Sonntag, 21. Mai 2006

Gemischte Nachfreude

*LOL* Die Finnen gewinnen, ich glaub' es nicht... HELSINKI, WIR KOMMEN!


Mein Gesamtfazit zum gestrigen Grand Prix ist, dass er mir sehr viel mehr gefallen hat als die zwei Jahre vorher. Nachdem ja 2003 Sertab Erenar mit ihrem Bändertanz dem Grand Prix eine neue Show-Dimension verliehen hat, sind die letzten beiden Contests meiner Meinung nach völlig überinszeniert worden. Nahezu jedes Land wollte irgendwie auffallen, egal ob mit neuen, noch komplizierteren Bändertänzen, 10 Kostümwechseln innerhalb von 3 Minuten oder einer trommelnden Oma im Schaukelstuhl (zur Erinnerung: Das war letztes Jahr "Moldau"). Dieses Mal, finde ich, haben einige Länder gezeigt, dass man auch im kleineren Rahmen ein Lied wunderschön inszenieren kann: Russland, Bosnien-Herzegowina und allen voran die Letten und ihre A-cappella-Truppe (dass die am Ende glaube ich sogar hinter uns lagen, ist eigentlich eine Frechheit).


Gut, ganz ohne die neuen klassischen ESC-Auftritte ging es nicht (Schweden, Rumänien, der Neuling Armenien, Kroatien, Malta), und leider Gottes waren genau diese Länder, mit Ausnahme von Malta, wieder alle vorne vertreten, doch diese Veranstaltung hat mir ein kleines bisschen Hoffnung für die Zukunft gegeben.


Natürlich kann der Erfolg von Lordi uns auch einen völlig kaputten Grand Prix nächstes Jahr bescheren. Wenn die Ost-Nationen jetzt erst recht denken, dass Auffallen um jeden Preis das Mittel zum Sieg ist, was blühen uns da für Auftritte? Würde mich nicht wundern, wenn 2007 im Semifinale die erste Nudisten-Gruppe auftritt, vermutlich aus Litauen oder Mazedonien. (Die Tussi, die für die angetreten ist, war ja schon halb nackt)


Die große Frage, die sich allerdings stellt: Was könne die großen Vier und damit auch wir dagegen halten? Texas Lightnings Auftritt, ganz ohne die rosarote Brille, war wirklich ein würdevoller Auftritt, so wie ich ihn mir eigentlich beim Grand Prix vorstelle. Nicht überinszeniert, in sich stimmig und fehlerfrei vorgetragen. Aber wie man gesehen hat, mit einem Auftritt in Würde erreichst du halt nur Platz 15, weil du nur aus den Ländern Punkte bekommst, die aufgrund ihrer langen Grand Prix-Tradition über den Tellerrand der optischen Inszenierung blicken können. Osteuropa steht im Grunde da, wo wir schon vor 5 bis 10 Jahren mit Leuten wie Stefan Raab waren. Das kann aber auf längere Zeit nicht das Rezept sein. In ein paar Jahren stehen sie vielleicht auch auf unserer Stufe und werden anfangen, sich musikalisch zu beweisen und das ganze Drumherum auf ein gesundes Maß zu reduzieren. Wenn wir diesen Zustand erreicht haben, denke ich, wird der Eurovision Song Contest besser als je zuvor sein und Vorwürfe wie die Punkte-Zuschieberei innerhalb des Balkans und der Ex-GUS-Staaten an Mütterchen Russland dürften sich endgültig relativieren.


(Puh, ich glaube, das war einer der längsten Einträge, die ich bisher geschrieben habe.)


Danke fürs Lesen!




P.S.: Diese neue Punkte-Vergabe-Methode ist irgendwie für den Arsch. Gerade das war doch immer eines der Markenzeichen des Grand Prix. Sie sollten nächstes Jahr zumindest ein Land in voller Länge vortragen lassen, damit das Feeling nicht ganz verloren geht.

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