Mittwoch, 5. April 2006

Unterhaltungsstandort Deutschland

Die Öff-Rechs (meine neue Koseform für die Öffentlich-Rechtlichen), insbesondere das Erste und ihre Drittsender, fühlen sich ja immer so mißverstanden von den Zuschauern. Sie hätten die mit Abstand beste und niveauvollste Unterhaltung zu bieten und würden sich auch nicht scheuen, diese zu zeigen.


Doch wir, der gemeine dumme Fernsehmob, ersticken jeglichen Anflug von Qualität mit erbamungslos schlechten Quoten sofort im Keim und holen uns stattdessen unseren Unterhaltungsrausch bei Shows wie "Upps-Die Pannenshow", dem televisonären ALDI-Bier aus der PET-Flasche.


Das alles mag zwar in gewisser Weise stimmen, aber liebe ARD, was nützen mir eure hochwertigen Satire- und Unterhaltungsshows, wenn ich mir dafür im Normalfall die Nacht um die Ohren schlagen muss?


Die Wahrheit sieht nämlich so aus, dass Harald Schmidt und der Scheibenwischer mit ihrem spätabendlichen Sendeplatz nach den Tagesthemen bereits den Olymp im öffentlich-rechtlichen Sendeschema erreicht haben. All die anderen Formate wie "Polylux", "extra 3", "Kanal fatal", "Dittsche" und "Zimmer frei", die den beiden absolut ebenbürtig sind, versauern erstens in den Dritten und zweitens zu genauso unwürdigen Zeiten. Und zu allem Überfluss fällt dem Ersten nichts Besseres ein als die Formate auf ihrem Sender während der Woche zu noch unmöglicheren Zeiten zu wiederholen. Da wundern die sich noch, dass ihre Satire bei den Zuschauern nicht ankommt... *kopfschüttel*


Die einzige erfreuliche Ausnahme in diesem ganzen Mist ist "quer". Diese Mischung aus Satire und regionalem Politmagazin läuft jeden Donnerstag zur besten Sendezeit im Bayerischen Fernsehen und schafft es immer wieder aufs Neue, informativ, spritzig und bissig zugleich zu sein. Gut, die Quoten sind auch nicht der Bringer, aber wer nicht über Impro-Comedy lachen kann, wer nicht auf Pyrotechnik und hanebüchene Stories steht und wem das Wort WM und alles, was damit zu tun hat, zum Hals raushängt, für den ist diese Sendung am Donnerstagabend eine echte Alternative. Und genau darum sollte es bei einer so vielfältigen Fernsehlandschaft wie der unseren und insbesondere bei den Öff-Rechs gehen; dass man genau diese Alternative hat, und das nicht nur zu später Stunde; eine Flucht vor dem Massenbrei; eine Nische, in dem man seinem Intellekt fröhnen kann.


Wenn es das nicht mehr gäbe, würde ich jeden GEZ-Aussteiger verstehen und zum Ausstieg sogar gratulieren.


Danke fürs Lesen!

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