Mittwoch, 9. Februar 2011

An alle aktiven Passivsportler

Für Menschen wie mich, die sich nicht nur von den bunten Bildern aus der Flimmerkiste begeistern lassen wollen, sondern immer auch an den Prozessen dahinter interessiert sind (alte Medienwissenschaftler-Krankheit, nehme ich an), bietet der WDR in Sachen Sport jeden Montag das wunderbare investigative Magazin "sport inside".
Hier werden nicht die üblichen Sportstudio-Hülsen ausgetauscht und aufgewärmt, sondern der Sport in einem anderen Zusammenhang gesehen. Als Teil der Gesellschaft, Teil der Geschichte und mit einem kritischen Blick darauf, wenn der Sport durch zu viel Politik oder Kommerz in den Hintergrund gerät.
Die gestrige Sendung war ein Musterbeispiel dafür. Drei hochinterssante und sehr unterschiedliche Themenkomplexe: Ein Exklusiv-Interview mit Wolfgang Overath über seine in der Kritik stehende Präsidentschaft; die Aufarbeitung der Olympischen Winterspiele 1936 von Garmisch-Partenkirchen im Zuge der Alpinen Ski-WM und der neuen Olympiabewerbung; ein Porträt über Andy Kröckel, die deutsche Dartlegende, der sich von seinen 25 deutschen Meistertiteln allerdings hierzulande nichts kaufen kann, da der professionelle Dartsport ein erbärmliches Schattendasein fristet.

Gerade der letzte Beitrag erinnerte mich wieder an einen vor einiger Zeit, in dem sie Jean-Marc Bosman porträtiert haben, den Mann hinter dem Bosman-Urteil, das wohl bedeutendste Sportgerichtsurteil der Fußballgeschichte. Er lebt heute in Belgien von Sozialhilfe und wird von zahlreichen Fußballspielern geschnitten, obwohl er für sie eines der wichtigsten Rechte eingebracht hat.
Auch solche Geschichten schreibt der Sport und ich finde es toll, dass der WDR sie in dieser Sendung regelmäßig ausgräbt und ausführlich und unaufgeregt erzählt. Weiter so.

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