Montag, 31. Mai 2010

Mal etwas, das nicht mit dem ESC zu tun hast

Vor lauter Song Contest-Vorfreude ist meine restliche Betrachtung der Fernsehwelt etwas zu kurz geraten. Dabei sind gerade in der letzten Woche zwei Neuigkeiten erklungen, die mich zum einen erfreuen, zum anderen sehr betrüben.

1. "Die perfekte Minute" wird fortgesetzt

SAT. 1 hat in den letzten Wochen tatsächlich einige gute Momente gehabt und entwickelt sich zumindest in der Primetime langsam wieder zu einer sehenswerten Alternative. Das ist nicht nur den Übertragungen von Champions und Europa League und dem neuen deutschen Serienmontag zu verdanken, der nach der WM-Phase hoffentlich in irgendeiner Weise erhalten bleibt. Es liegt auch an der neuen Freitagabend-Show "Die perfekte Minute". Ich habe jede der fünf Episoden gesehen und war jedesmal sehr angetan und gebannt.
Es ist endlich mal wieder ein Showformat, das original SAT.1 ist und nicht wie der billige Abklatsch eines erfolgreichen RTL- oder ProSieben-Formats wirkt. Und mit Ulla Kock am Brink hat man eine richtig gute Personalie im Boot, die dem ganzen Spektakel den professionellen Rahmen gibt. Ihr Moderationsstil ist nicht aufgekratzt und krampfhaft lustig, sondern fürsorglich, empathisch und abgeklärt.
Diese Farbe steht SAT.1 sehr gut und trifft wohl genau das, was Andreas Bartl programmpolitisch mit dem Sender in der nächsten Saison vorhat.
Am Ende schwächelte zwar die Reichweite, aber darauf kann man im Herbst noch wunderbar aufbauen. Meinen Segen hat dieses Format auf jeden Fall. :-)

2. Georg Schramm verlässt "Neues aus der Anstalt"
Diese Nachricht klingt erst einmal sehr unspektakulär, aber sie hat meiner Meinung eine unglaubliche Tragweite für die deutsche Fernsehhumorlandschaft. Die zurecht gefeierte Show "Neues aus der Anstalt" verliert bereits im Juni seine große Stütze, da Georg Schramm in Zukunft wieder die Bühne dem Fernsehstudio vorziehen will. Eine Tragödie!
Georg Schramm ist zweifelsohne der beste politische Kabarettist, den das deutsche Fernsehen zu bieten hat. Er war nicht nur mein persönliches Highlight und der heimliche Star im "Scheibenwischer", er hat zusammen mit Urban Priol im ZDF etwas noch Größeres geschaffen: Kabarett mit Intelligenz und von echter Relevanz für eine breite Masse.
Jetzt wird ein enormer Teil wegfallen, den diese Sendung ausmacht, und wird nur schwer zu füllen sein. (Fast so schwer wie das Bohrloch im Golf von Mexiko *höhö*) Einer der Hauptgründe für den Erfolg liegt nämlich zweifelsohne auch in der Konstellation Priol/Schramm. Dieses explosive Gemisch, das sie jedes Mal vor der Kamera entfalten, ist bereits so sehenswert, dass das Einschalten lohnt. Die Gäste und die Satire sind nur das Zuckerl obendrauf.
Ich ahne daher leider Schlimmes, was die Zukunft dieses Formats angeht. Der "Scheibenwischer" war nach Schramms Abgang ebenfalls nicht mehr sehenswert und ist in der Versenkung verschwunden. Was, wenn ZDF das gleiche Schicksal mit diesem First-Class-Format erleidet?...
Aber hoffentlich ist Herr Schramm so unbescheiden, dass er seinen Figuren in der Anstalt einen würdigen Abschied in der Sendung verpasst. Notfalls muss der Priol dafür sorgen.

Sonntag, 30. Mai 2010

Der gesharte Moment

So langsam verschwindet zumindest der Kater. :-) Die Ungläubigkeit über das, was gestern Abend passiert ist, wird aber erst einmal noch bleiben.
Ich gebe zu, ich habe wirklich geweint vor Freude, als irgendwann das letzte Land seine Punkte verteilt hat und ganz oben links in der Tabelle immer noch groß Germany stand. Es war ein erlösendes Weinen nach einer halbstündigen Paralyse, die mich während der Punktevergabe ergriffen hat. Wirklich diese Ungläubigkeit, dass das passiert, dass die kleine Lena Mayer-Landrut nicht nur ganz Deutschland und Norwegen, sondern auch den Rest Europas offensichtlich in ihren Bann gezogen hat.
Schon davor bei Lenas Auftritt war ich fertig mit der Welt. In Gebetshaltung und am ganzen Körper schwitzend habe ich während jeder Silbe gelitten, gehofft, gebangt, habe mit jedem Takt ihr die Daumen gedrückt, dass die Töne sitzen, dass sie nicht auf Gracia macht und plötzlich vor lauter Nervosität einbricht. Aber es lief alles gut. Es wurde ein rundum souveräner Auftritt, der die Leute in der Halle maßlos begeistert hat.
An dem Punkt dachte ich: Okay, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, Lena kann stolz auf sich sein und wir können es auch sein, ganz unabhängig davon, wo sie landet. Das dicke Ende, das dann kam, hat alles übertroffen, was ich erwartet habe. Ich war nur noch fassungslos glücklich und habe vor Freude ein ganze Tempo-Packung verheult. ^^

