geschaffen: Kabarett mit Intelligenz und von echter Relevanz für eine breite Masse.
Jetzt wird ein enormer Teil wegfallen, den diese Sendung ausmacht, und wird nur schwer zu füllen sein. (Fast so schwer wie das Bohrloch im Golf von Mexiko *höhö*) Einer der Hauptgründe für den Erfolg liegt nämlich zweifelsohne auch in der Konstellation Priol/Schramm. Dieses explosive Gemisch, das sie jedes Mal vor der Kamera entfalten, ist bereits so sehenswert, dass das Einschalten lohnt. Die Gäste und die Satire sind nur das Zuckerl obendrauf.
Ich ahne daher leider Schlimmes, was die Zukunft dieses Formats angeht. Der "Scheibenwischer" war nach Schramms Abgang ebenfalls nicht mehr sehenswert und ist in der Versenkung verschwunden. Was, wenn ZDF das gleiche Schicksal mit diesem First-Class-Format erleidet?...
Aber hoffentlich ist Herr Schramm so unbescheiden, dass er seinen Figuren in der Anstalt einen würdigen Abschied in der Sendung verpasst. Notfalls muss der Priol dafür sorgen.

Sonntag, 30. Mai 2010

Der gesharte Moment

So langsam verschwindet zumindest der Kater. :-) Die Ungläubigkeit über das, was gestern Abend passiert ist, wird aber erst einmal noch bleiben.
Ich gebe zu, ich habe wirklich geweint vor Freude, als irgendwann das letzte Land seine Punkte verteilt hat und ganz oben links in der Tabelle immer noch groß Germany stand. Es war ein erlösendes Weinen nach einer halbstündigen Paralyse, die mich während der Punktevergabe ergriffen hat. Wirklich diese Ungläubigkeit, dass das passiert, dass die kleine Lena Mayer-Landrut nicht nur ganz Deutschland und Norwegen, sondern auch den Rest Europas offensichtlich in ihren Bann gezogen hat.
Schon davor bei Lenas Auftritt war ich fertig mit der Welt. In Gebetshaltung und am ganzen Körper schwitzend habe ich während jeder Silbe gelitten, gehofft, gebangt, habe mit jedem Takt ihr die Daumen gedrückt, dass die Töne sitzen, dass sie nicht auf Gracia macht und plötzlich vor lauter Nervosität einbricht. Aber es lief alles gut. Es wurde ein rundum souveräner Auftritt, der die Leute in der Halle maßlos begeistert hat.
An dem Punkt dachte ich: Okay, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, Lena kann stolz auf sich sein und wir können es auch sein, ganz unabhängig davon, wo sie landet. Das dicke Ende, das dann kam, hat alles übertroffen, was ich erwartet habe. Ich war nur noch fassungslos glücklich und habe vor Freude ein ganze Tempo-Packung verheult. ^^

Aber selbst ohne Lena-Brille muss man sagen, dass es ein ordentliches und denkwürdiges Finale war. (Denkwürdig leider vor allem wegen dieses A****fi****s, der Spaniens Auftritt gestört hat) Das Feld war sehr ausgewogen und man kann keinem Land (außer Russland natürlich) große Schwächen vorwerfen. Der enge Abstand zwischen Platz 2 und 9 zeigt das sehr schön. Im Großen und Ganzen muss ich allerdings sagen, dass mich viele Platzierungen durchaus überraschen.
Im Vergleich zum Vorjahr, wo ich wirklich mit jedem Land in den Top10 vollends leben konnte, überwiegen dieses Jahr eher die "War abzusehen" - [Aserbaidschan, Dänemark, Rumänien (!) ^^, Armenien, Griechenland, Georgien] und "Och nö"-Momente [Türkei, Ukraine]. Lediglich Belgien hat seinen sechsten Platz mehr als verdient. Zeitweise sah es ja sogar so aus als wäre Tom Dice Lenas schärfster Konkurrent, und ganz ehrlich: Wenn Tom Dice uns geschlagen hätte, hätte ich genauso gejubelt wie für Lena, denn dann hätten sich zwei grandiose Songs an die Spitze gesetzt, die beide musikalisch und nicht mit irgendwelchem visuellem Pomp überzeugt haben.
Das ist ein gutes Zeichen für den Contest und wieder ein Argument für die Jurypunkte. Endlich haben die ständigen Punktediskussionen ein Ende und man kann sich auf die Songs konzentrieren, denn man hat wieder die Gewissheit: Ein gutes Lied braucht keine große Show, um eine angemessene Platzierung zu erreichen.
So gesehen kann man das Scheitern der großen Schmalzballaden nach alter Schule [Norwegen, Irland, Weißrussland] und mancher Eurodance-Nummer [Island, Moldau] ebenfalls als ein Zeichen sehen. Der Contest ist wieder im Popbusiness angekommen. Contest und Charts sind nicht mehr zwei getrennte Welten, von denen jede ihre eigenen Gesetze bezüglich ihrer Musik hat. Und durchschnittliche Songqualität kann nur noch im Ausnahmefällen [Griechenland] mit einer pompösen Inszenierung überdeckt werden. Das alles zusammen verspricht ein gutes Jahrzehnt für den Contest. Freuen wir uns drauf...


