Montag, 22. August 2005

Musikvideos - Eine stichprobenartige, medienwissenschaftliche Untersuchung des visuellen Ausdrucks moderner Popkultur; Heute: "Maria" von US 5

Musik ist wie Mode. Immer wieder tauchen Sachen auf, die man für einen kurzen Zeitraum zum ultimativen Kultobjekt ernennt, das jeder haben und mögen muss, weil er sonst auf der Out-Liste landet. Nach außen hin bekennt man sich mit stolzgeschwellter Brust dazu und überhort einfach das Getuschel, das von dem ersten Tag an hinter dem eigenen Rücken geführt wird. In den Neunzigern waren das in der Musik eindeutig die Boybands.


Backstreet Boys, N'SYNC, Take That und die ganzen anderen Verbrechen, die von Lou Pearlman und Co. aus der Castinggruft gehoben wurden, überschwemmten regelrecht den Markt, zogen 12-jährigen Mädchen sämtliches Tachengeld aus den Hosen und inszenierten dann mit vollgepackten Geldkonten ihre Trennung. Dieses Phänomen scheint nun wieder eine fruchtbare Zeit zu erleben. Die durch Schnappi, Crazy Frog und Banaroo desensiblisierte Zielgruppe ist für den leidigen Boyband-Pop wieder empfänglich geworden. So kommt es dieses Jahr neben einem sensationellen Comeback der Backstreet Boys zu dem unbegreiflichen Shootingstar-Erfolg der multinationalen Lou Pearlman-AG namens US 5.


Und wie es sich für eine Boyband gehört, muss das Video zu ihrer Debütsingle "Ma-ma-ma-ma-ma-ma-ma-ria" alles andere sein als anspruchvoll oder inhaltsreich. Dunkle Straßen, Mülltonnen treten und frühreife Mädchen sollen den Jungs einen Hauch von Verruchtheit verleihen, der aber bereits im nächsten Schritt durch sinnlose wie hampelige Ganzkörper-Turnübungen in die Stratosphäre geblasen wird. Wer gehofft hat, dem Genre würde im 21. Jahrhundert ein Schubs in die richtige Richtung gegeben, sowohl akustisch wie auch videotechnisch, wird von US 5 leider enttäuscht. Es lebe der Kommerz!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen