Sonntag, 12. September 2010

Aufmerksamkeit

Nicht dass ich für Ignoranz oder Intoleranz wäre, aber gewisse Dinge sollte man einfach aus gesundem Menschenverstand unter den Teppich kehren, zumindest medial gesehen. Der Ärger, der damit provoziert werden soll, wird im Grunde erst dadurch erzeugt, dass man ihm ein so gewaltiges Forum in den Medien gibt. Würde man sich auf einen Zeitungsartikel in der Lokalzeitung beschränken und es nicht auf allen großen Nachrichtensendern ausschlachten, würde aus dieser sprichwörtlichen Mücke nie der Elefant werden, der im Porzellanladen der Kulturkreise seine Sambaschritte üben darf.
Das bedeutet aber nicht, dass man sich auf gesellschaftlicher Ebene damit auseinandersetzen muss. Man muss darüber reden und klar machen, dass das die spinnerte Gedankenwelt eines einzelnen Menschen ist und mehr nicht.

Nein, ich rede hier nicht von Sarrazin, sondern von der anderen markanten Persönlichkeit der letzten Woche: Pastor Jones. Der Sensationsgier der westlichen Medien sei Dank hat ja die halbe Welt unfreiwillig dem 11. September entgegengefiebert, um festzustellen, ob er seine Koranverbrennung durchzieht oder nicht. Und wie so viele andere habe ich sehnsüchtig auf den Livestream gewartet, um bei diesem Medienereignis hautnah dabei zu sein.
Aber was ist heute? Nichts. Stattdessen lese ich bei tagesschau.de solche Nachrichten:

"Sowohl CNN als auch Fox News und Associated Press gaben bekannt, keine Bilder vom brennenden Koran zeigen zu wollen." HOLLA! Haben die Sender plötzlich in der untersten Schublade ihres Schreibtischs ihre Moral wiedergefunden? Unglaublich! Aber noch besser ist die Begründung, die der Chefredakteur der New York Times herausgelassen hat:

"Die Freiheit zu berichten, schließe die Freiheit, auf bestimmte Berichte zu verzichten, mit ein."

Liebe Nachrichtenmacher, druckt euch diesen Satz GANZ GROSS aus und hängt ihn über jeden eurer Redaktionsräume. Und jedes Mal, wenn ihr im Zweifel seid, ob der Artikel über den neuen Volksverhetzer auf die Titelseite soll oder nicht, schaut auf diesen Satz und trefft die richtige Entscheidung. Lasst, wie anscheinend im Fall von Pastor Jones, am Ende die Vernunft siegen.

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