Über all dem hinaus freue ich mich aber ganz besonders für all die Zweckoptimisten, die diese Veranstaltung in den für Deutschland harten oder schwächeren Zeiten verteidigt haben und die dem Contest die Treue gehalten haben.
Für jeden passionierten Grantler, der sich gerade in den 2000ern über vorhersehbare Zuschauervotings aus Osteuropa aufgeregt hat, aber deswegen nicht kapituliert hat, sondern immer gedacht hat: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel."
Für jeden, der nach jeder Enttäuschung stets den Blick sehnsüchtig zum NDR gewendet hat, um zu erfahren, was das neue Wundermittel fürs nächste Jahr sein würde.
Für jeden, der schon vor "Unser Star für Oslo" jedes Jahr aufs Neue hundertprozentige Solidarität zu unserem Beitrag bewiesen hat, ganz egal wie er selber die Qualität fand.

Sie alle, die wahren Fans des ESC, zu denen ich mich selber auch zähle, wurden dieses Jahr nach 27 kleineren oder größeren Rückschlägen endlich wieder belohnt. Danke, Europa, für dieses Geschenk!


Glückwunsch Lena

Lena hat es geschafft!!!!
Später mehr Gedanken. Fürs erste, Länder die ich bald bereisen werde :
Dänemark, Estland, Spanien, Slowakei, Schweiz, Lettland, Finnland, Norwegen, und Schweden.

Freitag, 28. Mai 2010

ESC 2010 - Kurzanalyse 2. Halbfinale

Huiuiui, der gestrige Abend hat wirklich gehalten, was er versprochen hatte: Ein hochwertiges Teilnehmerfeld, das einem die Entscheidung am Ende nicht leicht gemacht hat. Nicht einen Beitrag konnte man als völlige Grütze abschreiben oder hat sich als totaler Rohrkrepierer erwiesen. Selbst der Schweiz und Slowenien konnte man irgendwie etwas abgewinnen. Gut, es war von Anfang an klar, dass das bei denen nichts wird mit dem Halbfinale, aber man kann sagen, dass sie sich ordentlich präsentiert haben. Auch die Niederlande, die aus irgendeinem Grund in Peter Urbans Kopf als sicherer Finalist gehandelt wurde, kann das auf jeden Fall von sich behaupten. *schnüff* Ik ga je missen, Sieneke. Zij niet treurig dat je niet in de finale gekomen bent.

Gleichsam hat allerdings der Kreis der so genannten Favoriten nicht so brillieren können, dass man jetzt Angst haben und alle Segel streichen müsste. Bei Armenien kann ich mich nur an das aufgepushte Dekolleté von Eva Rivas und das dumme Getanze um den XXL-Aprikosenkern erinnern, bei Safuras Song aus Aserbaidschan hat das überchoreographierte Rumgetrippel dem Lied eher geschadet als genützt und sowohl bei Frau Kavanagh aus Irland als auch bei Herrn Skaat aus Israel lief stimmlich nicht alles rund.

Da hat sich bei mir, ähnlich wie Island im ersten Halbfinale, ein anderes Land spontan hervorgehoben, nämlich Rumänien. Das war ein zu jeder Sekunde überzeugender Auftritt, der mich sofort mitgenommen und begeistert hat. Keep an eye on that on Saturday.

Die restlichen Qualifikanten waren bis auf Zypern keine große Überraschung mehr. Die Türkei zehrt von ihrem stilistischen Außenseiterdasein (und von ihren Emigranten *höhö*), Dänemark genießt mit ihrer glatten Ballade gewiss den Rückhalt der klassischen ESC-Fans, Georgien überzeugte stimmlich trotz einer ebenso überchoreographierten Performance wie Aserbaidschan und die Ukraine hat erfreulicherweise zu dem nicht vorhandenen Song nicht mehr Performance gemacht als nötig, weshalb ich mit ihrem Weiterkommen leben kann.

Aber der eigentliche Höhepunkt der Show war ohnehin am Ende der Votingphase, als vom Rekordhalter Norwegen ein Rückblick auf die besten Letzten der Grand Prix-Geschichte geworfen wurde. :-))) Famos, einfach nur famos.