Aber selbst ohne Lena-Brille muss man sagen, dass es ein ordentliches und denkwürdiges Finale war. (Denkwürdig leider vor allem wegen dieses A****fi****s, der Spaniens Auftritt gestört hat) Das Feld war sehr ausgewogen und man kann keinem Land (außer Russland natürlich) große Schwächen vorwerfen. Der enge Abstand zwischen Platz 2 und 9 zeigt das sehr schön. Im Großen und Ganzen muss ich allerdings sagen, dass mich viele Platzierungen durchaus überraschen.
Im Vergleich zum Vorjahr, wo ich wirklich mit jedem Land in den Top10 vollends leben konnte, überwiegen dieses Jahr eher die "War abzusehen" - [Aserbaidschan, Dänemark, Rumänien (!) ^^, Armenien, Griechenland, Georgien] und "Och nö"-Momente [Türkei, Ukraine]. Lediglich Belgien hat seinen sechsten Platz mehr als verdient. Zeitweise sah es ja sogar so aus als wäre Tom Dice Lenas schärfster Konkurrent, und ganz ehrlich: Wenn Tom Dice uns geschlagen hätte, hätte ich genauso gejubelt wie für Lena, denn dann hätten sich zwei grandiose Songs an die Spitze gesetzt, die beide musikalisch und nicht mit irgendwelchem visuellem Pomp überzeugt haben.
Das ist ein gutes Zeichen für den Contest und wieder ein Argument für die Jurypunkte. Endlich haben die ständigen Punktediskussionen ein Ende und man kann sich auf die Songs konzentrieren, denn man hat wieder die Gewissheit: Ein gutes Lied braucht keine große Show, um eine angemessene Platzierung zu erreichen.
So gesehen kann man das Scheitern der großen Schmalzballaden nach alter Schule [Norwegen, Irland, Weißrussland] und mancher Eurodance-Nummer [Island, Moldau] ebenfalls als ein Zeichen sehen. Der Contest ist wieder im Popbusiness angekommen. Contest und Charts sind nicht mehr zwei getrennte Welten, von denen jede ihre eigenen Gesetze bezüglich ihrer Musik hat. Und durchschnittliche Songqualität kann nur noch im Ausnahmefällen [Griechenland] mit einer pompösen Inszenierung überdeckt werden. Das alles zusammen verspricht ein gutes Jahrzehnt für den Contest. Freuen wir uns drauf...


Über all dem hinaus freue ich mich aber ganz besonders für all die Zweckoptimisten, die diese Veranstaltung in den für Deutschland harten oder schwächeren Zeiten verteidigt haben und die dem Contest die Treue gehalten haben.
Für jeden passionierten Grantler, der sich gerade in den 2000ern über vorhersehbare Zuschauervotings aus Osteuropa aufgeregt hat, aber deswegen nicht kapituliert hat, sondern immer gedacht hat: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel."
Für jeden, der nach jeder Enttäuschung stets den Blick sehnsüchtig zum NDR gewendet hat, um zu erfahren, was das neue Wundermittel fürs nächste Jahr sein würde.
Für jeden, der schon vor "Unser Star für Oslo" jedes Jahr aufs Neue hundertprozentige Solidarität zu unserem Beitrag bewiesen hat, ganz egal wie er selber die Qualität fand.

Sie alle, die wahren Fans des ESC, zu denen ich mich selber auch zähle, wurden dieses Jahr nach 27 kleineren oder größeren Rückschlägen endlich wieder belohnt. Danke, Europa, für dieses Geschenk!


Glückwunsch Lena

Lena hat es geschafft!!!!
Später mehr Gedanken. Fürs erste, Länder die ich bald bereisen werde :
Dänemark, Estland, Spanien, Slowakei, Schweiz, Lettland, Finnland, Norwegen, und Schweden.

Freitag, 28. Mai 2010

ESC 2010 - Kurzanalyse 2. Halbfinale

Huiuiui, der gestrige Abend hat wirklich gehalten, was er versprochen hatte: Ein hochwertiges Teilnehmerfeld, das einem die Entscheidung am Ende nicht leicht gemacht hat. Nicht einen Beitrag konnte man als völlige Grütze abschreiben oder hat sich als totaler Rohrkrepierer erwiesen. Selbst der Schweiz und Slowenien konnte man irgendwie etwas abgewinnen. Gut, es war von Anfang an klar, dass das bei denen nichts wird mit dem Halbfinale, aber man kann sagen, dass sie sich ordentlich präsentiert haben. Auch die Niederlande, die aus irgendeinem Grund in Peter Urbans Kopf als sicherer Finalist gehandelt wurde, kann das auf jeden Fall von sich behaupten. *schnüff* Ik ga je missen, Sieneke. Zij niet treurig dat je niet in de finale gekomen bent.

Gleichsam hat allerdings der Kreis der so genannten Favoriten nicht so brillieren können, dass man jetzt Angst haben und alle Segel streichen müsste. Bei Armenien kann ich mich nur an das aufgepushte Dekolleté von Eva Rivas und das dumme Getanze um den XXL-Aprikosenkern erinnern, bei Safuras Song aus Aserbaidschan hat das überchoreographierte Rumgetrippel dem Lied eher geschadet als genützt und sowohl bei Frau Kavanagh aus Irland als auch bei Herrn Skaat aus Israel lief stimmlich nicht alles rund.

Da hat sich bei mir, ähnlich wie Island im ersten Halbfinale, ein anderes Land spontan hervorgehoben, nämlich Rumänien. Das war ein zu jeder Sekunde überzeugender Auftritt, der mich sofort mitgenommen und begeistert hat. Keep an eye on that on Saturday.

Die restlichen Qualifikanten waren bis auf Zypern keine große Überraschung mehr. Die Türkei zehrt von ihrem stilistischen Außenseiterdasein (und von ihren Emigranten *höhö*), Dänemark genießt mit ihrer glatten Ballade gewiss den Rückhalt der klassischen ESC-Fans, Georgien überzeugte stimmlich trotz einer ebenso überchoreographierten Performance wie Aserbaidschan und die Ukraine hat erfreulicherweise zu dem nicht vorhandenen Song nicht mehr Performance gemacht als nötig, weshalb ich mit ihrem Weiterkommen leben kann.

Aber der eigentliche Höhepunkt der Show war ohnehin am Ende der Votingphase, als vom Rekordhalter Norwegen ein Rückblick auf die besten Letzten der Grand Prix-Geschichte geworfen wurde. :-))) Famos, einfach nur famos.

