Mittwoch, 31. August 2005

CSI - Coole Serien-Idee

Bereits als "Lost" und "Desperate Housewives" neu auf Pro Sieben herauskamen, habe ich mich über die Tragik beklagt, dass es uns im Serienbereich die Amerikaner immer wieder aufs Neue vormachen. Sei es durch ungewöhnliche Inszenierungen von teilweise auch alten Ideen (Gestrandete auf einer einsamen Insel sind ja nicht unbedingt neu) oder durch die Umsetzung von dermaßen skurillen Serienformaten, die man einfach aufgrund ihrer Absurdität lieben muss (, so wie uns im Moment die frustierten Hausfrauen vormachen).


Bei uns landet so etwas entweder in den Müll, weil es sich die Öffentlich-Rechtlichen wegen des Kulturauftrages und die Privaten wegen der Panik vor einem neuen Flop nicht trauen, oder es wird so lange durch die Klischee-Presse gejagt, bis auch der letzte Rest an Anspuch, Mehrdimensionalität und Tiefgründigkeit aus den Figuren und der Story draußen ist. Dann wird es groß und breit als die neue Seriensensation angekündigt, aber keiner hat den Bock, sich diese platte Serienscheiße "Made in Germany" anzusehen.


Stattdessen schalten immer mehr auf die anspruchsvolle und qualitativ hochwertige Unterhaltung aus den USA, die seit vorgestern mit "CSI: NY" bei VOX und ab kommenden Montag mit "Numb3ers" auf Pro Sieben zwei neue Glanzlichter bereithält.


Wobei ich gerechterweise sagen muss, dass nicht alles, was in der letzten Zeit an Hausgemachtem im Fernsehen lief, erfolglos war. Der Vierteiler "Arme Millionäre" auf RTL war mit knapp 4 Millionen Zuschauern zumindest kein Totalausfall wie vieles andere. Die Hälfte davon hat aber vermutlich nur aus Schadenfreude über das Format zugesehen. (Millionärsfamilie muss von einem Tag auf den anderen von Hartz IV und in der Sozialwohnung leben). Wenn das in naher Zukunft die einzige Waffe der Serienschreiber sein wird, dann wirklich gute Nacht.


Danke fürs Lesen!

Donnerstag, 25. August 2005

Lebe dein Leben, so wie ick es will!

Wie unfreiwillig unterhaltsam die Scheinrealität des Fernsehnachmittags durch das RTL-Courtshow-Triumvirat, Frau Unhold, Herrn Salesch und dem zukünftigen US-Fernsehprediger Fliege sein kann, wissen wir ja bereits. Dass das reale Leben im Fernsehnachmittag genauso spaßig sein kann, erfahren wir jetzt durch die neue Doku-Reality-Soap "Lebe dein Leben!" mit keinem geringeren Life-Coach (so nennt es scheinbar heutzutage) als den besten und sympathischsten Motivator des deutschen Fernsehens: Detlef D! Soost.


Da wünsche ich mir doch gleich eine Wurzelbehandlung, dann bleiben mir so nette Sätze erspart wie: "Ick kann mich nur an die Fakten halten. Und die sagen mir: Entweder lügst du mich an oder du belügst dich selbst."


Wer sich das in der Kreativabteilung wieder ausgedacht hat. Hätte das nicht wie bei "Meine letzte Chance" irgendein Radiomoderator machen können? So eine bescheidene Sendung im Nachmittagsprogramm wäre früher ein perfektes Sprungbrett gewesen. Aber nein, da überlassen sie den Platz lieber einem medienerfahrenen B-Promi.


Danke ProSieben und danke fürs Lesen!

Montag, 22. August 2005

Musikvideos - Eine stichprobenartige, medienwissenschaftliche Untersuchung des visuellen Ausdrucks moderner Popkultur; Heute: "Maria" von US 5

Musik ist wie Mode. Immer wieder tauchen Sachen auf, die man für einen kurzen Zeitraum zum ultimativen Kultobjekt ernennt, das jeder haben und mögen muss, weil er sonst auf der Out-Liste landet. Nach außen hin bekennt man sich mit stolzgeschwellter Brust dazu und überhort einfach das Getuschel, das von dem ersten Tag an hinter dem eigenen Rücken geführt wird. In den Neunzigern waren das in der Musik eindeutig die Boybands.


