Montag, 18. Mai 2009

Und was lernen wir daraus?

1. Der Song Contest ist definitiv wieder auf dem Weg der Besserung. Das diesjährige Finale war in seiner Gesamtqualität das Beste, das ich in meiner schon langen Contest-Erfahrung bislang gesehen habe. Es gab wirklich kein Lied, wo du kopfschüttelnd vorm Fernseher sahst und dich ernsthaft gefragt hast, wie das ins Finale kommen konnte. Okay, die Performances mancher Beiträge waren wirklich Grütze (Finnland, Griechenland und leider auch Schweden und Malta), aber das wurde zum großen Teil auch mit den hinteren Plätzen honoriert.
2. Das Jury-Zuschauer-Gemisch beim Finalvoting hat sich tatsächlich bewährt. Punktegemogel und Nachbarschaftshilfen wurden, sagen wir mal, auf ein solches Maß reduziert, dass man tatsächlich bei der Punktvergabe der meisten Ländern überrascht und dementsprechend gespannt war. Genaues wird sich noch zeigen, wenn die EBU die genaue Aufdröselung von Jury- und Publikumsergebnissen veröffentlicht. (Ich bin gespannt, wie das Feld hinter Norwegen ausgesehen hätte, wenn wieder nur die Zuschauer die Wahl gehabt hätten.)
Kombiniert mit dem inzwischen gereiften Halbfinalmodus dürfte der ESC aber endlich den nahezu perfekten Modus fürs 21. Jahrhundert gefunden zu haben. Bitte so weitermachen.

3. Die Platzierungen der einzelnen Länder sind dadurch - auch nach meinem persönlichen Empfinden - fast alle gerechtfertigt. Norwegen ist ein verdienter Sieger, der Rest in den Top 10 ist - bis auf Griechenland vielleicht - vollkommen ok (besonders Frankreich und UK) und das Feld dahinter hat sich zu großen Teilen ausgeglichen nach Qualität verteilt.

4. Jegliche Ostblockdebatte dürfte damit fürs Erste der Vergangenheit angehören.

5. Unser 20. Platz ist am Ende fast genauso gerecht wie alles andere. Dafür war das Teilnehmerfeld dieses Jahr einfach in seiner Gesamtheit zu stark. Vielleicht hätten es noch drei, vier Plätze weiter oben sein können, aber für so eine gute Temponummer war unser Auftritt trotz Dita etwas zu betulich und hüftsteif im Vergleich zu den anderen. Okay, so ein Schmonzes wie von der Ukraine hätte auch nicht gepasst, aber gerade wenn du eine Nummer wie die Türkei direkt danach hast, wird so ein Song schnell wieder vergessen.

Es wurde aber auf jeden Fall mit unserem Beitrag der Schritt in die richtige Richtung getan. Das sollten wir aus diesem Jahr herausziehen. Alex Christensen hat eine rundum stimmige Show geschaffen, für die wir uns am Ende nicht schämen müssen und die sich der NDR als gutes Beispiel in Erinnerung behalten sollte. Für 2010 in Norwegen muss nur wieder die Echtheit in den Vordergrund treten, was nach NDR-Blogger Jan Feddersen das Gebot der Stunde war. Keinen überchoreografierten Schwachsinn ohne Seele wie bei Griechenland und der Ukraine, sondern Songs, denen man die Emotion wirklich abkauft, egal ob es gute Laune (siehe Türkei) oder gefühlvolle Melancholie ist (wie bei Patricia Kaas).

Ich würde daher Jans Meinung zustimmen, dass dem ESC mit der Finanzkrise nichts Besseres passieren konnte. Sie lässt uns darauf besinnen, worauf es bei der Musik wirklich ankommt und wofür dieser Contest eigentlich steht. Ein gutes Zeichen. Behalten wir das in unseren Köpfen bis zum nächsten Mai, damit auch wir als einer der großen Vier endlich wieder richtig jubilieren können.

1 Kommentar:

  1. Hehe, hauptsache Spaß. Habe wie jedes Jahr mit Freunden ne kleine Party gemacht. Die Ergebnisse sind dabei eher nebensächlich... ;-)

    AntwortenLöschen