Jetzt stellt sich natürlich die ultimative Frage: Wer wird es denn jetzt? Kann es Lena schaffen?
Meine Antwort: Hmmmmmmmmmm.... man weiß es nicht. Von dem bisher Gesehenen zumindest hat sich nichts so dermaßen ins Gedächtnis gebrannt oder mich so sehr begeistert, dass ich ihm vorbehaltlos den Sieg zuspreche, vor allem nicht innerhalb derjenigen, die im Vorfeld groß als Favoriten gehypet wurden. Es haben sich vielmehr noch weitere Länder wie Island oder Rumänien zum Beispiel in den potentiellen Favoritenkreis hineingesungen. Deshalb ist der Sieg morgen für mein Empfinden noch völlig offen und wird mir wohl bis Mitternacht das eine oder andere graue Haar bescheren.
Aber wenn ich mich schon konkreter festlegen müsste, würde ich sagen, dass diesmal keine Ballade das Rennen machen wird, nicht einmal die sehr modernen Vertreter aus Georgien oder Aserbaidschan. Dementsprechend ist für Lena mit ihrer Up-Tempo-Nummer durchaus Potential vorhanden.
Das größte Fragezeichen bleibt allerdings der Show-Faktor. Das einzige, das scheinbar in den Fan-Foren und vor Ort an Lena bemängelt wird, ist die unspektakuläre Performance zu ihrem Song. Ein auf das Nötigste reduzierte und sehr dunkles Setting, keine spektakulären Lichteffekte, kein flippiges Rumgehampel von Lena...
An diesen Aspekten können sich die Geister nun wieder wunderbar scheiden. Ich selber auch habe vor einer guten Woche genau diesen Aspekt als den möglichen Schwach- und Knackpunkt gesehen und gehofft, dass er dank Stefan Raab vermieden wird.
Andererseits kann ich jeden, der deswegen herumkrittelt, fragen: Tut das denn Not? Gerade angesichts des restlichen Feldes, das sich nun um Lena herum gebildet hat, könnte aus dieser "Not" eine Tugend werden. Raab und Konsorten lassen ja Lena diese puristische Performance nicht machen, weil ihnen nichts Besseres eingefallen ist. Und das Weiterkommen von Belgien und Zypern zeigt bereits auf eindrucksvolle Weise, dass ein solider, unaufgeregt inszenierter Song ebenfalls Chancen hat.
Bei unseren deutschen drei Minuten soll einzig und allein Lena und ihr Song im Mittelpunkt stehen und nichts anderes soll die Leute begeistern. Wenn sie dabei ihr Lächeln nicht verliert und den Song straight und sauber durchzieht, wird das auch völlig reichen. Dann könnte ihr Song wirklich die perfekte Mitte zwischen all dem grellen Humtata und den getragenen Balladen werden und damit den Nerv der Zuschauer und auch der Jurys treffen. Dann ist, wie schon häufig hier gesagt, alles nach oben hin möglich.
Die einzige, die das jetzt noch in der Hand hat, ist Lena selbst, und ich drücke ihr alle Daumen dafür, dass sie morgen Abend ihre Coolness wiedererlangt, jeglichen Druck für diese drei Minuten ausschaltet und diesen einmaligen Moment auf der Bühne einfach nur genießen kann.

Lena, du packst das!

Donnerstag, 27. Mai 2010

ESC 2010 - Kurzanalyse 1. Halbfinale und Tippspiel 2. Halbfinale

Abgesehen von meinem teils optimistischen Tipp und mit etwas Distanz zum Geschehenem muss ich sagen, dass das 1. Halbfinale besser wurde als erwartet. Das Feld bleibt in der Summe zwar immer noch Durchschnitt, aber viele haben den Moment genutzt und mich positiv überraschen können.
Die Griechen, die ich eigentlich für ihr Humtata verurteilen wollte, haben mich leider Gottes mit ihrem OPA! angesteckt und mich zu einem Trinkspiel für Samstag Abend inspiriert. (Wer das Majestäts-Spiel kennt, weiß was ich meine ^^) Weißrussland hat zusammen mit Malta ein würdiges Comeback der legendären Trickkleider eingeläutet, wofür zumindest die Weißrussen auch belohnt wurden. Und Island sollte ganz dringend der Licht- und Bildregie ein dickes Präsent zukommen lassen, denn die haben bei diesem Beitrag ganze Arbeit geleistet. Das Lied, das bei mir bisher höchstens Deja-vús an 2008 erzeugte, hat mich richtig geflasht, was ich aus meiner Erfahrung heraus als ein sehr gutes Zeichen sehe. Hera Björk muss man spätestens seit gestern Abend auf der Rechnung haben.
Es haben sich allerdings auch viele meiner Vermutungen bestätigt. Lettland war wirklich zum Davonlaufen und ist zurecht ausgeschieden, Russland ist weiterhin zum Davonlaufen, aber ist trotzdem weitergekommen. Dazu sage ich nur: Wenn Russland ironisch sein darf, dann gehört morgen auch die Niederlande ins Finale. :-)
Immerhin, zur ausgleichenden Gerechtigkeit, haben auch die eher untypischen Balladen aus Portugal und Belgien den Weg ins Finale geschafft. Und es sind Gott sei Dank all die anderen rausgeflogen, die einen Finaleinzug ohnehin nicht verdient hätten: Estlands musikalisches Schlafmittel, Mazedoniens mit Nutten angereicherter Schmalspur-Rock und das Balladennichts aus Malta. Insgesamt kann ich also mit den 10 Finalisten durchaus leben. Keiner davon stellt zumindest eine echte Gefahr für Lena dar, außer vielleicht die besagte Hera Björk. (Gott, stellt euch vor, wir hätten nächstes Jahr einen Vorentscheid mit dem Namen "Unser Star für Reykjavik". Die arme Kreativabteilung, die dafür das Logo basteln müsste... ^^)

Aber auch allgemein lassen sich bereits einige Dinge aus diesem Abend herauslesen:

1. Die Tatsache, dass das Voting mit dem ersten Beitrag beginnt, hat offensichtlich keinen Einfluss aufs Ergebnis. Die Finalisten erstrecken sich gut verteilt von Startplatz 1 bis 17.
2. Die Jurywertung bereits im Halbfinale einzusetzen, erweist sich ebenfalls als gut. Es würde mich zumindest schwer wundern, wenn Belgien und Portugal auch ohne Jurypunkte ins Finale gekommen wären. Das werde ich auf jeden Fall im Nachhinein überprüfen.
3. Selbst die Jurywertung im Halbfinale schafft es nicht, Russland aus dem Finale fernzuhalten. :-)

Bleibt mir nur die Vorfreude auf ein wohl noch geileres und nervenzerreißenderes 2. Halbfinale, denn das quillt förmlich über an Perlen und potentiellen Favoriten für die Top-Positionen. Das wird ein verdammt harter Kampf und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erleben wir beim Voting einige faustdicke Überraschungen.

