Mittwoch, 20. Oktober 2010

Kongo, Knarren, Kinderschänder

Manchmal gibt es Tage, da muss man sich gar nicht so stark anstrengen, um einen runden Fernsehabend zu erleben.
Montag hatte ich mal wieder einen dieser Flows. Er begann bei dem ZDF-Film "Kongo", der mich als Grundwehrdienstgeleisteter natürlich ganz besonders interessiert hat. Es war im Nachhinein wieder eine dieser vielen ZDF-Perlen am Montagabend, die durch diesen unprominenten Sendeplatz irgendwie unbemerkt bleiben. Eine gute Krimistory, sorgfältig recherchiert, mit jeder Menge bitterer Soldatenrealität, die Gott sei Dank nicht glattgebürstet wurde, um sie Primetime-tauglicher zu machen. Richtig gutes Fernsehen, aber genau darin lag anscheinend das Problem.
Man hat es zumindest am Tag darauf in den Quoten gesehen. Kaum gibt es mal Afrika ohne die typische ZDF-Sonntagabend-Kitschpanade, bleiben die Massen fern. Schade. Ist vielen wirklich etwas Gutes entgangen.

Danach - fragt mich nicht warum - ging für mich der Abend bei RTL 2 weiter. Einfach aus Neugier blieb ich tatsächlich bei dem neuen Skandalformat "Tatort Internet" hängen... Naja, also selbst wenn man die ganzen Geschichten in der Presse und die Tatsache außen vor lässt, dass ausgerechnet bei RTL 2 so etwas läuft, muss ich sagen, dass das jetzt nicht so der Burner war. In der aktuellen Folge wurde jetzt nichts Neues "investigativ" aufgedeckt, sondern nur ein alter Fall von vor 5 Jahren aufgewärmt, bei dem die Polizei ausnahmsweise gute Arbeit gemacht hat. Was mir da eher Angst gemacht hat, waren die Moderationen von Udo Nagel und die Einspieler mit der Psychologin Jutta von Weiler.

Immerhin, danach kam bei RTL 2 die passende Ergänzung zum Kongo-Film: Ein "Welt der Wunder-Spezial" zum Thema Schusswaffen. :-) Und zum Abschluss dieses hochgradig gesellschaftspolitischen Fernsehabends gönnte ich mir im WDR einen 90-Minüter über die größte Medienperversion der deutschen Geschichte: das Geiseldrama von Gladbeck. Da kriege ich immer wieder einen steifen Hals vom ganzen Kopfschütteln, wenn ich die Bilder dazu sehe, aber nicht nur wegen der Ohnmacht und Inkompetenz der Polizei, die in dem Fall wohl alles falsch gemacht hat, was man falsch machen kann.
Es ist vor allem diese Abgebrühtheit der Journalisten, die teilweise bewusst die Polizeiarbeit behindert und sich damit gesetzlich strafbar gemacht haben, aber einen Scheiß darauf gegeben haben. Wenn man selber nicht das Foto macht, dann macht es jemand Anderes, und dann bist du der Gelackmeierte, so die Philosophie.
Ich meine, wann hat ein Geiselnehmer vor Ort in aller Seelenruhe ein Interview für die Tagesschau halten können? Das ist selbst heute nur sehr schwer vorstellbar.

Wobei, am Ende stand für mich wieder mal die Erkenntnis, dass sich seitdem weniger geändert hat als man denkt.

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