Samstag, 19. Dezember 2009

Vorweihnachtliche Shoppingimpression

Es hat zwar nur bedingt was mit Fernsehen zu tun, aber ich muss das jetzt mal loswerden. Diese ganzen DVD-Kollektionen von SZ, FOCUS, Spiegel und Co. gehen mir langsam enorm auf den Senkel.

Am Anfang war das ja noch ganz putzig und spannend, so wie bei den ähnlich gestrickten Bucheditionen. Inzwischen hat das aber solche Auswüchse angenommen, dass du ganze Filmabteilungen nur mit diesen Editions-DVDs füllen könntest, rein quantitativ gesehen.
Allein die Süddeutsche Zeitung, die Wurzel allen Cinemathekenübels, hat ja schon gefühlte 500 Kollektionen unter ihrem Label herausgebracht, die sich in Themenvielfalt und -schwerpunkten scheinbar immer wieder aufs Neue überbieten müssen. So findet man dort neben noch harmlos-markanten Schlagwörtern wie "Filmdiven" und "Screwball-Comedy" inzwischen Murksmottos wie "Die Klassiker des Naturfilms".
Und da scheinbar bei dieser kreativen und rentablen Neuntverwertung keiner hintenan stehen möchte, ist inzwischen jedes Gesellschaftsblatt, das irgendwas auf sich hält und eine einigermaßen stattliche Auflage vorweisen kann, auf den fahrenden Neu-Delhi-Express aufgesprungen und erweitert das SZ-Repertoire mit weiteren teils abstrusen Editionen.
Der FOCUS warf ein gefälliges Gegenprogramm an hochdekorierten Mainstreamstreifen als FOCUS-Edition auf den Markt, der KulturSPIEGEL versucht mit diesem Prinzip krampfhaft anstrengende Arthaus-Filme mainstreamfähig zu machen, (damit sich auch mal mehr als die üblichen sieben Menschen in ganz Deutschland für diese Filme interessieren,) und selbst ein "Fachblatt" wie das Fußball-Magazin 11Freunde lässt sich dazu hinreißen und bringt passenderweise eine Kollektion mit 11 Filmen (Surprise!) zum Thema Fußball heraus. (BIG f***ing surprise!) 
Es fehlen wirklich nur noch die PLAYBOY-Reihe mit den besten Experimental-Lesbenpornos der 60er Jahre und die DVD-Apothek der besten Medizin-Thriller, präsentiert von Ihrer Apotheken-Umschau. Und natürlich die Golden Razzie-Edition mit allen Gewinnern in der Kategorie "Schlechtester Film" seit 1981, jeweils mit einem Audiokommentar von Uwe Boll veredelt.

Was mich aber inzwischen am meisten nervt, ist die noch immer unveränderte Preispolitik bei diesen Editionen. Für den Standardpreis von 9,90 Euro pro DVD bekomme in Zeiten von Blu-Ray und 3D-Kino jede Neuerscheinung in einer rudimentären Single-DVD-Edition. Da muss ich nicht ernsthaft darauf warten, bis mir das die ZEIT zum gleichen Preis bei gleichem Ausstattungsniveau in ihren neuen Diskothek "Junges Europäisches Kommerzkino" anbietet.

Also, liebe Printmedien, wenn ihr schon crossmedial agieren wollt und euer Kerngeschäft langsam zum Teufel schickt, dann solltet ihr wenigstens dort mit der Zeit gehen.

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