Entsprechend hatte ich bei meinem Tippzettel echte Entscheidungsprobleme und hoffe mal verhalten, dass ich damit tatsächlich die 7 Treffer aus dem Vorjahr erreiche:

Armenien
Israel
Schweden

Aserbaidschan
Irland
Türkei
Kroatien
Zypern
Rumänien
Ukraine


In diesem Sinne: Bis morgen nach dem 2. Halbfinale!

Mittwoch, 26. Mai 2010

Deja-vu

Hm, genau die gleiche Quote wie letztes Jahr beim 1. Halbfinale: 60 Prozent.

Und genau meine Angstländer Russland und Griechenland sind stattdessen weitergekommen. :-(( Naja, mit den Griechen kann ich fast noch leben. Sie waren fast die einzigen heute Abend, die bei mir das typische Contest-Feeling haben aufkommen lassen: So schlecht, dass es wieder geil ist.

Und dass tatsächlich Belgien den Sprung ins Finale geschafft hat, rechne ich den mitgevoteten Nationen hoch an. Aber vermutlich waren es ohnehin mehr die Jurys als die Zuschauer, die dafür gesorgt haben.

Egal, ich denke, die Samstagabend-Zuschauer können sich auf ein paar schöne Sachen freuen. Außer Russland, die hoffentlich am Wochenende mit einem 25. Platz abgestraft werden. Aber das ist wohl Wunschträumen.

Dienstag, 25. Mai 2010

ESC 2010 - Tippspiel 1. Halbfinale

Ich gebe zwar keine Siegerprognosen ab, dafür aber wie letztes Jahr meinen Tippzettel für die Top10 des heutigen Halbfinals, die wir am Samstag Abend wiedersehen werden. Immerhin hatte ich letztes Jahr einmal 60 und einmal 70 Prozent Trefferquote. Mal schauen, wie es dieses Jahr um mein Näschen bestellt ist. Hier sind meine Tipps:

Moldau
Lettland
Serbien
Belgien
Malta
Island
Weißrussland
Slowakei
Polen
Albanien


Solange nicht Griechenland oder Russland ersatzweise weiterkommen, werde ich mich auch mit weniger als 100% zufrieden geben. :-)
Viel Spaß euch allen heute Abend bei der Show!

Freitag, 21. Mai 2010

ESC 2010 - Die Großen Vier und Norwegen

Nur noch das Pfingstwochenende überstehen, dann ist es soweit. Dann kommt das 1. Halbfinale und damit die heiße Phase des Song Contests. *freu* Davor gibt es von mir noch einen letzten kritischen Bllick auf diejenigen, die sich diesen Halbfinalstress nicht geben müssen, sondern erst nächsten Samstag zum Zug kommen, nämlich die Großen Vier und der vorbildliche Gastgeber Norwegen.

1. FRANKREICH - Jessy Matador "Allez, Olla, Olé"

Eine richtig nette Stimmungs-Hymne für die anstehende WM in Südafrika. Für den Contest ist das fast ein wenig zu gefällig, womit sich die Franzosen aber scheinbar zufrieden geben. Zumindest hat man bisher den Eindruck, dass der ESC für unsere Nachbarn und ihren Beitrag dieses Jahr nicht mehr ist als ein Mittel zum Zweck, um besagtes Lied größtmöglich zu promoten.
Schade. Dabei hatte ich solche Hoffnungen, dass der Erfolg von Patricia Kaas in Moskau für eine Wende sorgt und dass die Grande Nation den Wettbewerb wieder motivierter und engagierter entgegentritt. Unter den Voraussetzungen wird es wohl eher nichts mit einer Wiederholung des achten Platzes.

2. SPANIEN - Daniel Diges "Algo pequenito"

Innerhalb der Großen Vier leidete Spanien in den letzten Jahren fast unter der größten Erfolglosigkeit. Alle möglichen Rezepte, mit denen man das europäische Publikum locken wollte, waren in den Wind geschrieben. Lediglich die Nonsens-Nummer "Baila El Chiki Chiki" von 2008 war mit Platz 16 ein kleiner Lichtblick.
Diesmal hat sich das Land zur Abwechslung für etwas Getragenes entschieden, für einen anmutigen Walzer, der musikalisch eine für spanische Verhältnisse völlig andere Richtung einschlägt. Klingt beim ersten Mal richtig befremdlich, ein Fehlgriff ist diese Nummer auf jeden Fall nicht. Ein Platz im Mittelfeld wäre durchaus verdient und erstrebenswert.