Jetzt stellt sich natürlich die ultimative Frage: Wer wird es denn jetzt? Kann es Lena schaffen?
Meine Antwort: Hmmmmmmmmmm.... man weiß es nicht. Von dem bisher Gesehenen zumindest hat sich nichts so dermaßen ins Gedächtnis gebrannt oder mich so sehr begeistert, dass ich ihm vorbehaltlos den Sieg zuspreche, vor allem nicht innerhalb derjenigen, die im Vorfeld groß als Favoriten gehypet wurden. Es haben sich vielmehr noch weitere Länder wie Island oder Rumänien zum Beispiel in den potentiellen Favoritenkreis hineingesungen. Deshalb ist der Sieg morgen für mein Empfinden noch völlig offen und wird mir wohl bis Mitternacht das eine oder andere graue Haar bescheren.
Aber wenn ich mich schon konkreter festlegen müsste, würde ich sagen, dass diesmal keine Ballade das Rennen machen wird, nicht einmal die sehr modernen Vertreter aus Georgien oder Aserbaidschan. Dementsprechend ist für Lena mit ihrer Up-Tempo-Nummer durchaus Potential vorhanden.
Das größte Fragezeichen bleibt allerdings der Show-Faktor. Das einzige, das scheinbar in den Fan-Foren und vor Ort an Lena bemängelt wird, ist die unspektakuläre Performance zu ihrem Song. Ein auf das Nötigste reduzierte und sehr dunkles Setting, keine spektakulären Lichteffekte, kein flippiges Rumgehampel von Lena...
An diesen Aspekten können sich die Geister nun wieder wunderbar scheiden. Ich selber auch habe vor einer guten Woche genau diesen Aspekt als den möglichen Schwach- und Knackpunkt gesehen und gehofft, dass er dank Stefan Raab vermieden wird.
Andererseits kann ich jeden, der deswegen herumkrittelt, fragen: Tut das denn Not? Gerade angesichts des restlichen Feldes, das sich nun um Lena herum gebildet hat, könnte aus dieser "Not" eine Tugend werden. Raab und Konsorten lassen ja Lena diese puristische Performance nicht machen, weil ihnen nichts Besseres eingefallen ist. Und das Weiterkommen von Belgien und Zypern zeigt bereits auf eindrucksvolle Weise, dass ein solider, unaufgeregt inszenierter Song ebenfalls Chancen hat.
Bei unseren deutschen drei Minuten soll einzig und allein Lena und ihr Song im Mittelpunkt stehen und nichts anderes soll die Leute begeistern. Wenn sie dabei ihr Lächeln nicht verliert und den Song straight und sauber durchzieht, wird das auch völlig reichen. Dann könnte ihr Song wirklich die perfekte Mitte zwischen all dem grellen Humtata und den getragenen Balladen werden und damit den Nerv der Zuschauer und auch der Jurys treffen. Dann ist, wie schon häufig hier gesagt, alles nach oben hin möglich.
Die einzige, die das jetzt noch in der Hand hat, ist Lena selbst, und ich drücke ihr alle Daumen dafür, dass sie morgen Abend ihre Coolness wiedererlangt, jeglichen Druck für diese drei Minuten ausschaltet und diesen einmaligen Moment auf der Bühne einfach nur genießen kann.

Lena, du packst das!

Donnerstag, 27. Mai 2010

ESC 2010 - Kurzanalyse 1. Halbfinale und Tippspiel 2. Halbfinale

Abgesehen von meinem teils optimistischen Tipp und mit etwas Distanz zum Geschehenem muss ich sagen, dass das 1. Halbfinale besser wurde als erwartet. Das Feld bleibt in der Summe zwar immer noch Durchschnitt, aber viele haben den Moment genutzt und mich positiv überraschen können.
Die Griechen, die ich eigentlich für ihr Humtata verurteilen wollte, haben mich leider Gottes mit ihrem OPA! angesteckt und mich zu einem Trinkspiel für Samstag Abend inspiriert. (Wer das Majestäts-Spiel kennt, weiß was ich meine ^^) Weißrussland hat zusammen mit Malta ein würdiges Comeback der legendären Trickkleider eingeläutet, wofür zumindest die Weißrussen auch belohnt wurden. Und Island sollte ganz dringend der Licht- und Bildregie ein dickes Präsent zukommen lassen, denn die haben bei diesem Beitrag ganze Arbeit geleistet. Das Lied, das bei mir bisher höchstens Deja-vús an 2008 erzeugte, hat mich richtig geflasht, was ich aus meiner Erfahrung heraus als ein sehr gutes Zeichen sehe. Hera Björk muss man spätestens seit gestern Abend auf der Rechnung haben.
Es haben sich allerdings auch viele meiner Vermutungen bestätigt. Lettland war wirklich zum Davonlaufen und ist zurecht ausgeschieden, Russland ist weiterhin zum Davonlaufen, aber ist trotzdem weitergekommen. Dazu sage ich nur: Wenn Russland ironisch sein darf, dann gehört morgen auch die Niederlande ins Finale. :-)
Immerhin, zur ausgleichenden Gerechtigkeit, haben auch die eher untypischen Balladen aus Portugal und Belgien den Weg ins Finale geschafft. Und es sind Gott sei Dank all die anderen rausgeflogen, die einen Finaleinzug ohnehin nicht verdient hätten: Estlands musikalisches Schlafmittel, Mazedoniens mit Nutten angereicherter Schmalspur-Rock und das Balladennichts aus Malta. Insgesamt kann ich also mit den 10 Finalisten durchaus leben. Keiner davon stellt zumindest eine echte Gefahr für Lena dar, außer vielleicht die besagte Hera Björk. (Gott, stellt euch vor, wir hätten nächstes Jahr einen Vorentscheid mit dem Namen "Unser Star für Reykjavik". Die arme Kreativabteilung, die dafür das Logo basteln müsste... ^^)

Aber auch allgemein lassen sich bereits einige Dinge aus diesem Abend herauslesen:

1. Die Tatsache, dass das Voting mit dem ersten Beitrag beginnt, hat offensichtlich keinen Einfluss aufs Ergebnis. Die Finalisten erstrecken sich gut verteilt von Startplatz 1 bis 17.
2. Die Jurywertung bereits im Halbfinale einzusetzen, erweist sich ebenfalls als gut. Es würde mich zumindest schwer wundern, wenn Belgien und Portugal auch ohne Jurypunkte ins Finale gekommen wären. Das werde ich auf jeden Fall im Nachhinein überprüfen.
3. Selbst die Jurywertung im Halbfinale schafft es nicht, Russland aus dem Finale fernzuhalten. :-)

Bleibt mir nur die Vorfreude auf ein wohl noch geileres und nervenzerreißenderes 2. Halbfinale, denn das quillt förmlich über an Perlen und potentiellen Favoriten für die Top-Positionen. Das wird ein verdammt harter Kampf und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erleben wir beim Voting einige faustdicke Überraschungen.

Entsprechend hatte ich bei meinem Tippzettel echte Entscheidungsprobleme und hoffe mal verhalten, dass ich damit tatsächlich die 7 Treffer aus dem Vorjahr erreiche:

Armenien
Israel
Schweden

Aserbaidschan
Irland
Türkei
Kroatien
Zypern
Rumänien
Ukraine


In diesem Sinne: Bis morgen nach dem 2. Halbfinale!

Mittwoch, 26. Mai 2010

Deja-vu

Hm, genau die gleiche Quote wie letztes Jahr beim 1. Halbfinale: 60 Prozent.

Und genau meine Angstländer Russland und Griechenland sind stattdessen weitergekommen. :-(( Naja, mit den Griechen kann ich fast noch leben. Sie waren fast die einzigen heute Abend, die bei mir das typische Contest-Feeling haben aufkommen lassen: So schlecht, dass es wieder geil ist.

Und dass tatsächlich Belgien den Sprung ins Finale geschafft hat, rechne ich den mitgevoteten Nationen hoch an. Aber vermutlich waren es ohnehin mehr die Jurys als die Zuschauer, die dafür gesorgt haben.

Egal, ich denke, die Samstagabend-Zuschauer können sich auf ein paar schöne Sachen freuen. Außer Russland, die hoffentlich am Wochenende mit einem 25. Platz abgestraft werden. Aber das ist wohl Wunschträumen.

Dienstag, 25. Mai 2010

ESC 2010 - Tippspiel 1. Halbfinale

Ich gebe zwar keine Siegerprognosen ab, dafür aber wie letztes Jahr meinen Tippzettel für die Top10 des heutigen Halbfinals, die wir am Samstag Abend wiedersehen werden. Immerhin hatte ich letztes Jahr einmal 60 und einmal 70 Prozent Trefferquote. Mal schauen, wie es dieses Jahr um mein Näschen bestellt ist. Hier sind meine Tipps:

Moldau
Lettland
Serbien
Belgien
Malta
Island
Weißrussland
Slowakei
Polen
Albanien


Solange nicht Griechenland oder Russland ersatzweise weiterkommen, werde ich mich auch mit weniger als 100% zufrieden geben. :-)
Viel Spaß euch allen heute Abend bei der Show!

Freitag, 21. Mai 2010

ESC 2010 - Die Großen Vier und Norwegen

Nur noch das Pfingstwochenende überstehen, dann ist es soweit. Dann kommt das 1. Halbfinale und damit die heiße Phase des Song Contests. *freu* Davor gibt es von mir noch einen letzten kritischen Bllick auf diejenigen, die sich diesen Halbfinalstress nicht geben müssen, sondern erst nächsten Samstag zum Zug kommen, nämlich die Großen Vier und der vorbildliche Gastgeber Norwegen.

1. FRANKREICH - Jessy Matador "Allez, Olla, Olé"

Eine richtig nette Stimmungs-Hymne für die anstehende WM in Südafrika. Für den Contest ist das fast ein wenig zu gefällig, womit sich die Franzosen aber scheinbar zufrieden geben. Zumindest hat man bisher den Eindruck, dass der ESC für unsere Nachbarn und ihren Beitrag dieses Jahr nicht mehr ist als ein Mittel zum Zweck, um besagtes Lied größtmöglich zu promoten.
Schade. Dabei hatte ich solche Hoffnungen, dass der Erfolg von Patricia Kaas in Moskau für eine Wende sorgt und dass die Grande Nation den Wettbewerb wieder motivierter und engagierter entgegentritt. Unter den Voraussetzungen wird es wohl eher nichts mit einer Wiederholung des achten Platzes.

2. SPANIEN - Daniel Diges "Algo pequenito"

Innerhalb der Großen Vier leidete Spanien in den letzten Jahren fast unter der größten Erfolglosigkeit. Alle möglichen Rezepte, mit denen man das europäische Publikum locken wollte, waren in den Wind geschrieben. Lediglich die Nonsens-Nummer "Baila El Chiki Chiki" von 2008 war mit Platz 16 ein kleiner Lichtblick.
Diesmal hat sich das Land zur Abwechslung für etwas Getragenes entschieden, für einen anmutigen Walzer, der musikalisch eine für spanische Verhältnisse völlig andere Richtung einschlägt. Klingt beim ersten Mal richtig befremdlich, ein Fehlgriff ist diese Nummer auf jeden Fall nicht. Ein Platz im Mittelfeld wäre durchaus verdient und erstrebenswert.

3. GROSSBRITANNIEN - Josh Dobovie "That sounds good to me"

Die Briten sind ein sehr stolzes Volk und in Sachen Fandome wohl mit das positiv bekloppteste Land im ESC-Kosmos. Die permanenten Enttäuschungen, die sie seit Jessica Garlicks dritten Platz im Jahr 2002 hinnehmen mussten, haben sie daher nicht mehr auf sich sitzen lassen und haben mit "Your country needs you" im letzten Jahr einen ähnlich ambitionierten Vorentscheid wie "Unser Star für Oslo" ins Leben gerufen. Heraus kam 2009 Jade Ewen, die grandiose Ballade "It's my time" von Andrew Lloyd Webber und ein mehr als verdienter fünfter Platz in Moskau.
Dieses Jahr kam unter den nahezu gleichen Bedingungen kompletter Bullshit heraus: Josh Dubovie, ein glanzloser Sängerknabe, mit der grandiosen Disco-Gurke "That sounds good to me" von Pete Waterman. Eine einzige Enttäuschung, obwohl Josh nicht viel dafür kann. Das Hauptproblem daran ist der Remix. Wären sie bei der Ur-Version geblieben, die beim Vorentscheid verwendet wurde, hätte man dem Lied zumindest ein bisschen was abgewinnen können. Jetzt, nachdem der Song noch einmal durch den Weichspüler gejagt und alle Kanten entfernt wurden, klingt das Lied fast belangloser als der Beitrag aus der Schweiz. Und das will was heißen. :-) Sorry, UK, aber das wird definitiv ein Griff ins Klo.

4. NORWEGEN - Didrik Solli-Tangen "My heart is yours"

Alle Achtung, Didrik ist wirklich ein würdiger Nachfolger für Alexander Rybak. Seine Ballade ist eine vom ganz alten Schlag, eine mit epochaler Größe und gnadenloser Eingängigkeit, die für viel Gänsehaut sorgen wird. Sie war daher auch lange mein Favorit im Teilnehmerfeld. Jetzt muss man fast fürchten, dass diese Größe eher zum Hindernis wird und viele den Song als "zu dick aufgetragen" empfinden werden. Das letzte Jahr hat uns ja gelehrt, dass Natürlichkeit und Musikalität anscheinend wieder Trumpf sind. Wäre echt schade, wenn Norwegen deshalb keine gute Platzierung erhielte.

Tja, dann bleibt nur noch einer übrig.

5. DEUTSCHLAND - Lena Meyer-Landrut "Satellite"

Versuchen wir eine objektive Betrachtung unseres Beitrags. Das Lied hat einen äußerst eingängigen Beat, kantige Lyrics und mit Lenas besonderer Stimme einen echten Wiedererkennungswert. Musikalisch gesehen sind wir also bestens gewappnet und wenn man gewissen Wettburös und Google glaubt, kommt dieser Stil nicht nur hierzulande gut an.
Trotz allem Hype im Vorfeld wird aber die Performance am Samstag der entscheidende Punkt sein. Es müssen nicht nur gut 1000 Menschen begeistert werden, jetzt müssen 18000 Menschen in der Telenor Arena begeistert werden. Und vor allem die Millionen Zuschauer am Fernseher. Da braucht es einfach eine Performance, die dieser Dimension gewachsen ist, gerade bei einer so stimmungsvollen Mitwipp-Nummer. Drei Minuten unkontrolliert über die Bühne trippeln wird fürchte ich nicht funktionieren, auch wenn Lenas Natürlichkeit ein sehr großes Plus ist. Raab wäre aber nicht Raab, wenn er für Lena nicht irgendetwas entwickelt hätte, das ihre Performance Oslo-tauglich macht.
Fassen wir am besten so zusammen: Geht der Auftritt aus irgendeinem Grund in die Hose, wird sämtliche Sympathie schnell verpufft sein und die Platzierung entsprechend ausfallen. Shit happens.
Wenn jedoch Lena und Stefan das richtige Mittel für Oslo finden und Lena sich von der gigantischen Kulisse nicht einschüchtern lässt, kann ich nur sagen: Why not?
Zweifelsohne hat Lena eine vergleichsweise machbare Konkurrenz. Kein Beitrag sticht bisher groß und berechtigterweise als Favorit hervor, zumindest nicht so, wie es Alexander Rybak letztes Jahr gemacht hat. Es gibt einen gewissen Dunstkreis an Favoriten, in dem Länder wie Armenien, Aserbaidschan, Türkei, Georgien und auch wir herumschwirren, aber eine klare Nummer 1 scheint es diesmal im Vorfeld nicht zu geben. Das ist gut, denn dadurch könnte der Contest zwar nicht der qualitativ beste, aber immerhin einer der spannendsten seit langem werden. (Ist zwar nicht gut für meine Nerven, aber was soll's... ^^)
Und aufgrund dieser Gegebenheiten ist ganz objektiv betrachtet bei einem perfekten Auftritt von Lena nicht nur eine Platzierung im einstelligen Bereich drin. Vielleicht erleben wir tatsächlich den magischen Moment, auf den wir seit 1982 warten. Die Voraussetzungen dafür waren auf jeden Fall schon lange nicht mehr so gut wie in diesem Jahr. Lena und Stefan müssen sie nur zu nutzen wissen...

Maiprognosen

Gleich zwei gute Nachrichten innerhalb von 24 Stunden: "Der letzte Bulle" und "Danni Lowinski" bekommen eine zweite Staffel und "Unser Star für Oslo" wird im nächsten Jahr ebenfalls fortgesetzt! *freu* Damit haben sich meine Sympathien für die ProSiebenSat.1-Gruppe gleich um 300% erhöht. Wenn sie jetzt noch aus Jorge ein festes Mitglied in der nächsten GNTM-Staffel machen, ist mein mediales Paradies so gut wie erreicht. :-)

Dienstag, 18. Mai 2010

ESC 2010 - Das 2. Halbfinale

Tja, eigentlich wollte ich schon lange meine nächste Audio-Kritik über das 2. Halbfinale des Song Contests produzieren, aber es hat sich einfach kein passendes Zeitfenster bei mir gefunden. Und da ja der ganze Trubel schon heute in einer Woche losgeht *kreisch* und ich vorher auf jeden Fall meinen semiprofessionellen Senf dazu abgeben muss, kommt mein Statement diesmal in geschriebener Form daher.

