Sonntag, 15. Mai 2011

ESC 2011-Das Resümee

Nach Baku geht also nächstes Jahr... also eins muss man sagen: Denkwürdig war der diesjährige Contest allemal. Für mich persönlich auf jeden Fall, da ich zum ersten Mal diese Festivität live begutachten konnte, als Besucher der neuerdings Juryfinale geschimpften Generalprobe. Und ganz ehrlich: es war GEIL!!!!!!
Schon am Freitag wurden die 25 Interpreten in einer nahezu vollen Arena empfangen, was wirklich eine bombastische Stimmung erzeugt hat, besonders als die Nummer 16 am Start war. Vor lauter Pflichtgegröhle war ich ganz heiser am Ende, genauso wie ich vom griechischen Flammengrill leicht gebräunt war. ^^ Und live klangen echt alle Acts auf ihre Art überzeugend. Nur Estland war für meinen Geschmack etwas zu schrill abgemischt. Abgesehen davon waren natürlich auch die Moderationen und Interval Acts die Reise wert. (Stefan Raab war zeitweise nur 5 Meter von mir entfernt *kreisch*^^) In der Summe war es also definitiv ein einmaliges Erlebnis für mich, an das ich bestimmt noch lange denken werde oder von dem ich mal meinen Kindern erzählen kann. *höhö*

















Auf der anderen Seite saßen Caro, meine Begleitung, und ich danach in der Tram und waren ratlos. Wer soll es denn werden? Ich hatte gewisse Vermutungen/Hoffnungen. Wenn es tatsächlich Lena nicht schafft - nach dem Auftritt im Juryfinale habe ich ihr durchaus die Überraschung zugetraut - wird sie entweder von einer der Heile-Welt-Feuerzeug-Hymnen (Finnland, Dänemark), von einer schrillen Krawallnummer (Irland, Schweden) oder gar von einem der eher gefälligen Popstückchen (UK, Aserbaidschan) geschlagen. Eine richtige Präferenz konnten wir jedoch nicht ausmachen. 
Damit war nach dem Besuch am Freitag zumindest die Hoffnung gestärkt, dass es ein echter Votingkrimi am Samstag wird, der uns bis zum Ende in Atem hält. Und in der Hinsicht wurden wir definitiv nicht enttäuscht. (Als Randnotiz: Bei der Fake-Punktevergabe, die sie am Freitag exerziert haben, war es am Ende ein Unentschieden zwischen Italien und England.)

Das tatsächliche Ergebnis, das nun auf dem Papier steht, ist in seiner Gesamtheit kein Schock, aber wirklich voller handfester Überraschungen.
Allein ein Blick in die Top 3; Aserbaidschan mit gerade mal 32 Punkten Vorsprung vor ITALIEN (!!!!) und SCHWEDEN. Die Italiener mit ihrer coolen Swingnummer, die sich jahrelang gedrückt haben, ... ich hätte so gefeiert, wenn die am Ende noch Aserbaidschan abgehängt hätten. (Wetten, dass Raphael Gualazzi im Juryvoting mit Abstand vorne war und nur durch das Sch***-Publikumsvoting auf den zweiten Platz gefallen sind?) Und direkt dahinter auf dem Bronzeplatz die landestypische Schwedenschwuppe Eric Saade... ganz großes Kino. :) Dass es so weit oben landet, hätte ich nicht gedacht. Angesichts des Votingverlaufs hätte ich mich jedoch nicht daran gestört, wenn das am Ende gewonnen hätte.
Aber jetzt mal ehrlich: Was um alles in der Welt hat die UKRAINE auf PLATZ 4 (?????!!!!!!!!) verloren? Lassen sich Menschen so einfach blenden? Bei diesem Lied hat auch in der Arena KEINER, wirklich keiner auf den durchschnittlichen Song geachtet, sondern nur darauf, was die Sandmalerin für die LED-Wand zusammenklöppelt. Ganz unabhängig davon, dass die Bilder wirklich gut waren: Das kann es doch nicht sein! In der Schule würde man sagen: Themaverfehlung, Setzen, 6! Und so etwas wird Vierter... Da kriege ich Blutdruck.

















Genauso wie bei den Griechen und ihrem siebten Platz. Stereo Mike, der größte HipHop-Affe, den der ESC erlebt hat. Ohne die lästigen Strophen wäre das Ding ja ganz nett, aber so... ne. 
Aber keine Sorge, mit dem Rest in den Top 10 bin ich zufrieden; mit dem durchaus überraschenden neunten Platz für Georgien, mit dem sechsten Platz für Dino Merlin *freu*, dem fünften für Dänemark, dem achten für Jedward und natürlich dem zehnten Platz für Lena. Ich denke, wir können in der Hinsicht als Gastgeber mit Stolz auf diese Veranstaltung zurückblicken.

Die Verteilung dahinter ist gerecht und überraschend zugleich. UK, Moldau, Serbien und Frankreich im Dunstkreis von Lena geht völlig in Ordnung. Waren alles tolle Nummern. Dass jedoch Finnland, Ungarn, Spanien, Estland und die Schweiz die Last 5 werden, ist echt ein dicker Hund. Ich hatte da eher Länder wie Litauen, Slowenien (trotz der vollbusigen Backgroundsängerinnen^^), Island oder Rumänien vermutet.
Andererseits muss man feststellen: Es war ein verdammt guter Finaljahrgang. Für jeden Musikgeschmack etwas dabei und eigentlich keine echte Knalltüte im Programm, die das Niveau ernsthaft hinunterzieht, wie zum Beispiel Russland letztes Jahr. Da kann es einfach nur viele Verlierer und einen einzigen Gewinner geben, und der ist, ob man es glauben will oder nicht, Aserbaidschan.

Ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll, auch nachdem sich jetzt der unmittelbare Frust gelegt hat. Richtig etwas aussetzen kann man an dem Stück nicht, außer dieser Pseudoromantik, die zumindest mir sauer aufstößt. Aber offensichtlich haben sich die meisten Leute daran nicht gestört, sondern fanden es irgendwie süß...
Fassen wir es so zusammen, wie es ist: der größte gemeinsame Nenner hat sich durchgesetzt. Es mag nicht ganz Europa gefallen, aber zumindest einen großen Teil davon.

Und in meiner Funktion als Fast-M.A. der Theater- und Medienwissenschaft kann ich nur ein großes Kompliment an den NDR machen. Abgesehen von der kleinen Kommentatoren-Panne im 1. Halbfinale waren es drei perfekt gestaltete Fernsehabende, an denen trotz der Größe des Publikums und der LED-Wand nie diese russische Gigantomanie aufkam. Alles war stimmig, stimmungsvoll und dem Event angemessen.

Ein großes Stück deutsche TV-Geschichte. Das muss Baku 2012 erst einmal toppen. :)

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