Montag, 9. Mai 2011

Prognose 1. Halbfinale

Da sich seit meinem ersten Feedback zu den Künstlern noch einige Änderungen bei den Songs ergeben haben und unter dem Eindruck der ersten Proben in Düsseldorf wird es für mich Zeit, mein finales Urteil über die Teilnehmerländer zu fällen. Heute sind zunächst diejenigen fällig, die am Dienstag dem ProSieben-Publikum präsentiert werden.

POLEN: Okay, nach einigem Heckmeck bleibt Magdalena Jul doch beim polnischen Originaltext, was ich schon einmal sehr begrüße. "Jestem" funktioniert so viel besser als mit der etwas merkwürdigen englischen Übersetzung, die zeitweise kursierte. Das Geturne aus dem Vorentscheid hat sie leider nicht reduziert, aber mein Gott, wer's kann... Auf jeden Fall ein toller Startact, der Lust auf den Abend macht.
© Pieter van den Berghe; eurovision.com













NORWEGEN: Gerade, weil das "Allez! Ola! Olé!" der Franzosen aus dem letzten Jahr für mich noch so präsent ist, muss ich leider sagen: da stinken die Norweger echt ab. Dieses Gute-Laune-Sommerparty-Gefühl, das in dem Lied eigentlich steckt, kommt einfach nicht so richtig rüber. Es wäre tatsächlich das erste Lied seit langem, bei dem ich mir mehr Show wünschen würde. Stranddeko, karibische Trommler, Capoeira-Tänzer im Hintergrund, irgendwas. Stattdessen nur eine simple Tanzchoreographie und viel Buntes auf der LED-Wand. Schwer zu sagen, ob das wirklich zündet.
© Pieter van den Berghe; eurovision.com













ALBANIEN: Auf Englisch ist das Lied sogar inzwischen erträglich und auch der Auftritt ist erfreulich bodenständig. Ein Fan werde ich davon aber wohl nie werden. Sollte es weiterkommen, würde es mich nicht stören.
© Pieter van den Berghe; eurovision.com













ARMENIEN: Sehr geschickt, diese ganzen Boxanspielungen (hat mit Arthur Abraham zu tun, wer's genau wissen will). Der Rest bleibt aber weiterhin 08/15-Pop, wie man ihn in den letzten Jahren zur Genüge aus solchen Ländern gesehen hat.
© Pieter van den Berghe; eurovision.com













TÜRKEI: Letztes Jahr war es die Roboterfrau mit Flex, die sich im Hintergrund dekorativ entblättert hat, dieses Mal ist es eine Schlangenfrau im Kugelkäfig. In Sachen Setting geht die Band also keine Experimente ein. Müssen sie ja auch nicht. Der Song ist kein Totalausfall, funzt auf der ESC-Bühne, ergo werden sie wieder locker ins Finale kommen. So ist es nun mal bei den Türken.

© Pieter van den Berghe; eurovision.com













SERBIEN: Hach, hier ist alles so schön retro. :) Das macht mir den Song inzwischen total sympathisch. Leicht wird es diese Mischung aber wahrscheinlich nicht haben. Oder anders gesagt: Seien wir froh, dass wir mit "Mama told me" nicht auch so etwas geschickt haben.

© Pieter van den Berghe; eurovision.com













RUSSLAND: Ach ja, der Russe. Ein ganz passables Bübchen, das einen für russische Verhältnisse geradezu bescheidenen Auftritt hinlegt. Dadurch wird die Sache aber fast schon zu gefällig und man entwickelt nicht wirklich Pro-Argumente für den Auftritt. Doch muss man sich ernsthaft um eine Finalteilnahme Russlands Sorgen machen? Wohl kaum.

© Pieter van den Berghe; eurovision.com













SCHWEIZ: Manche würden das Lied immer noch langweilig nennen, ich finde es einfach schön. Es ist nun mal kein Feger, der krampfhaft das große Crescendo am Ende sucht. Es ist wunderbar gemütlich und auf jeden Fall ein Mitwipper. Das muss die Jury einfach honorieren, wenn es schon nicht die Zuschauer machen.

© Pieter van den Berghe; eurovision.com













GEORGIEN: Ich bin schon mal sehr auf den Clash zwischen diesen beiden Liedern gespannt. Gerade noch ruhige Akustiknummer, jetzt Krawallrock mit leichter Elektro- und HipHop-Note. Der Song, auch wenn er einen noch wenig abgegrasten Stil bedient, ist weiterhin nichts Halbes und nichts Ganzes, obwohl extra die Sängerin ausgetauscht wurde und showtechnisch das gute Besteck herausgeholt wird. Mit dem Finale wird es eher schwierig.