3. GROSSBRITANNIEN - Josh Dobovie "That sounds good to me"

Die Briten sind ein sehr stolzes Volk und in Sachen Fandome wohl mit das positiv bekloppteste Land im ESC-Kosmos. Die permanenten Enttäuschungen, die sie seit Jessica Garlicks dritten Platz im Jahr 2002 hinnehmen mussten, haben sie daher nicht mehr auf sich sitzen lassen und haben mit "Your country needs you" im letzten Jahr einen ähnlich ambitionierten Vorentscheid wie "Unser Star für Oslo" ins Leben gerufen. Heraus kam 2009 Jade Ewen, die grandiose Ballade "It's my time" von Andrew Lloyd Webber und ein mehr als verdienter fünfter Platz in Moskau.
Dieses Jahr kam unter den nahezu gleichen Bedingungen kompletter Bullshit heraus: Josh Dubovie, ein glanzloser Sängerknabe, mit der grandiosen Disco-Gurke "That sounds good to me" von Pete Waterman. Eine einzige Enttäuschung, obwohl Josh nicht viel dafür kann. Das Hauptproblem daran ist der Remix. Wären sie bei der Ur-Version geblieben, die beim Vorentscheid verwendet wurde, hätte man dem Lied zumindest ein bisschen was abgewinnen können. Jetzt, nachdem der Song noch einmal durch den Weichspüler gejagt und alle Kanten entfernt wurden, klingt das Lied fast belangloser als der Beitrag aus der Schweiz. Und das will was heißen. :-) Sorry, UK, aber das wird definitiv ein Griff ins Klo.

4. NORWEGEN - Didrik Solli-Tangen "My heart is yours"

Alle Achtung, Didrik ist wirklich ein würdiger Nachfolger für Alexander Rybak. Seine Ballade ist eine vom ganz alten Schlag, eine mit epochaler Größe und gnadenloser Eingängigkeit, die für viel Gänsehaut sorgen wird. Sie war daher auch lange mein Favorit im Teilnehmerfeld. Jetzt muss man fast fürchten, dass diese Größe eher zum Hindernis wird und viele den Song als "zu dick aufgetragen" empfinden werden. Das letzte Jahr hat uns ja gelehrt, dass Natürlichkeit und Musikalität anscheinend wieder Trumpf sind. Wäre echt schade, wenn Norwegen deshalb keine gute Platzierung erhielte.

Tja, dann bleibt nur noch einer übrig.

5. DEUTSCHLAND - Lena Meyer-Landrut "Satellite"

Versuchen wir eine objektive Betrachtung unseres Beitrags. Das Lied hat einen äußerst eingängigen Beat, kantige Lyrics und mit Lenas besonderer Stimme einen echten Wiedererkennungswert. Musikalisch gesehen sind wir also bestens gewappnet und wenn man gewissen Wettburös und Google glaubt, kommt dieser Stil nicht nur hierzulande gut an.
Trotz allem Hype im Vorfeld wird aber die Performance am Samstag der entscheidende Punkt sein. Es müssen nicht nur gut 1000 Menschen begeistert werden, jetzt müssen 18000 Menschen in der Telenor Arena begeistert werden. Und vor allem die Millionen Zuschauer am Fernseher. Da braucht es einfach eine Performance, die dieser Dimension gewachsen ist, gerade bei einer so stimmungsvollen Mitwipp-Nummer. Drei Minuten unkontrolliert über die Bühne trippeln wird fürchte ich nicht funktionieren, auch wenn Lenas Natürlichkeit ein sehr großes Plus ist. Raab wäre aber nicht Raab, wenn er für Lena nicht irgendetwas entwickelt hätte, das ihre Performance Oslo-tauglich macht.
Fassen wir am besten so zusammen: Geht der Auftritt aus irgendeinem Grund in die Hose, wird sämtliche Sympathie schnell verpufft sein und die Platzierung entsprechend ausfallen. Shit happens.
Wenn jedoch Lena und Stefan das richtige Mittel für Oslo finden und Lena sich von der gigantischen Kulisse nicht einschüchtern lässt, kann ich nur sagen: Why not?
Zweifelsohne hat Lena eine vergleichsweise machbare Konkurrenz. Kein Beitrag sticht bisher groß und berechtigterweise als Favorit hervor, zumindest nicht so, wie es Alexander Rybak letztes Jahr gemacht hat. Es gibt einen gewissen Dunstkreis an Favoriten, in dem Länder wie Armenien, Aserbaidschan, Türkei, Georgien und auch wir herumschwirren, aber eine klare Nummer 1 scheint es diesmal im Vorfeld nicht zu geben. Das ist gut, denn dadurch könnte der Contest zwar nicht der qualitativ beste, aber immerhin einer der spannendsten seit langem werden. (Ist zwar nicht gut für meine Nerven, aber was soll's... ^^)
Und aufgrund dieser Gegebenheiten ist ganz objektiv betrachtet bei einem perfekten Auftritt von Lena nicht nur eine Platzierung im einstelligen Bereich drin. Vielleicht erleben wir tatsächlich den magischen Moment, auf den wir seit 1982 warten. Die Voraussetzungen dafür waren auf jeden Fall schon lange nicht mehr so gut wie in diesem Jahr. Lena und Stefan müssen sie nur zu nutzen wissen...

Maiprognosen

Gleich zwei gute Nachrichten innerhalb von 24 Stunden: "Der letzte Bulle" und "Danni Lowinski" bekommen eine zweite Staffel und "Unser Star für Oslo" wird im nächsten Jahr ebenfalls fortgesetzt! *freu* Damit haben sich meine Sympathien für die ProSiebenSat.1-Gruppe gleich um 300% erhöht. Wenn sie jetzt noch aus Jorge ein festes Mitglied in der nächsten GNTM-Staffel machen, ist mein mediales Paradies so gut wie erreicht. :-)

Dienstag, 18. Mai 2010

ESC 2010 - Das 2. Halbfinale

Tja, eigentlich wollte ich schon lange meine nächste Audio-Kritik über das 2. Halbfinale des Song Contests produzieren, aber es hat sich einfach kein passendes Zeitfenster bei mir gefunden. Und da ja der ganze Trubel schon heute in einer Woche losgeht *kreisch* und ich vorher auf jeden Fall meinen semiprofessionellen Senf dazu abgeben muss, kommt mein Statement diesmal in geschriebener Form daher.

Soviel vorneweg zum 2. Halbfinale: In der Summe ist es definitiv das härtere der beiden Halbfinals, weshalb hier die Tagesform bzw. die Live-Qualität umso mehr über den Einzug oder Nichteinzug ins Finale entscheiden wird.


1. LITAUEN - InCulto "Eastern European Funk"

Da hoffe ich, dass die Tagesform grandios sein wird. Dann dürfte für die freche Funk-Nummer nicht nur der Finaleinzug obligatorisch sein, sondern ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass sie im Finale für eine kleine Überraschung gut sein könnte, und das im positiven Sinne. Als Litauen vor vier Jahren mit ihrer plumpen Provokation „We are the winners“ in die gleiche musikalische Kerbe schlug, war der damals erreichte sechste Platz eine Frechheit. Bei InCulto könnte ich mit dieser Platzierung ohne Probleme leben. Es ist auf jeden Fall in Sachen Stimmungsnummer mein persönlicher Favorit in diesem Jahr.

2. ARMENIEN - Eva Rivas "Apricot Stone"

Eine sichere Bank fürs Finale. Eva müsste sich schon sehr deppert anstellen oder spontan ihre Stimme verlieren, um das zu verhindern. Okay, sie singt letzten Endes über Aprikosenkerne, aber ihre Schmalspurethno-Pop-Komposition ist rund, die Optik stimmt und die politische Note hinter der Aprikosenmetapher genau das Richtige, um vor allem in Osteuropa die Big Points abzugrasen. Deshalb einfach nur Haken drunter und weiter zum nächsten Lied.

3. ISRAEL - Harel Skaat "Milim"

Hiermit lässt sich spätestens beweisen, dass in diesem Jahr eindeutig die Männer den besseren Schmalzfaktor haben. Genauso wie Polen und Belgien im ersten Halbfinale ein Glanzlicht im Balladenallerlei waren, so ist es jetzt in diesem Harel Skaat mit seinem Lied „Milim“. Das nach meinem Empfinden Besondere daran: Es hält immer das gesunde Maß trotz all seiner Dramatik und seiner pompösen Instrumentals und schießt nie übers Ziel hinaus wie so manche Frau im Feld. Das macht das Lied wesentlich intensiver und damit zu einer meiner Lieblingsballaden in diesem Halbfinale. Das Finale ist also auch hier Pflicht.

Hm, so gesehen wären jetzt nach drei Titeln schon drei meiner Finaltickets weg. :-) Der Rest muss sich also ranhalten.

4. DÄNEMARK - Chanée & N'evergreen "In a moment like this“

Mit solch einem Teilnehmerfeld läuft dieser Song Gefahr, einfach wegen seiner Glätte unterzugehen. Musikalisch gibt es so gut wie keinen überraschenden Ausschlag nach oben und vor allem der Auftritt des Duos ist noch sehr heterogen. Kurz gesagt: Da fühl ich nichts, wenn ich das sehe oder höre. Vermissen würde man also im Finale nichts, wenn man das nicht weiterwählt. Aber es ist mir auch schon häufiger passiert, dass mir etwas im Vorfeld gar nicht gefallen hat und ich beim Contest selbst positiv überrascht wurde.

5. SCHWEIZ - Michael von der Heide "Il Pleut de L'Or"

Siehe Dänemark :-), nur mit dem Unterschied, dass da Hopfen und Malz schon jetzt völlig verloren sind. Langweilisch bleibt langweilisch, sowohl in Sachen Komposition als auch in Sachen Gesang. Da hilft es auch nicht, das Gesäusel auf Französisch vorzutragen. Aber vielleicht hat sich Herr von der Heide etwas ganz Spektakuläres einfallen lassen, um das in Oslo irgendwie noch aufzupeppen. Warten wir's ab.

6. SCHWEDEN - Anna Berghendahl "This is my life"

Die Schweden haben scheinbar aus den letzten beiden Jahren gelernt und sich wie manch anderer von irgendwelchen überkünstelten Performances abgewendet und sich auf die Musik konzentriert. Jetzt präsentieren sie dieses Jahr im Halbfinale das absolute Gegenteil; eine reizende unaufgeregte Popballade, die sofort zu Herzen geht, was auch der besonderen Stimme von Anna Bergendahl zu verdanken ist. Bitte, schickt mehr solche Lieder zum Contest, denn dann können wir vielleicht irgendwann mal wieder tatsächlich nur über die Musik diskutieren und müssen nicht ständig die Showtauglichkeit der Beiträge im Auge behalten. Und bitte, schickt diese Frau ins Finale!