Soviel vorneweg zum 2. Halbfinale: In der Summe ist es definitiv das härtere der beiden Halbfinals, weshalb hier die Tagesform bzw. die Live-Qualität umso mehr über den Einzug oder Nichteinzug ins Finale entscheiden wird.


1. LITAUEN - InCulto "Eastern European Funk"

Da hoffe ich, dass die Tagesform grandios sein wird. Dann dürfte für die freche Funk-Nummer nicht nur der Finaleinzug obligatorisch sein, sondern ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass sie im Finale für eine kleine Überraschung gut sein könnte, und das im positiven Sinne. Als Litauen vor vier Jahren mit ihrer plumpen Provokation „We are the winners“ in die gleiche musikalische Kerbe schlug, war der damals erreichte sechste Platz eine Frechheit. Bei InCulto könnte ich mit dieser Platzierung ohne Probleme leben. Es ist auf jeden Fall in Sachen Stimmungsnummer mein persönlicher Favorit in diesem Jahr.

2. ARMENIEN - Eva Rivas "Apricot Stone"

Eine sichere Bank fürs Finale. Eva müsste sich schon sehr deppert anstellen oder spontan ihre Stimme verlieren, um das zu verhindern. Okay, sie singt letzten Endes über Aprikosenkerne, aber ihre Schmalspurethno-Pop-Komposition ist rund, die Optik stimmt und die politische Note hinter der Aprikosenmetapher genau das Richtige, um vor allem in Osteuropa die Big Points abzugrasen. Deshalb einfach nur Haken drunter und weiter zum nächsten Lied.

3. ISRAEL - Harel Skaat "Milim"

Hiermit lässt sich spätestens beweisen, dass in diesem Jahr eindeutig die Männer den besseren Schmalzfaktor haben. Genauso wie Polen und Belgien im ersten Halbfinale ein Glanzlicht im Balladenallerlei waren, so ist es jetzt in diesem Harel Skaat mit seinem Lied „Milim“. Das nach meinem Empfinden Besondere daran: Es hält immer das gesunde Maß trotz all seiner Dramatik und seiner pompösen Instrumentals und schießt nie übers Ziel hinaus wie so manche Frau im Feld. Das macht das Lied wesentlich intensiver und damit zu einer meiner Lieblingsballaden in diesem Halbfinale. Das Finale ist also auch hier Pflicht.

Hm, so gesehen wären jetzt nach drei Titeln schon drei meiner Finaltickets weg. :-) Der Rest muss sich also ranhalten.

4. DÄNEMARK - Chanée & N'evergreen "In a moment like this“

Mit solch einem Teilnehmerfeld läuft dieser Song Gefahr, einfach wegen seiner Glätte unterzugehen. Musikalisch gibt es so gut wie keinen überraschenden Ausschlag nach oben und vor allem der Auftritt des Duos ist noch sehr heterogen. Kurz gesagt: Da fühl ich nichts, wenn ich das sehe oder höre. Vermissen würde man also im Finale nichts, wenn man das nicht weiterwählt. Aber es ist mir auch schon häufiger passiert, dass mir etwas im Vorfeld gar nicht gefallen hat und ich beim Contest selbst positiv überrascht wurde.

5. SCHWEIZ - Michael von der Heide "Il Pleut de L'Or"

Siehe Dänemark :-), nur mit dem Unterschied, dass da Hopfen und Malz schon jetzt völlig verloren sind. Langweilisch bleibt langweilisch, sowohl in Sachen Komposition als auch in Sachen Gesang. Da hilft es auch nicht, das Gesäusel auf Französisch vorzutragen. Aber vielleicht hat sich Herr von der Heide etwas ganz Spektakuläres einfallen lassen, um das in Oslo irgendwie noch aufzupeppen. Warten wir's ab.

6. SCHWEDEN - Anna Berghendahl "This is my life"

Die Schweden haben scheinbar aus den letzten beiden Jahren gelernt und sich wie manch anderer von irgendwelchen überkünstelten Performances abgewendet und sich auf die Musik konzentriert. Jetzt präsentieren sie dieses Jahr im Halbfinale das absolute Gegenteil; eine reizende unaufgeregte Popballade, die sofort zu Herzen geht, was auch der besonderen Stimme von Anna Bergendahl zu verdanken ist. Bitte, schickt mehr solche Lieder zum Contest, denn dann können wir vielleicht irgendwann mal wieder tatsächlich nur über die Musik diskutieren und müssen nicht ständig die Showtauglichkeit der Beiträge im Auge behalten. Und bitte, schickt diese Frau ins Finale!

7. ASERBAIDSCHAN - Safura "Drip Drop"

Safura zeigt sehr beeindruckend, dass auch die Osteuropäer inzwischen verstanden haben, dass Show nicht alles ist und dass sie manchmal Fehl am Platz sein kann. „Drip Drop“ kommt ganz ohne jeglichen performativen Schnickschnack aus und weiß trotzdem zu überzeugen. Es ist eine moderne zeitgemäße Popballade, die auf jeden Fall auch Charttauglichkeit hätte. Dass sie sich daher im Dunstkreis der potentiellen Siegertitel befindet (von einem Ausscheiden im Halbfinale wird gar nicht geredet), kann ich durchaus verstehen. Für einen Sieg finde ich persönlich aber nicht das gewisse Etwas in ihrem Song. Andere Balladen sind da weiter oben in meiner Rangliste. Aber mit Prognosen auf den Sieg tue ich mich dieses Jahr ohnehin schwer.

8. UKRAINE - Alyosha "Sweet people"

Hm... die erste Auszeichnung hat die Ukraine von mir bereits bekommen, nämlich für den chaotischsten Vorentscheid aller Zeiten und für sein Musterbeispiel osteuropäischer Medienpolitik.

