Mittwoch, 21. Juni 2006

Musikvideos - Eine stichprobenartige, medienwissenschaftliche Untersuchung des visuellen Ausdrucks moderner Popkultur; Heute: "Stars are blind"

Was verbinden Sie mit dem Namen "Hilton"? Bis vor ein paar Jahren hätte jeder Normalo aus der Großstadt gesagt "Das ist doch dieses Nobelhotel da, das sich kein Schwein leisten kann". Heutzutage schreit jedes auf volljährig geschminkte 13-jährige Mädchen lautstark "PARIS!!!!" ins Mikro des Interviewers, so als würde es sich um einen Popstar drehen.

Gut, vielleicht ist es in Kürze tatsächlich berechtigt, denn schließlich geht Paris Hilton jetzt unter die Musiker; die Hotelerbin/Schauspielerin/Mutter aller It-Girls, deren größte Leistungen bisher waren, männliche Namensvetter flachzulegen, ohne Höschen in Clubs aufzutreten und den Hund als Accessoire abzustempeln.

Da erwartet man natürlich ein besonderes heißes Video von Paris, in dem sie ihre ganze Körperlichkeit ausspielen kann. Die Ansätze, an denen sich die Regisseure offensichtlich orientiert haben, waren dafür auch nicht so schlecht. Sinnliche Schwarz-Weiß-Strandaufnahmen wie in "Wicked Game", dem wohl erotisch-romantischstem Video aller Zeiten, gepaart mit der Sommer-Strandatmosphäre aus "Don't let me be the last to know" von Britney Spears. Nur haben sie dabei scheinbar vergessen, dass sie nicht, wie in beiden Fällen, eine Ballade bebildern, sondern nur eine heiter bis seichte Sommer-Pop-Nummer. Kurz gesagt: Da hat sich nichts geregt. Paris wirkte auf mich wie ein gebrauchtes Partygirl Mitte 30, das verzweifelt versucht, 29 zu bleiben. Und allein für diese Tatsache sollte man dieses Video samt Single in den Giftschrank verbannen.

Wer sich nämlich anmaßt, in Sachen Videoclip-Erotik Chris Isaac und Linda Evangelista zu toppen und so kläglich scheitert, der sollte sich wirklich mal Gedanken über sich selbst machen und nach einer anderen Bestimmung suchen. Sorry, Paris.

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