7. ASERBAIDSCHAN - Safura "Drip Drop"

Safura zeigt sehr beeindruckend, dass auch die Osteuropäer inzwischen verstanden haben, dass Show nicht alles ist und dass sie manchmal Fehl am Platz sein kann. „Drip Drop“ kommt ganz ohne jeglichen performativen Schnickschnack aus und weiß trotzdem zu überzeugen. Es ist eine moderne zeitgemäße Popballade, die auf jeden Fall auch Charttauglichkeit hätte. Dass sie sich daher im Dunstkreis der potentiellen Siegertitel befindet (von einem Ausscheiden im Halbfinale wird gar nicht geredet), kann ich durchaus verstehen. Für einen Sieg finde ich persönlich aber nicht das gewisse Etwas in ihrem Song. Andere Balladen sind da weiter oben in meiner Rangliste. Aber mit Prognosen auf den Sieg tue ich mich dieses Jahr ohnehin schwer.

8. UKRAINE - Alyosha "Sweet people"

Hm... die erste Auszeichnung hat die Ukraine von mir bereits bekommen, nämlich für den chaotischsten Vorentscheid aller Zeiten und für sein Musterbeispiel osteuropäischer Medienpolitik.

[Zur Erklärung: Der vom beteiligten Sender NTU ausgewählte Sänger Vasyl Lazarovych wurde vom neuen Programmchef, der nach der Präsidentschaftswahl eingesetzt wurde, abgesägt, weil er seine Nominierung zu "undemokratisch" fand *hüstel*. Problem: Das fand genau vier Tage vor dem offiziellen "Teilnahmeschluss" statt. Nun wurde innerhalb von 48 Stunden ein demokratischer Vorentscheid mit 20 (!!!) Teilnehmern auf die Beine gestellt, aus dem Alyosha als Siegerin hervorging (und Vasyl nur Zehnter wurde). Alles gut, dachte man, aaaaaber wie man 24 Stunden später herausgefunden hat, war Alyoshas Song ein Plagiat. Daher musste man für die gute Frau spontan noch eine neue Nummer zusammenkomponieren, um eine ernsthafte Strafe oder den Ausschluss zu verhindern. Kurzum: "Sweet people" ist das Substrat des puren Chaos.]

Wenn es nach mir ginge, müsste die Ukraine alleine wegen dieser ungalanten Geschichte im Halbfinale ausscheiden. Andererseits kann Alyosha am allerwenigsten dafür, und ganz ehrlich: eine Qualitätssteigerung hat durch die demokratische Wahl nicht stattgefunden. Und Vasyls Ballade „I love you“ war schon eher „Buah!“ als „Hu!“. "Sweet people" merkt man wirklich seinen Werkstattcharakter an. Uninspiriert, unkontrolliert und nicht wirklich packend, egal wie gut Alyosha die Tonleitern rauf- und runtersingen kann. Seien wir also froh, dass zumindest dieses Jahr keine akute Gewinngefahr durch die Ukrainer besteht.

9. NIEDERLANDE - Sieneke "Ik ben verliefd"

Wer das USFO-Finale gesehen hat, kennt sie bereits, die schönste Lautkombination dieses Contests: Shalali, Shalala, Shalali, Shalala. :-) Zugegeben, bei den Holländern bin ich etwas voreingenommen, weil mir das Land so sympathisch ist, aber ich fürchte, so reizend der Refrain auch ist, er macht den Beitrag von Sieneke nicht besser. Oder um es positiv auszudrücken: Er fällt, genauso wie das Lied der Toppers im letzten Jahr, in die Kategorie „Missverstandenes Werk“. Im Moskau hat einfach keiner die Ironie beim Auftritt der Toppers verstanden, sondern nur den Trash gesehen. Und da so trashaffine Leute wie ich scheinbar doch beim Contest in der Minderheit sind, wird es wohl dieses Jahr ebenfalls nichts mit dem Finale. Jammer.

10. RUMÄNIEN - Paula Seling & Ovi "Playing with fire"

Alle Achtung. Die Rumänen hauen mit „Playing with fire“ ein echtes Pfund in die Waagschale, eines, bei dem man nie wissen kann, ob es nun zu schrill oder genau die richtige Schrillheit hat für eine gute Platzierung. Ich würde ihm auf jeden Fall das richtige Maß an Schrillheit attestieren, womit das Duo nicht nur ein sicherer Aspirant fürs Finale ist, sondern auch unter Umständen ein potentieller Top10-Titel. Das Lied und die Performance bieten jedenfalls genug Gründe dafür.

11. SLOWENIEN - Ansambel Zlindra & Kalamari "Narodnozabravni Rock"

Puh, allein den Titel zu schreiben, macht schon Mühe... erster Minuspunkt. Um die restlichen Minuspunkte kümmert sich das Lied selbst. Es hört sich an, als hätte man Silbermond gezwungen, zusammen mit den Kastelruther Spatzen eine Platte aufzunehmen, quasi wie „Walk this way“ mit Volksmusik und in schlecht. Von der eben beschriebenen Schrillheit ist hier genau das Gegenteil vorhanden, sprich zu viel. Aber auch das ist der Contest und genau wegen solcher Lieder danke ich der EBU für die Einführung der Halbfinals. Dadurch nämlich muss der Löwenanteil des Publikums diesen Rotz nicht am Samstag Abend ertragen.

