Samstag, 26. November 2011

The Voice für Baku

Ja, lange hat's gedauert, aber heute muss ich mal wieder meine Blogger-Stimme erheben. Ab Januar wird es schließlich schwierig, in dem ganzen Musik-Casting-Overload den Überblick zu behalten. Nicht, dass man versehentlich das falsche Format / den falschen Sender einschaltet. :-)
Also, fassen wir zusammen: Am 5. und 6. Januar sind die ersten Live-Shows von "The Voice of Germany". Ab 12. Januar läuft dann donnerstags auf ProSieben "Unser Star für Baku" *freu* und freitags die Live-Shows von "The Voice". Dazu kommt in dieser Januar-Woche mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das DSDS-Sandwich am Mittwoch und am Samstag. Und im Februar laufen dann die letzten Shows von USFB sogar montags und donnerstags, jeweils im Wechsel bei ProSieben und im Ersten. Wer soll da denn bitte den Überblick behalten?!
Zum Glück endet X-Factor in anderthalb Wochen...

Sonntag, 14. August 2011

Kais zweiter Frühling

Es ist erstaunlich. Kai Pflaume, der charmante Schwarm aller Schwiegermütter, der bei SAT.1 die letzten Jahr(zehnt)e irgendwie immer präsent war, aber mit seinen Formaten nie so richtig herausstach [an dieser Stelle rückwirkend eine Abschiedsträne für "Nur die Liebe zählt"], blüht nun bei der ARD so richtig auf. Beim Starquiz, das er vom Jörg übernommen hat (in der Branche nennt man sich ja nur beim Vornamen, wie ich inzwischen weiß ^^), beweist er eine kaum gekannte Lockerheit, bei der Neuauflage von "Dalli Dalli" im NDR noch mehr und mit "Klein gegen Groß" hat er vor einer Weile ein Format präsentiert, das endlich mal wieder frischen Wind in die öffentlich-rechtliche Samstagabendunterhaltung gebracht hat.
Da kann ich nur sagen, Kai: Haste jut jemacht. Zusammen mit dem Matthias kannst du nächste Saison den Laden in Sachen Unterhaltung ruhig weiter aufmischen.

Montag, 1. August 2011

Ich liebe Deutschland (und Jürgen)

Die Programmvorschau der ProSieben-SAT.1-Gruppe war ja sehr ernüchternd. Dass neben jeder Menge Retro-Kram (Bitte melde dich, Stars auf Eis, Promi-Boxen, Wochenshow und genau genommen auch Harald Schmidt) wieder mal nicht eine neue Serie für den Montagabend angekündigt wurde, ist schon sehr erbärmlich. Das können die ganzen tollen neuen Showprojekte und die zahlreichen Event-Movies für den Dienstagabend auch nicht ganz kitten.
Aber zugegeben: der Freitagabend mausert sich. Für das Sommerloch haben sie nun "Ich liebe Deutschland" im Repertoire, ein schnuckelig belangloses Spielshow-Knallbonbon, in der Promis für das Studiopublikum um Kugelgrills oder Wegwerfhandys spielt. Großartig! Dank des charmanten Deutschland-Bezugs, der tatsächlich bis ins letzte Detail durchdacht ist, wird das Konzept durchaus sehenswert. Die klischeehaft eingekleideten Backgroundsänger wurden Vokalpatrioten getauft, im Publikum sitzen Sandmännchen- und Max-und-Moritz-Maskottchen, und die blond gezopften Assistentinnen heißen alle Frauke. 
Darüber hinaus hat die Show mit Jürgen von der Lippe ein hochsympathisches Moderatoren-Schwergewicht an der Front. Zumindest für mich, der diesen Mann und vor allem seinen Moderationsstil heimlich bewundert, ist das allein schon Grund einzsuschalten. Seine schelmisch-süffisanten Sprüche schaffen es selbst die obligatorischen Telefon-Gewinnspiele aufzuwerten.

Was die Kandidaten angeht... naja, abgesehen von den beiden Teamleitern Marc Bator und Sonya Kraus schwimmt halt der übliche C-Promi-Brei mit, aber netterweise über drei Generationen verteilt. Ich meine, Daniel Küblböck und Karl Dall in einem Team, das hat irgendwie schon wieder Unterhaltungswert. Und Gott sei Dank hat sich in der zweiten Show ein bisschen die Anarchie gelegt und die Spiele werden mit mehr Klarheit druchgezogen.

Ich freue mich auf jeden Fall auf die weiteren Shows und auf die nächsten zwei Stunden sommerliche Fernsehberieselung.

Mittwoch, 27. Juli 2011

EOC zum Zweiten

So, nach einem schmachvollen 20. Platz mit Luxuslärm werden neue Seiten aufgezogen. Oder soll ich besser schreiben: Saiten? *höhö*
Mein Mitstreiter beim zweiten Eurovision Online Contest in Antwerpen ist nämlich Apocalyptica mit "Beautiful", einem wundervollen, leider viel zu kurzen Instrumental aus ihrem letzten Album "7th Symphony".
Frisst das, ihr lausigen Europopper! :)



Samstag, 9. Juli 2011

Unsere Ballerinas und der schöne Schein

Wenn ich vor ein paar Wochen noch gesagt hätte "Ne, sorry, ich gehe heute nicht mit ins Theater, heute Abend läuft Frauenfußball", was hätte ich dafür geerntet? Spott und bloße Häme. Und jetzt?

Kein Zweifel, es gibt definitiv schlimmere Möglichkeiten, ein Sommerloch zu füllen und seine Fernsehfreizeit zu verbringen. Die Fußball-Spiele, die bei der WM geboten werden, sind ja auch oftmals sehr spannend und sehr hübsch anzuschauen und ich finde es löblich, dass die Öff-Rechs und Eurosport so fachlich intensiv davon berichten. Aber hat diese Begeisterung nicht doch ein schalen Nachgeschmack? Was geschieht denn nach dem ganzen Budenzauber, so wie es auch in der Diskussion bei "Hart aber fair" am Mittwoch angesprochen wurde?

Die Normalität im Frauenfußball sieht bekanntermaßen anders und wesentlich kleiner aus. Deren Bundesliga fristet ein bescheidenes Nischendasein, marginal beobachtet von einigen Fans und Pflichtberichterstattern. Wird die WM im eigenen Land daran irgendetwas ändern? Wird sie eine Trendwende in den Medien bewirken?
Wird es ab Herbst sonntags eine Sportschau mit einer Spieltagszusammenfassung von der Frauen-Bundesliga geben? Oder bei SPORT 1 oder im Zusammenhang mit der Sport-Reportage im ZDF? Oder wird es gar Konferenzen bei Sky Bundesliga geben? Wohl kaum. Prinz und Co. werden danach mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in ihre Nische beim Radio oder bei einigen Drittsendern zurückkehren und so wie sonst ihr Dasein als Randsportartspielerinnen pflegen.


Aber Hauptsache, die Deutschen haben jetzt wieder was zum Fußballfeiern und die Öff-Rechs eine taugliche Alternative im Nachmittags- und Vorabendprogramm. Bevor ich mich bei Zoodokus langweile oder Herzflimmern bekomme, verfolge ich lieber, wie Norwegen gegen Australien um den Einzug ins Viertelfinale kämpft, nicht wahr?

Freitag, 8. Juli 2011

Eurovision Online Contest - Mein Song für Gent

Ein sympathischer belgischer Nachbar, dessen Blog ich zu ESC-Zeiten öfter besucht habe, hat eine nette Idee präsentiert, bei der ich spontan mitwirken werde: Ein Eurovision Online Contest.

Um es kurz zu erklären: Jeder repräsentiert ein Land seiner Wahl (muss nicht das Heimatland sein) und sucht sich dafür ein repräsentatives Lied aus. Die einzigen Bedingungen an den Song sind, dass er nicht länger als 4 Minuten dauert und dass der Interpret aus dem zu repräsentierenden Land stammt.

Klingt doch ganz witzig, also habe ich spontan meine Teilnahme für Deutschland erklärt. Blieb nur die Frage nach dem Song. Ich bin ja ehrlich gesagt abgesehen vom ESC, den Ärzten, Rammstein und dem Mainstream, den man so im Alltag mitbekommt, kein großer Musikexperte. Meine Wahl war folglich eine sehr spontane Entscheidung, aber solche sind ja oftmals die besten. Und so wurde es letzten Endes Luxuslärm mit "Vergessen zu vergessen":


Wenn einer bei diesem Song verzweifelt die Hände über den Kopf zusammenschlägt, kann ich sagen: Bitte nicht schlagen, es ist ja ohnehin nur eine Spaßaktion. Falls ich ihn damit nichtsdestotrotz gewinnen sollte :), werde ich Luxuslärm zu ihrem Sieg gratulieren und stelle den Beitrag für die Titelverteidigung gerne zur öffentlichen Diskussion. Warten wir ab, wie nächsten Samstag das Ergebnis aussehen wird.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Zeit für Karriere

Mit Informationen über meine Person halte ich mich hier ja normalerweise sehr zurück. Ich bin nicht der Typ Mensch, der sein Leben krampfhaft über das Netz definieren muss und den sozialen Anschluss an die anonyme Masse des Internets sucht, weil seine soziale Kompetenz im Real Life zu wünschen übrig lässt. Das soll jetzt nicht gehässig klingen, aber ich mag mein Real Life zu sehr und was ich darin erlebe. Das Internet und das Bloggen im Speziellen ist für mich daher immer noch primär eine Spielerei und kein Lebensersatz.
Auf meinem Blog beschäftige ich mich primär mit den Dingen, die mich hobbymäßig am meisten begeistern, und das ist zugegebenermaßen das Fernsehen in all seinen Facetten und im Besonderen der Eurovision Song Contest. Als Theater- und Medienwissenschaftsstudent sah ich es außerdem ein bisschen auch als meine Pflicht an, mich angemessen mit allen Bereichen des Fernsehens auseinander zu setzen, jedem Produkt wirklich eine Chance zu geben und in keine pauschalisierende Kerbe zu schlagen. Im Laufe meines Studiums habe ich etliche Leute kennengelernt, die zwar gerne irgendwie beim Fernsehen arbeiten wollen, aber teilweise mit einer solchen Arroganz auf die deutsche Fernsehlandschaft schauen, dass mir wirklich die Galle hochkommt.
Die Seminare mit Fernsehbezug waren für mich in der Hinsicht immer kleine Highlights. Ging es um Reality-TV, fühlte man sich wie in der Selbsthilfegruppe für anonyme GNTM-Fans, und bei einem eigentlich sehr theoretischen Seminar zum Thema Serialität wurde ständig nur von amerikanischen Serien geredet und was an Ihnen so toll ist. Und etliche empfanden es fast als körperliche Folter, dass sie bei einer Videosichtung zum Thema Serial mal drei Folgen GZSZ ansehen mussten.
Man muss nicht alles am deutschen Fernsehen mögen, tue ich ja auch nicht, aber gerade als angehender Akademiker in diesem Fach sollte man die Kompetenz besitzen, sich in angemessener Art mit so einem Thema zu beschäftigen. Sonst fühlt man sich später nur schmutzig, wenn man den Posten als Redaktionsvolontär bei Punkt 12 oder Ähnliches annimmt, um sich so den Hartz IV-Antrag zu sparen.

In den 6 Jahren meines Studentendaseins hat mich dieser Blog in seinen verschiedenen Erscheinungsformen mal mehr, mal weniger begleitet. Er hat meine Höhen, meine Tiefen, meine stressigen und meine gechillten Momente des Stuidums mitgemacht und war für mich das kleine Refugium, in dem ich schonungslos meinen Traum von einem besseren deutschen Fernsehen gepflegt habe.

Jetzt naht sich für mich ein Moment, der mein Denken über die Branche enorm intensivieren wird. Ab 8. August werde ich, wie man es so schön nennt, Teil des Systems. Ich werde tatsächlich das machen können, was bisher als heimlicher Berufswunsch bei mir herumgeisterte: Ich werde Drehbuchautor. :)))))))))))) Für K11 bei Constantin Entertainment. Zwar zunächst nur auf Probe, aber mit den besten Chanchen, dabei zu bleiben. Ich werde zumindest alles dafür investieren, damit das mehr als nur ein 6-monatiges Vergnügen wird.

Wird aber dieser Job meine Sicht aufs Fernsehen ändern? Ich hoffe nicht. Ich werde hoffentlich auch weiterhin, so gut es geht, meinen Senf über die Abgründe und die Perlen des deutschen Fernsehens abgeben können. Und der ESC wird selbstverständlich auch in Zukunft mein Thema Nr .1 bleiben. Drückt mir alle, die ihr euch hierher zu diesen Blog verirrt, die Daumen für Ismaning. Wer weiß, vielleicht konsumiert ihr bald eines meiner Autorenprodukte... *muahaha* :)

Freitag, 17. Juni 2011

Thomas D - Unser Präsident für Baku

Womit kann man sich besser abelnken als mit guten Nachrichten vom ESC. "Unser Star für Baku" ist praktisch in trockenen Tüchern, inklusive der erneuten Zusammenarbeit mit ProSieben, und kann sogar jetzt schon einen Raab-Nachfolger vorweisen: Thomas D.
Gut, das Letzte, das ich musikalisch von ihm mitbekommen habe, war dieses merkwürdige virale "7 seconds"-Cover für die Telekom, und das hat eher ein Stirnrunzeln erzeugt als Begeisterung. Dass er sein Handwerk beherrscht, steht aber außer Frage und dass er wieder viele renommierte Musiker in die Jury bringt, ist stark zu hoffen.
Fehlt nur noch die Optimierung des Formats. Was das angeht, hätte ich zwei Vorschläge:

1. Schmeißt die Top 5-Show raus und macht stattdessen eine Top 3-Show, um die Dramaturgie der Auslese zu optimieren.

2. Öffnet die Castings für Duette und Bands. Damit könnte man dem Format die Gott sei Dank nur dezente personenfixierte Castingshow-Patina abnehmen und es vielmehr einen intensiven Vorentscheid nennen.

Würde man das berücksichtigen, wären wir nahe dran am perfekten Vorentscheidsmodell: "Unser Star für..." als Plattform für versierte, aber (vielleicht) noch unentdeckte Musiker und Musikformationen, die durch den Ausleseprozess eine ausreichende Fanbase entwickeln können, um sowohl hierzulande als auch außerhalb Deutschlands Interesse zu wecken. Wäre das nicht... wunderbar? :-)))

Mittwoch, 15. Juni 2011

Meine Kino.to - Wutrede

Diese Kino.to-Diskussion momentan finde ich so blutdruckfördernd. Erstens, weil manche so tun, als sei diese Seite die einzige auf der ganzen weiten Welt, die solcherlei Dienste anbietet. Zweitens, dass die meisten Leute scheinbar überhaupt keine Schuldgefühle empfinden, sondern sich vielmehr darüber aufregen, dass sie jetzt nicht mehr diverse Serien im Original anschauen können. Da kann ich nur sagen: Leute, was geht eigentlich?! Denkt ihr eigentlich mal darüber nach, zu was ihr euch da bekennt? Anscheinend nicht. Stattdessen wird in bester Wutbürgermanier ein Totschlagargument nach dem anderen gebracht, mit dem man seine Haltung rechtfertigt. 

Totschlagargument #1 der Kino.to-Befürworter: Die deutschen Sender/Produzenten sind doch selber Schuld. Ein deutsches Hulu-Pendant kriegen die großen Privatsender RTL und P7S1 wegen zu viel Borniertheit und Profitgier nicht hin und in Sachen Internet sitzen sie alle wegen Drei-Stufen-Test & Co. wie eine Glucke auf ihrem Content.
Zugegeben, dass mit Maxdome und mit RTLnow jede private Sendergruppe wieder gerne ihr eigenes Süppchen kocht, ist suboptimal. Was aber den Content angeht, kann man nun wirklich nicht meckern. Wer mal wieder einen Blick in die offiziellen Mediatheken der Fernsehsender wirft, wird feststellen, dass man dort bei vielen Sendern inzwischen das nahezu komplette Tagesprogramm auf Abruf vorfindet. (Bei den Öff-Rechs auch barrierefrei in HD-Qualität, sofern man die richtige Bandbreite hat) Selbst die meisten US-Serien sind dort sieben Tage nach Ausstrahlung noch kostenlos verfügbar. (Nur ProSieben zickt da aus irgendeinem Grund herum) Der nicht-linearen Nutzung per Internet, die immer populärer wird, sind also kaum noch Grenzen gesetzt. Und dennoch wird gejammert, meistens mit

Totschlagargument #2: Die Ausstrahlung englischsprachiger Produktionen dauert viel zu lange. Da muss manchmal mehr als ein paar Wochen warten, bis die Serie mal bei uns anläuft. 
Tja, liebe Leute, eine Synchronisation zaubert man nun mal nicht aus dem Hut. Und eine zeitnahe Auswertung auf der einen Seite bedeutet weniger Ausarbeitungszeit auf der anderen Seite. Da kann man nicht aus jeder Folge ein sprachliches Kunstwerk machen und für jedes Idiom ein angemessenes deutsches Pendant entwickeln. Da müssen die Dialogregie und ihre Sprecher im Akkord alles durchprügeln, und das  oft für einen unverschämten Hungerlohn. (Wobei in Deutschland noch luxuriöse Verhältnisse herrschen) Aber wen interessiert schon ernsthaft das Leid der Synchronstimmen?

Nein, vielmehr haut man an dieser Stelle mit Totschlagargument #3 so richtig in die Kerbe: Die deutschen Synchronisationen sind doch ohnehin alle Scheiße. Die machen den ganzen Humor und die ganze Stimmung im Original kaputt. Da schaue ich es mir lieber in der OV an.
Dazu kann ich zunächst Folgendes sagen: Es ist noch gar nicht lange her, da kaufte man so genannte DVD-Boxen, um in den erlesenen Genuss der Original-Tonspur zu kommen. Und vor noch kürzerer Zeit entdeckte man als Hardcore-Anglist die Möglichkeit, über Amazon zum Beispiel DVDs aus UK zu importieren, um sich die Option einer deutschen Spur oder sich das Warten auf eine Ausstrahlung in Deutschland zu sparen. Oder man legt sich einfach ein Sky-Abo an. Dort ist bei den Film- und Serienausstrahlungen der Zweikanalton inzwischen zum Standard geworden.

Aber jetzt kommt der springende Punkt: Das kostet... Geld! Genauso wie die inzwischen zahlreichen OV-Angebote bei iTunes! *angewidertdasgesichtwegdreh* Ein offenbar entsetzlicher Gedanke für den digital globalisierten Menschen, dem im Netz der Content der ganzen Welt zu Füßen liegt. Zumindest für den deutschen Vertreter dieser Spezies.

Volker Pispers hat es mal in seinem Kabarettprogramm gut erkannt: "Wir sind ein Volk der Schnäppchenjäger und Selbstverarscher." Der Deutsche regt sich einfach nur gerne auf. Er will im Internet kostenlosen Fernsehcontent haben, wenn er ihn aber problemlos und zeitweise für lau bekommt - wie es inzwischen bei vielen der großen Sender der Fall ist - passt ihm wieder was nicht. Dann ist ihm entweder die Verfügbarkeit zu kurz oder man beschwert sich darüber, dass man die Serie mit deutscher Tonspur ertragen muss.
Auf der anderen Seite wäre man ja natürlich dafür bereit, Geld dafür auszugeben, selbst im Internet. DVD-Boxen sind ja schließlich viel zu teuer und so 2000er, und von einem Sky-Abo will ich gar nicht anfangen zu reden. 
Im Zwiefel schiebt man aber gerne wieder die Schuld auf die Sender oder die Betreiber von On-Demand-Portalen, weil die entweder kein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis haben oder weil sie (aus Lizenzgründen) nicht den erhofften unbegrenzten Zugang auf alle Serien dieser Welt haben. Oder ganz banal weil man iTunes doof findet, denn das ist ja von Apple und Apple ist total böse und so.

Die Verwertung des Fernsehcontents ist gerade dabei neue Wege zu gehen und dass die Mediatheken im Internet zu einer gleichwertigen Anlaufsstelle werden, hat inzwischen selbst der letzte Regionalsender erkannt und akzeptiert. Aber so wie bei HD+ muss der gemeine Deutsche inzwischen einsehen: Umsonst ist nur der Tod. Und gut Ding will Weile haben.
Es ist gewiss noch einiges ausbaufähig, was die Internetpräsenz angeht, und zugegebenermaßen war selbst ich in letzter Zeit von so mancher Synchronisation enttäuscht. Darüber kann man sich aber auch nur ernsthaft aufregen, wenn man sich vorher die Originalversion der Serie illegal aus dem Netz gesaugt hat. Ich nehme die Serie erst einmal so, wie sie in der deutschen Fassung ist, und ziehe daraus mein Interesse. Wenn ich auf der DVD oder nach dem Download bei iTunes feststelle: im Original ist sie ja noch viel geiler, freut mich das. Das heißt aber nicht, dass ich gleichzeitig die deutsche Version verteufle. Das gehört einfach dazu, gerade wenn es um Free-TV geht. Und ich persönlich bestehe auch auf eine Lokalisation, obwohl ich gewiss genug Englisch verstehe. Dafür bin ich einfach ein zu großer Freund der deutschen Sprache, um das im Fernsehen verkommen zu lassen.
Jeder, der also lauthals "Deutsche Synchro abschalten" ruft, wie es der Wutbürger ja gerne heutzutage macht, der soll sich daher schleunigst bei "Goodbye Deutschland" bewerben und die Biege machen.

Der Rest soll statt Meckern lieber für eine neue Generation von Rainer Brandts und Karlheinz Brunnemanns sorgen, die die Möglichkeiten hinter einer liebevollen Eindeutschung gesehen haben, die nicht nur auf semantische Genauigkeit und Lippensynchronität achtet. Und lernt als Zuschauer das Engagement und die Arbeit unserer Lokalisatoren verdammt nochmal zu würdigen.
Als kleine Inspiration dafür biete ich euch zum Abschluss ein Beispiel aus "Die Zwei", die diesen Spirit perfekt repräsentiert:


Danke fürs Lesen!

Dienstag, 14. Juni 2011

Die SAT.1-Programmreform 2012

Der Artikel bei DWDL.de trifft es eigentlich richtig gut. Außer den Eventfilmen und den Formaten, die in der letzten Saison erfolgreich etabliert wurden (Mein Mann kann, Die perfekte Minute, Danni Lowinski, Der letzte Bulle), läuft bei SAT. 1 nicht viel in der Primetime, das den Sender wirklich auszeichnet. Filme programmieren spart zwar Geld, hat aber keinen echten Mehrwert für die Programmfarbe. Und wenn im nächsten Herbst die CL zum ZDF wandert, werden die Umstände noch eklatanter. Eigentlich schade, denn eigentlich ist mir der Sender höchst sympathisch.
Aber da Herr Bartl offenbar vor lauter Gewinnmaximierung nicht in der Lage ist, den Sender auf Vordermann zu bringen, muss ich da halt jetzt ran. :)
Zunächst einmal ist es Zeit für eine ordentliche Programmreform, damit die Woche tatsächlich mal so etwas wie eine Struktur bekommt.

Hier also das noch geheime Primetime-Sendeschema ab Herbst 2012:

SONNTAG
20.15 - 23.15 US-Serien (Crime)
23.15 - 00.15 Wiederholung Sitcom oder Sketchcomedy

MONTAG
20.15 - 22.15 Eigenproduzierte Serien oder Mehrteiler
22.15 - 22.45 Sitcom (US oder eigenproduziert z.B. Pastewka oder Modern Family)
22.45 - 00.15 Fenster-Programme
alternativ:
20.15 - 22.45 Showevent-Programmierung (Allgemeinwissensquiz)

DIENSTAG
20.15 - 22.15 Der große SAT.1-Film
22.15 - 23.15 AKTE 20.12
23.15 - 00.15 Harald Schmidt

MITTWOCH
20.15 - 22.15 Das SAT.1-Familienkino oder Mehrteiler
22.15 - 23.15 Infotainment (24 Stunden, Ermittlungsakte etc.)
23.15 - 00.15 Harald Schmidt

DONNERSTAG
20.15 - 22.15 Doku-Soap-Fenster (Mischung aus "Schwer verliebt" und Coaching)
22.15 - 00.15 Kerner

FREITAG
20.15 - 22.15 Showfenster
22.15 - 23.15 Comedyshow (Genial Daneben, Wochenshow etc.)
23.15 - 00.15 Sketchcomedy (Ladykracher, Sechserpack etc.)