[Zur Erklärung: Der vom beteiligten Sender NTU ausgewählte Sänger Vasyl Lazarovych wurde vom neuen Programmchef, der nach der Präsidentschaftswahl eingesetzt wurde, abgesägt, weil er seine Nominierung zu "undemokratisch" fand *hüstel*. Problem: Das fand genau vier Tage vor dem offiziellen "Teilnahmeschluss" statt. Nun wurde innerhalb von 48 Stunden ein demokratischer Vorentscheid mit 20 (!!!) Teilnehmern auf die Beine gestellt, aus dem Alyosha als Siegerin hervorging (und Vasyl nur Zehnter wurde). Alles gut, dachte man, aaaaaber wie man 24 Stunden später herausgefunden hat, war Alyoshas Song ein Plagiat. Daher musste man für die gute Frau spontan noch eine neue Nummer zusammenkomponieren, um eine ernsthafte Strafe oder den Ausschluss zu verhindern. Kurzum: "Sweet people" ist das Substrat des puren Chaos.]

Wenn es nach mir ginge, müsste die Ukraine alleine wegen dieser ungalanten Geschichte im Halbfinale ausscheiden. Andererseits kann Alyosha am allerwenigsten dafür, und ganz ehrlich: eine Qualitätssteigerung hat durch die demokratische Wahl nicht stattgefunden. Und Vasyls Ballade „I love you“ war schon eher „Buah!“ als „Hu!“. "Sweet people" merkt man wirklich seinen Werkstattcharakter an. Uninspiriert, unkontrolliert und nicht wirklich packend, egal wie gut Alyosha die Tonleitern rauf- und runtersingen kann. Seien wir also froh, dass zumindest dieses Jahr keine akute Gewinngefahr durch die Ukrainer besteht.

9. NIEDERLANDE - Sieneke "Ik ben verliefd"

Wer das USFO-Finale gesehen hat, kennt sie bereits, die schönste Lautkombination dieses Contests: Shalali, Shalala, Shalali, Shalala. :-) Zugegeben, bei den Holländern bin ich etwas voreingenommen, weil mir das Land so sympathisch ist, aber ich fürchte, so reizend der Refrain auch ist, er macht den Beitrag von Sieneke nicht besser. Oder um es positiv auszudrücken: Er fällt, genauso wie das Lied der Toppers im letzten Jahr, in die Kategorie „Missverstandenes Werk“. Im Moskau hat einfach keiner die Ironie beim Auftritt der Toppers verstanden, sondern nur den Trash gesehen. Und da so trashaffine Leute wie ich scheinbar doch beim Contest in der Minderheit sind, wird es wohl dieses Jahr ebenfalls nichts mit dem Finale. Jammer.

10. RUMÄNIEN - Paula Seling & Ovi "Playing with fire"

Alle Achtung. Die Rumänen hauen mit „Playing with fire“ ein echtes Pfund in die Waagschale, eines, bei dem man nie wissen kann, ob es nun zu schrill oder genau die richtige Schrillheit hat für eine gute Platzierung. Ich würde ihm auf jeden Fall das richtige Maß an Schrillheit attestieren, womit das Duo nicht nur ein sicherer Aspirant fürs Finale ist, sondern auch unter Umständen ein potentieller Top10-Titel. Das Lied und die Performance bieten jedenfalls genug Gründe dafür.

11. SLOWENIEN - Ansambel Zlindra & Kalamari "Narodnozabravni Rock"

Puh, allein den Titel zu schreiben, macht schon Mühe... erster Minuspunkt. Um die restlichen Minuspunkte kümmert sich das Lied selbst. Es hört sich an, als hätte man Silbermond gezwungen, zusammen mit den Kastelruther Spatzen eine Platte aufzunehmen, quasi wie „Walk this way“ mit Volksmusik und in schlecht. Von der eben beschriebenen Schrillheit ist hier genau das Gegenteil vorhanden, sprich zu viel. Aber auch das ist der Contest und genau wegen solcher Lieder danke ich der EBU für die Einführung der Halbfinals. Dadurch nämlich muss der Löwenanteil des Publikums diesen Rotz nicht am Samstag Abend ertragen.

12. IRLAND - Niamh Kavanagh "It's for you"

Hierzu fällt mir immer wieder ein Wort ein: Fallhöhe. So gerne ich diese nordisch-keltischen Folkloretöne höre, aber ähnlich wie schon Charlotte Perelli, geborene Nilsson, vor zwei Jahren kann Niamh Kavanagh als ehemalige Gewinnerin in Oslo eigentlich nur verlieren. Und sagen wir mal so: ihre Ballade macht es ihr nicht einfacher. Sie ist zwar solide und klingt gut im Ohr, aber auch sie berührt mich nicht wirklich, und das ist gerade bei solchen Liedern ein Todesurteil. Aber sie soll ja eine grandiose Live-Qualität haben, daher werfe ich bei ihr noch nicht die Flinte ins Korn.

13. BULGARIEN - Miro "Angel si ti"

Ja, es gibt ihn tatsächlich noch, den guten Eurodance, für die wir diesen Contest ganz besonders lieben. :-) Dieses Jahr legt Bulgarien als einer der wenigen eine solche Nummer aufs Parkett, die sich ähnlich wie Holland vor allem durch eine markante Lautkombination hervortut. Nur wird bei Miro nicht geshalaliet, sondern viel geoht und gehuht, ein bisschen zu inflationär für meinen Geschmack. Also nichts gegen solche eingängigen Liedelemente, aber zu viel davon ist auch nicht gut. Es wird daher vermutlich eher schwierig für den lieben Miro, Jury und Publikum zu überzeugen.

14. ZYPERN - Jon Lilygreen & The Islanders "Life would be better in spring"

Der junge Mann Jon Lilygreen, der, wie schon der Name verrät, für Zypern antritt, präsentiert ein Lied, das stilistisch die optimale Wahl für einen Christian Durstewitz gewesen wäre, wenn er denn ins USFO-Finale gekommen wäre… Eine wunderbare Gitarrenballade, die völlig unaufgeregt seinen Zauber entfaltet und wirklich musikalisch überzeugt, so wie man sich seine Finalteilnehmer wünscht. Gut, dass er nicht im gleichen Halbfinale wie Tom Dice singt, denn zwei Männer mit Gitarren würde das Publikum wohl überfordern und dafür sorgen, dass einer den kürzeren zieht. So können wir hoffen, dass wir am Samstag nicht nur Belgien, sondern auch Zypern hören werden, notfalls mit Hilfe der Jurypunkte.