12. IRLAND - Niamh Kavanagh "It's for you"

Hierzu fällt mir immer wieder ein Wort ein: Fallhöhe. So gerne ich diese nordisch-keltischen Folkloretöne höre, aber ähnlich wie schon Charlotte Perelli, geborene Nilsson, vor zwei Jahren kann Niamh Kavanagh als ehemalige Gewinnerin in Oslo eigentlich nur verlieren. Und sagen wir mal so: ihre Ballade macht es ihr nicht einfacher. Sie ist zwar solide und klingt gut im Ohr, aber auch sie berührt mich nicht wirklich, und das ist gerade bei solchen Liedern ein Todesurteil. Aber sie soll ja eine grandiose Live-Qualität haben, daher werfe ich bei ihr noch nicht die Flinte ins Korn.

13. BULGARIEN - Miro "Angel si ti"

Ja, es gibt ihn tatsächlich noch, den guten Eurodance, für die wir diesen Contest ganz besonders lieben. :-) Dieses Jahr legt Bulgarien als einer der wenigen eine solche Nummer aufs Parkett, die sich ähnlich wie Holland vor allem durch eine markante Lautkombination hervortut. Nur wird bei Miro nicht geshalaliet, sondern viel geoht und gehuht, ein bisschen zu inflationär für meinen Geschmack. Also nichts gegen solche eingängigen Liedelemente, aber zu viel davon ist auch nicht gut. Es wird daher vermutlich eher schwierig für den lieben Miro, Jury und Publikum zu überzeugen.

14. ZYPERN - Jon Lilygreen & The Islanders "Life would be better in spring"

Der junge Mann Jon Lilygreen, der, wie schon der Name verrät, für Zypern antritt, präsentiert ein Lied, das stilistisch die optimale Wahl für einen Christian Durstewitz gewesen wäre, wenn er denn ins USFO-Finale gekommen wäre… Eine wunderbare Gitarrenballade, die völlig unaufgeregt seinen Zauber entfaltet und wirklich musikalisch überzeugt, so wie man sich seine Finalteilnehmer wünscht. Gut, dass er nicht im gleichen Halbfinale wie Tom Dice singt, denn zwei Männer mit Gitarren würde das Publikum wohl überfordern und dafür sorgen, dass einer den kürzeren zieht. So können wir hoffen, dass wir am Samstag nicht nur Belgien, sondern auch Zypern hören werden, notfalls mit Hilfe der Jurypunkte.

15. KROATIEN - Feminnem "Lako je sve"

Das Frauentrio ist in ESC-Kreisen nicht unbekannt, denn es trat vor ein paar Jahren schon mal für Bosnien an. Der Erfolg damals war zwar eher mittelmäßig, aber ganz ehrlich: Bosnien ist dennoch ganz schön blöd, dass sie sich die drei Mädels durch die Lappen haben gehen lassen. Deren Ballade taugt hundert Mal mehr als dieser Pseudo-Rock, den Vukasin Brajic verzapft. Ob „Lako je sve“ allerdings in dem sehr balladenlastigen Teilnehmerfeld für Kroatien genug herausstechen kann, ist schwierig zu beurteilen. Die Schmusekonkurrenz ist wirklich hart in diesem Halbfinale. Ausschließen kann man einen zweiten Auftritt allerdings nicht.

16. GEORGIEN - Sofia Nizharadze "Shine"

Ein weiterer Vertreter der eben erwähnten Schmusekonkurrenz, und genauso wie Kroatien eher ein Wackelkandidat. Das Lied „Shine“ an sich ist eine vollkommen runde Ballade, an der man eigentlich nichts aussetzen kann. Da haben die kräftigen Passagen die Power, die es braucht, und die ruhigen Passagen diese Zerbrechlichkeit, die man heraushören muss. Nur am Ende ist es leider gesanglich ein bisschen over-the-top, aber diese Krankheit ist symptomatisch für viele Song Contest-Balladen. Unter anderen Umständen wäre es also ohne Frage ein sicheres Ticket für Samstagabend. Bei dieser Konkurrenz allerdings wird alles am eigentlichen Auftritt hängen. Ein Fehler und das Finale ist vergeben.

17. TÜRKEI - maNga "We could be the same"

Diese Türken muss man ja inzwischen immer auf der Rechnung haben und das nicht nur wegen ihrer geschickten Emigrantenverteilung in ganz Europa. :-) Ein Grund dafür ist auch unter anderem der regelmäßige Stilwechsel der Beiträge, etwas, was zum Beispiel Griechenland seit seinem Sieg vor sechs Jahren nicht wirklich hinbekommt. Das eine Jahr gibt es typischen Türk-Pop, das nächste Jahr eine eher nicht-arabeske Nummer. Das sorgt für Frische und dadurch für den regelmäßigen Erfolg. Gemäß diesem Turnus hören wir daher in Oslo von maNga ganz straighten Pop-Rock ohne eine Spur von Orient. Wahrlich, im Vergleich zu den peinlichen Rock-Nummern aus dem Balkan ist das ein echter Lichtblick, aber große Siegchancen sehe ich bei dem Lied nicht. Dafür ist es wieder etwas zu straight.

Aber wie ich schon gesagt habe, den Sieger zu orakeln ist dieses Jahr wahrlich nicht einfach. Bevor ich mich da zu einer endgültigen Prognose entschließe, werden noch die Großen Vier und Gastgeber Norwegen ausgiebig analysiert. Mehr dazu beim nächsten Mal.