Den Samstag lassen wir mal außen vor. Wenn Sie für alle anderen Tage Formatideen brauchen, melden Sie sich einfach, Herr Bartl. :)

Freitag, 10. Juni 2011

Wettbewerbe suchen ein Zuhause; Heute: Die Europa League

Brigitte, was hast du uns denn heute mitgebracht?

Ja, ich hab hier die zarte Europa League, die auch auf den Namen EL hört-

Och, ist die süß.

Jo. Bisher lebte sie immer zusammen mit ihrer großen Schwester, mit der Champions League, momentan ist sie in einer Senderfamilie bei zwei Pflegevätern, dem Kerner und dem Kaiser, ne, aber die CL, die konnten wir vor kurzem an einen Schächter weitervermitteln und jetzt suchen wir getrennt davon ein neues Zuhause für die EL.

Leidet die EL denn sehr unter der Trennung?

Naja, wir fanden die Entscheidung an sich richtig, sie zu trennen, ne, die EL wurde schließlich von der CL ständig runtergemacht, da hat man die Hackordnung klar gespürt. Da muss sie jetzt lernen, auf eigenen Beinen zu stehen.

Aha. Was hat denn die EL so für Besonderheiten oder Eigenheiten?

Nun, sie ist sehr neugierig. Ständig findet sie woanders statt. Da fährt man häufig nach Holland oder Belgien oder Portugal und ganz viel nach Osteuropa, so nach Charkiw oder Cluj oder andere Städte, die die deutsche Zunge nicht korrekt aussprechen kann. Das ist immer sehr lustig. Hat zwar oft nicht viel mit Profifußball zu tun, aber ehrlich, bei der CL, da ist das alles schon ein bisschen eintöniger. Ständig nur nach Madrid, nach Manchester, London oder Barcelona, das wird auf Dauer ein bisschen langweilig. Da ist die EL schon wesentlich vielseitiger.

Tja, wenn sie zu Hause nun auf den Geschmack gekommen sind und als Intendant oder Programmchef ein paar Milliönchen zu viel haben, dann kann ich ihnen diesen Wettbewerb nur ans Herz legen. Er ist immer eine Bereicherung für einen erfolglosen Donnerstag Abend.

Samstag, 28. Mai 2011

Jury versus Publikum

Es ist interessant und amüsant zugleich. 2009 und 2010 hat es noch kaum einen Menschen richtig gestört, was die Jurys und das Publikum unabhängig voneinander gedacht haben. Der Sieger war ja bei beiden klar, da muss man also nicht größer darüber nachdenken. Jetzt, da das mal nicht der Fall ist - ein Szenario, mit dem man anscheinend nie gerechnet hätte - bricht gleich wieder die große Debatte aus. Und einige unsägliche Leute finden nun auch in Sachen ESC den Wutbürger in sich und rufen: JURYS ABSCHAFFEN! SOFORT!

(Zur Erklärung: Beim reinen Televoting hätte Aserbaidschan knapp vor Schweden und Griechenland gewonnen. Beim Juryvoting waren sie nur Zweiter, mit einem deutlichen Abstand hinter Italien, das durch den 11. (!) Platz im Televoting auf den zweiten Platz gelandet ist.)


Ergebnisse im Finale

Jury- und Televotinergebnisse im Finale
PlatzLandGesamtergebnisJuryTelevoting
1Aserbaidschan221182223
2Italien18925199
3Schweden185106221
4Ukraine159117168
5Dänemark13416861
6Bosnien-Herzegowina12590151
7Griechenland12084176
8Irland119119101
9Georgien11079138
10Deutschland107104113
11Großbritannien10057166
12Moldau978298
13Slowenien9616039
14Serbien8511189
15Frankreich829076
16Russland7725138
17Rumänien778679
18Österreich6414525
19Litauen636655
20Island617260
21Finnland577547
22Ungarn536064
23Spanien503873
24Estland447432
25Schweiz19532

© www.eurovision.de

Faszinierend, kann ich da nur sagen. Faszinierend vor allem deswegen, weil gerade wir dieses Jahr eigentlich keinerlei Grund zum Meckern haben. Lena befand sich bei beiden Seiten auf Platz 9, fand also gleichermaßen Zuspruch bei Jury und Televotern und hat nun keinerlei Benachteiligung erfahren. Darüber freut sich irgendwie keiner. Nein, stattdessen wird sich lieber aufgeregt, wie es der Deutsche halt immer macht.