15. KROATIEN - Feminnem "Lako je sve"

Das Frauentrio ist in ESC-Kreisen nicht unbekannt, denn es trat vor ein paar Jahren schon mal für Bosnien an. Der Erfolg damals war zwar eher mittelmäßig, aber ganz ehrlich: Bosnien ist dennoch ganz schön blöd, dass sie sich die drei Mädels durch die Lappen haben gehen lassen. Deren Ballade taugt hundert Mal mehr als dieser Pseudo-Rock, den Vukasin Brajic verzapft. Ob „Lako je sve“ allerdings in dem sehr balladenlastigen Teilnehmerfeld für Kroatien genug herausstechen kann, ist schwierig zu beurteilen. Die Schmusekonkurrenz ist wirklich hart in diesem Halbfinale. Ausschließen kann man einen zweiten Auftritt allerdings nicht.

16. GEORGIEN - Sofia Nizharadze "Shine"

Ein weiterer Vertreter der eben erwähnten Schmusekonkurrenz, und genauso wie Kroatien eher ein Wackelkandidat. Das Lied „Shine“ an sich ist eine vollkommen runde Ballade, an der man eigentlich nichts aussetzen kann. Da haben die kräftigen Passagen die Power, die es braucht, und die ruhigen Passagen diese Zerbrechlichkeit, die man heraushören muss. Nur am Ende ist es leider gesanglich ein bisschen over-the-top, aber diese Krankheit ist symptomatisch für viele Song Contest-Balladen. Unter anderen Umständen wäre es also ohne Frage ein sicheres Ticket für Samstagabend. Bei dieser Konkurrenz allerdings wird alles am eigentlichen Auftritt hängen. Ein Fehler und das Finale ist vergeben.

17. TÜRKEI - maNga "We could be the same"

Diese Türken muss man ja inzwischen immer auf der Rechnung haben und das nicht nur wegen ihrer geschickten Emigrantenverteilung in ganz Europa. :-) Ein Grund dafür ist auch unter anderem der regelmäßige Stilwechsel der Beiträge, etwas, was zum Beispiel Griechenland seit seinem Sieg vor sechs Jahren nicht wirklich hinbekommt. Das eine Jahr gibt es typischen Türk-Pop, das nächste Jahr eine eher nicht-arabeske Nummer. Das sorgt für Frische und dadurch für den regelmäßigen Erfolg. Gemäß diesem Turnus hören wir daher in Oslo von maNga ganz straighten Pop-Rock ohne eine Spur von Orient. Wahrlich, im Vergleich zu den peinlichen Rock-Nummern aus dem Balkan ist das ein echter Lichtblick, aber große Siegchancen sehe ich bei dem Lied nicht. Dafür ist es wieder etwas zu straight.

Aber wie ich schon gesagt habe, den Sieger zu orakeln ist dieses Jahr wahrlich nicht einfach. Bevor ich mich da zu einer endgültigen Prognose entschließe, werden noch die Großen Vier und Gastgeber Norwegen ausgiebig analysiert. Mehr dazu beim nächsten Mal.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Das Besondere sehen werden

Meine Berufaussichten als künftiger Serienautor sind vielleicht doch nicht so schwarz wie befürchtet. :-) Nicht nur, dass sich langsam wieder bei den Privaten eine eigene ansehnliche Serienkultur entwickelt (nachdem dort selbst der letzte US-Serienflop versendet wurde), jetzt hat auch der neue Sky-Chef angekündigt, dass man ab nächsten Jahr ebenfalls auf eigenproduzierte Fiktion setzen will. Oder wie er es nennt: "Local original content"
ENDLICH! Das, worauf ich bei Premiere vergebens gewartet habe, könnte jetzt endlich wahr werden. Formate und Ideen, die vom Free-TV als zu exotisch, nicht Mainstream genug oder einfach nur zu anspruchsvoll abgestempelt werden, könnten bei Sky eine angemessene Heimat finden. Hochglanzprojekte wie "KDD", "Im Angesicht des Verbrechens" oder das gute alte "Blackout" wären vom lästigen Quotendruck befreit und könnten so inszeniert werden, wie es die Geschichte verlangt und nicht irgendwelche Marktforschungen.
Hach, ein Traum...

Samstag, 1. Mai 2010

Wonnemonat für Deutschland

Mensch, wenn einiges in den nächsten 31 Tagen richtig gut läuft, werde ich vielleicht in einem Moment zurückdenken und sagen: War das ein geiler Monat! Einer der schönsten seit langem für die deutsche Fernsehseele.
Dann werde ich an ein famoses Champions League-Finale zurückdenken, das die Bayern nach einem harten Kampf verdient gewonnen haben werden und damit endlich wieder einen internationalen Titel nach Deutschland holen. Dann werde ich denken: Na immerhin. Nachdem sie zwei Wochen zuvor gegen Hertha BSC versagt haben werden und damit die Meisterschaft an Schalke gegangen sein wird und sie am Samstag davor im DFB-Pokalfinale gegen Bremen verloren haben werden, ist der Champions League-Sieg der letzte Trost für die Bayern.
Dann werde ich zur Kenntnis genommen haben, dass Raul Richter souverän die neue "Let's dance"-Staffel gewonnen hat und dass SAT.1 endlich grünes Licht für eine neue Staffel von "Der letzte Bulle" und "Danni Lowinski" gegeben haben wird.

Und dann werde ich mich auf Mai 2011 freuen, wenn der Eurovision Song Contest dank Lena in Berlin stattfinden wird. :-)

Schauen wir mal, ob die Welt am 1. Juni wirklich so aussieht...