© Pieter van den Berghe; eurovision.com













FINNLAND: Zugegeben, Paradise Oskar ist schon ein bisschen wie die Milchbubi-Neuauflage von Tom Dice, aber das Lied hat echt was. Ich meine, ein Junge, der ganz naiv auf seiner Klampfe über die Leiden der Welt sinniert; ist das nicht der perfekte Soundtrack für unsere Zeit? Fehlt nur, dass er sich als billigen Sympathiecatcher einen "Atomkraft? Nein danke!"-Button ans Revers heftet. Trotzdem würde ich Finnland definitiv in die Sparte Geheimtipp einordnen.

© Pieter van den Berghe; eurovision.com













MALTA: Definitiv der Tiefpunkt dieses Halbfinals. Ein Stimmungslied, das mir nicht mal ein unfreiwilliges Muskelzucken entlockt, macht etwas fundamental falsch. Es hat zwar während des Auftritts viele schöne Momente für die Gay Community, aber sonst nicht wirklich einen Grund, dafür zu voten. Wenn das ins Finale kommen sollte, wäre ich fast soweit, mein Ticket fürs Juryfinale zu verschenken.

© Pieter van den Berghe; eurovision.com













SAN MARINO: Sehr suspekt. Sehr nichtssagend. Habe ich das nicht schon vor ein paar Wochen darüber gesagt? Naja, dann stimmt es wahrscheinlich...

© Pieter van den Berghe; eurovision.com













KROATIEN: Daria ist in Aschaffenburg geboren. Dadurch hat sie bei einem Unterfranken wie mir ganz unabhängig vom Song einen kleinen Bonus. :) Und sie hat darüber hinaus zwei (!) Trickkleider auf der Bühne. Hallo, ist das cool oder ist das cool? ^^ Ach ja, und singen tut sie auch noch, aber das ist doch völlig egal...

© Pieter van den Berghe; eurovision.com













ISLAND: Auch eine der Nummern, die mir immer sympathischer wird. Die letzte echte Folklore-Bastion mit einem dennoch massentauglichen Klang. Dieses Männersextett hat einfach Spaß am Musizieren und lässt sich den Spaß vom ganzen Wettbewerbsdruck nicht kaputt machen. So kommt es zumindest rüber. Bitte so bleiben, dann könnte der Beitrag für eine Überraschung hinsichtlich Finalteilnahme gut sein.

© Elke Roels; eurovision.com













UNGARN: Hatte viele Vorschusslorbeeren bekommen, die sie bislang nach meinem Empfinden nicht ganz zu hundert Prozent erfüllen kann. Solide und unterhaltsam bleibt die Nummer trotzdem.

© Elke Roels; eurovision.com













PORTUGAL: Village People trifft Klassenkampf. Das fasst es weiterhin perfekt zusammen. Und weiterhin ist das Lied auf jeden Fall ein buntes Knallbonbon, das dem gestandenen ESC-Fan ein zufriedenes Schmunzeln auf die Lippen zaubern wird. Mehr jedoch nicht. Es wird wie so mancher holländischer Beitrag in den letzten Jahren ein missverstandenes Meisterwerk bleiben. :)

© Elke Roels; eurovision.com













LITAUEN: Eins muss man den Litauern lassen, sie versuchen wirklich alles, um aus diesem altbackenen Schmachtfetzen eine gediegene und gleichzeitig glamouröse Nummer zu machen. So richtig warm werde ich aber immer noch nicht mit dem Song. Er bleibt selbst mir etwas zu klassisch. Aber schön, dass sich Länder auch heutzutage an solche Balladen trauen.
© Elke Roels; eurovision.com













ASERBAIDSCHAN: Hach, man schmelzt dahin, so wie anscheinend im Jahr davor bei den Dänen, was ich bis heute nicht verstehe. Es wird bestimmt eine perfekt inszenierte Ballade sein, die viele Fans finden wird. Um das Finale und um eine dortige Platzierung in den Top 10 müssen wir uns keine Sorgen machen, selbst wenn das Stimmchen vor Aufregung ein bisschen zittern sollte.

© Elke Roels; eurovision.com













GRIECHENLAND: Letztes Jahr wollte ich bereits die Griechen für ihre musikalische Einfallslosigkeit verfluchen und habe mich dann bei der Live-Ausstrahlung doch vom OPA! anstecken lassen. Aber dieses Jahr... wird das mit Sicherheit nicht passieren. Das Stück ist weiterhin so heterogen und fast an der Grenze zur Selbstgefälligkeit, dass ich den Griechen das Ausscheiden im Halbfinale beinahe an den Hals wünsche.

© Elke Roels; eurovision.com















Gut, dann bleibt nur noch meine übliche Finalteilnehmerprognose (Die Reihenfolge der Länder hat dabei natürlich nichts mit der Rangfolge zu tun)


ASERBAIDSCHAN
UNGARN
FINNLAND
RUSSLAND
TÜRKEI
POLEN
SCHWEIZ
ISLAND
KROATIEN
ALBANIEN

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