Worüber genau wird sich aber hier eigentlich aufgeregt? Dass statt Aserbaidschan fast Italien gewonnen hätte? OH MEIN GOTT! Das wäre ja grauenvoll! Eine kompositorisch anspruchsvolle Swingnummer darf doch keinen Song Contest gewinnen. Wo kommen wir denn da hin, wenn plötzlich die Qualität der Musik wieder entscheidend wäre? Dann lieber die pseudoromantische Durchschnittsschnulze mit dem schönen Funkenregen am Ende...

Ok, aber jetzt mal im Ernst: Es gibt zugegebenermaßen dieses Jahr einige Fälle, bei denen die Einschätzung von Jury und Televoting extrem auseinanderdriften. Dänemark zum Beispiel; Dritter bei der Jury, 18. beim Televoting. Oder der besagte Act aus Italien, der zur Überraschung aller aufs Treppchen gekommen ist. Oder andersrum Russland, das sich mit Georgien den 7. Platz beim Televoting geteilt hätte, aber bei der Jury als Letzter komplett durchgefallen ist.

Wer sich darüber jetzt aufregt, dem kann ich nur sagen: HALLO, genau dafür wurden die Jurys vor zwei Jahren wieder eingeführt. Dafür, dass die von Diaspora, Nachbarschaftsklüngel und Effekthascherei eingefärbten Televotings ein Gegengewicht bekommen, das auch den Liedern eine Chance gibt, die wirklich auf musikalischer Ebene überzeugen wollen. Und es ist wahrlich nicht das erste Mal, das solche Extremfälle, sowohl positiv wie auch negativ, auftreten.
Beispiele? Gerne. Letztes Jahr in Oslo, Tom Dice für Belgien. Eine richtig sympathische gediegene Popnummer, die gänzlich ohne Humtata ausgekommen ist. Televoting: Ein unsäglicher 14. Platz; beim Juryvoting direkt hinter Lena auf Platz 2. Machte in der Summe einen 6. Platz, der ja wohl in den Augen aller verdient war. Oder Patricia Kaas für Frankreich in Moskau. Für mich der geilste Auftritt des ganzen Abends. Eine Frau, die während ihres tollen Chansons diese gigantische Bühne mit nichts weiter gefüllt hat als ihrer Stimme und ihrer Präsenz. Beim reinen Televoting: 17. (!!!!!) Platz; bei der Jury: 4. Platz. Hat am Ende zumindest für Platz 8 gesorgt, was für mich persönlich das Mindeste war.
Es gibt auch genug Beispiele für den umgekehrten Fall, dass ein beim Publikum populärer Song durch das Juryergebnis nach hinten gewandert ist. Bei denen hat man es aber meistens nicht bedauert, da es in erster Linie Länder betraf, bei denen das Blockvoting-Argument gezogen wird (Russland, Griechenland, Serbien, in abgeschwächter Form bei Aserbaidschan und der Türkei).
Und mal ganz unter uns: Wenn am Ende Aserbaidschan vor Schweden und Griechenland (!!!) gewonnen hätte und Russland noch vor Lena gelandet wäre, hätten wir uns da nicht viel mehr aufgeregt? Hätten dann nicht wieder alle geschrien: Ach, diese Griechen, diese ganzen Migrationswähler! Und der Russe schon wieder mit seinen blöden GUS-Klüngel. Dann wären wir wieder bei den ganzen alten Klischees, die man 2009 durch diesen Modus endlich zum Schweigen bringen wollte.

Für mich haben daher die Jurys weiterhin ihre volle Daseinsberechtigung, ganz unabhängig davon, ob ich ihre Geschmäcker zu 100% teile. Ich freue mich, dass durch sie Dänemark in den Top 5 gelandet ist, dass zumindest Nadine Beiler nicht komplett ignoriert wurde im Finale (von der Schweiz würde ich liebend gern das Gleiche behaupten) und JA, dass Griechenland durch sie NUR auf Platz 7 gelandet ist, was meiner Meinung nach immer noch 18 Plätze zu hoch ist. Weiter so, EBU!