Backstreet Boys, N'SYNC, Take That und die ganzen anderen Verbrechen, die von Lou Pearlman und Co. aus der Castinggruft gehoben wurden, überschwemmten regelrecht den Markt, zogen 12-jährigen Mädchen sämtliches Tachengeld aus den Hosen und inszenierten dann mit vollgepackten Geldkonten ihre Trennung. Dieses Phänomen scheint nun wieder eine fruchtbare Zeit zu erleben. Die durch Schnappi, Crazy Frog und Banaroo desensiblisierte Zielgruppe ist für den leidigen Boyband-Pop wieder empfänglich geworden. So kommt es dieses Jahr neben einem sensationellen Comeback der Backstreet Boys zu dem unbegreiflichen Shootingstar-Erfolg der multinationalen Lou Pearlman-AG namens US 5.


Und wie es sich für eine Boyband gehört, muss das Video zu ihrer Debütsingle "Ma-ma-ma-ma-ma-ma-ma-ria" alles andere sein als anspruchvoll oder inhaltsreich. Dunkle Straßen, Mülltonnen treten und frühreife Mädchen sollen den Jungs einen Hauch von Verruchtheit verleihen, der aber bereits im nächsten Schritt durch sinnlose wie hampelige Ganzkörper-Turnübungen in die Stratosphäre geblasen wird. Wer gehofft hat, dem Genre würde im 21. Jahrhundert ein Schubs in die richtige Richtung gegeben, sowohl akustisch wie auch videotechnisch, wird von US 5 leider enttäuscht. Es lebe der Kommerz!

Freitag, 19. August 2005

D'r Papst kütt!

Herrlisch, einfach nur herrlisch, wat im Moment da in Köln so abgeht. Und jetzt, wo Benedikt XVI. in da house ist, herrscht in der Domstadt sowieso vorgezogener Karneval.

Erst am Donnerstag die Live-Ankunft am Flughafen, die wo unser Superhorst zusammen mit dem Heiligen Vater (, der sich nicht wie sein Vorgänger bemüht hat, den Boden zu küssen) zum ersten Mal das Wort an die katholische Jugend wandte. Das Ganze fand zwar unter "windigen Verhältnissen" statt (kleiner Wortwitz), hat dadurch aber nicht an Eindruck verloren. Die daran folgende Rheinfahrt, flankiert von neun Journalistenschiffen, war nicht unbedingt spannender als eine Kaffeefahrt mit Joschka Fischer und Co., musste aber scheinbar zum Programm gehören. Anders wäre der Pope scheinbar nicht von Bonn nach Köln gekommen (?).

Wichtiger war hingegen heute der Besuch der Synagoge in Köln, die von vielen mit Sicherheit am meisten erwartet wurde. Was für wertvolle Worte hätte Benedikt den Juden zu sagen? Die Antwort darauf lautet: schöne, harmlose Worte. In diesem Moment fehlte mir fast ein bisschen der Josef Ratzinger in ihm. Was ist aus dem alten Inquisator, Schwulenfeind und zölibatären Musterknaben geworden? Hat ihn das Amt des Papstes doch endlich die Offenheit und Vernunft gegeben, die man bei ihm vorher manchmal gesucht hat? Den Eindruck habe ich inzwischen bekommen und ich denke, dieser Weltjugendtag ist genau der richtige Anlass für ihn, dieses Bild in der Öffentlichkeit zu schärfen.

Deshalb sage ich von hier aus nur: Weiter so, Ratze! Freu mich schon auf die Live-Übertragung vom Vigil am Sonntag.

Danke fürs Lesen!

Freitag, 5. August 2005

Springer auf Pro 7


Das wird vielleicht nur die wenigsten Fernsehjunkies wirklich interessieren, weil es eher eine Nachricht für die Medienschaffenden ist, aber da sie in meinen Augen so bedenklich ist, dass sie auch für den einfachen Zuschauer bekannt sein sollte, möchte ich sie euch nicht vorenthalten.


