Montag, 31. Mai 2010

Mal etwas, das nicht mit dem ESC zu tun hast

Vor lauter Song Contest-Vorfreude ist meine restliche Betrachtung der Fernsehwelt etwas zu kurz geraten. Dabei sind gerade in der letzten Woche zwei Neuigkeiten erklungen, die mich zum einen erfreuen, zum anderen sehr betrüben.

1. "Die perfekte Minute" wird fortgesetzt

SAT. 1 hat in den letzten Wochen tatsächlich einige gute Momente gehabt und entwickelt sich zumindest in der Primetime langsam wieder zu einer sehenswerten Alternative. Das ist nicht nur den Übertragungen von Champions und Europa League und dem neuen deutschen Serienmontag zu verdanken, der nach der WM-Phase hoffentlich in irgendeiner Weise erhalten bleibt. Es liegt auch an der neuen Freitagabend-Show "Die perfekte Minute". Ich habe jede der fünf Episoden gesehen und war jedesmal sehr angetan und gebannt.
Es ist endlich mal wieder ein Showformat, das original SAT.1 ist und nicht wie der billige Abklatsch eines erfolgreichen RTL- oder ProSieben-Formats wirkt. Und mit Ulla Kock am Brink hat man eine richtig gute Personalie im Boot, die dem ganzen Spektakel den professionellen Rahmen gibt. Ihr Moderationsstil ist nicht aufgekratzt und krampfhaft lustig, sondern fürsorglich, empathisch und abgeklärt.
Diese Farbe steht SAT.1 sehr gut und trifft wohl genau das, was Andreas Bartl programmpolitisch mit dem Sender in der nächsten Saison vorhat.
Am Ende schwächelte zwar die Reichweite, aber darauf kann man im Herbst noch wunderbar aufbauen. Meinen Segen hat dieses Format auf jeden Fall. :-)

2. Georg Schramm verlässt "Neues aus der Anstalt"
Diese Nachricht klingt erst einmal sehr unspektakulär, aber sie hat meiner Meinung eine unglaubliche Tragweite für die deutsche Fernsehhumorlandschaft. Die zurecht gefeierte Show "Neues aus der Anstalt" verliert bereits im Juni seine große Stütze, da Georg Schramm in Zukunft wieder die Bühne dem Fernsehstudio vorziehen will. Eine Tragödie!
Georg Schramm ist zweifelsohne der beste politische Kabarettist, den das deutsche Fernsehen zu bieten hat. Er war nicht nur mein persönliches Highlight und der heimliche Star im "Scheibenwischer", er hat zusammen mit Urban Priol im ZDF etwas noch Größeres geschaffen: Kabarett mit Intelligenz und von echter Relevanz für eine breite Masse.
Jetzt wird ein enormer Teil wegfallen, den diese Sendung ausmacht, und wird nur schwer zu füllen sein. (Fast so schwer wie das Bohrloch im Golf von Mexiko *höhö*) Einer der Hauptgründe für den Erfolg liegt nämlich zweifelsohne auch in der Konstellation Priol/Schramm. Dieses explosive Gemisch, das sie jedes Mal vor der Kamera entfalten, ist bereits so sehenswert, dass das Einschalten lohnt. Die Gäste und die Satire sind nur das Zuckerl obendrauf.
Ich ahne daher leider Schlimmes, was die Zukunft dieses Formats angeht. Der "Scheibenwischer" war nach Schramms Abgang ebenfalls nicht mehr sehenswert und ist in der Versenkung verschwunden. Was, wenn ZDF das gleiche Schicksal mit diesem First-Class-Format erleidet?...
Aber hoffentlich ist Herr Schramm so unbescheiden, dass er seinen Figuren in der Anstalt einen würdigen Abschied in der Sendung verpasst. Notfalls muss der Priol dafür sorgen.

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