Die Axel Springer AG, Europas größter Zeitungsverlag, Mutter der BILD und Besitzer vieler anderer bekannter Blätter, kauft sich von Haim Saban die ProSiebenSat1 Media AG und ist damit der erste Medienkonzern in Deutschland, der sowohl im Printbereich als auch im Fernsehbereich tätig ist. Soweit klingt das ja noch ganz anständig. Es gibt aber auch aus dem Ausland durchaus Beispiele, in denen sich diese Kombination eher negativ als positiv ausgewirkt hat, sofern sie in die falschen Hände gerät.


Beispiel 1: Rupert Murdoch. Kritiker bemängeln bereits seit Jahren, dass er die Zeitungen und vor allem die Fernsehsender seines Unternehmens News Corp. (u.a. FOX in Amerika und Sky in England), dazu benutzt, sein Weltbild und seine politische Haltung zu verbreiten.


Beispiel 2: Silvio Berlusconi. Im Grunde liegt hier der selbe Fall wie bei Murdoch vor, nur bedrohlich erweitert durch die Tatsache, dass dieser Mann zugleich Regierungschef des Landes ist. Das ermöglicht ihm erst recht, die Medien so zu manipulieren, dass Gegner seines Regimes zu Staatsfeinden oder zumindest mundtot gemacht werden.


Davon sind wir hier in Deutschland zum Glück noch weit entfernt, aber mit einer solchen Macht, die sich aus dieser Fusion ergeben kann, wären solche Zustände durchaus möglich, wenn die Leute in den Chefetagen nicht weise und weitsichtig genug sind. Ich für meinen Teil verzichte gerne darauf, statt N24 irgendwann nur BILD TV zu sehen.


Danke fürs Lesen!

Montag, 1. August 2005

Mein Juli-Resümee

Meine Güte, da ist der Juli schon wieder vorbei, aber was für ein Juli das war, heiß, heiß, heiß, und nicht nur vom Wetter her. Soviel Historisches ist geschehen, positiv wie negativ.

Fangen wir erst einmal mit dem "Inland" an: Superhorst löst nach der Vertrauensfrage den Bundestag auf, woraufhin die schon brodelnde Wahlkampfmaschinerie endgültig für den 18. September angekurbelt wurde, die Bruderschaft von Gysi und Lafontaine heißt nun offiziell Linkspartei und macht sich im Osten auf Stimmenraub, bei VW, DaimlerChrysler und Infineon, deutschen Vorzeigeunternehmen, spielt man Vorstandsroulette und verteilt BILDrot-gefärbte Schwarze Peter und zu allem Überfluss wäre beinahe ein Kleinflugzeug in den Bundestag gerast.

Dabei war das mit dem Flugzeug ja nur die Spitze des Wahnsinns. Den Löwenanteil in Sachen Terror hatte in diesem Monat neben den üblichen Verdächtigen im Nahen Osten Großbritannien mit den Terroranschlägen in London am 7. und 21. Juli. Dazu kam der unschuldige Tote durch den polizeilich verordneten Todesschuss, der auch für Aufsehen gesorgt hat. Darüber kümmert man sich jenseits des großen Teichs wahrscheinlich weniger, dort bangt man wieder mal um eine Space Shuttle-Besatzung, weil wie bei der "Columbia" etwas an der Außenhülle abgebröckelt ist. Bei so viel Schreckensnachrichten vergisst man glatt, dass der Juli auch noch schöne Seiten hatte.

Die Live 8-Konzerte, das wahrscheinlich gigantischste Medienspektakel, das jemals von niemandem gesehen wurde (zumindest bei uns), der Kino-Sommerhit "Madagascar", die Trennung von Boris Becker von Caroline Rocher, (wenigstens für die Männer eine schöne Seite des Julis), die erste wirklich sehenswerte Lola-Verleihung seit Jahren, der Freispruch von Michael Jackson...

Ach ja, der Monat Juli hatte wirklich alles, was das Herz begehrt... Oh Moment, gerade bekomme ich durch meinen Knopf im Ohr, dass der ehemalige EZB-Chef Wim Duisenberg gestorben ist. Naja, ein gutes Monatsende war uns doch nicht vergönnt.

Danke fürs Lesen!