Mittwoch, 2. März 2011

Der übliche Klüngel in der Ukraine und andere Konventionen

Es wird fast schon zur Tradition, dass die ukrainischen Vorentscheide zur Farce werden und dass so lange gewählt, bis das Ergebnis nach Meinung gewisser Leute stimmt. Aber Gott sei Dank sind sie eine bedauerliche Ausnahme. Aus anderen Teilnehmerländern kann man zumindest notariell beglaubigte Siegertitel vermelden. Musikalisch gesehen möchte ich jetzt nicht unbedingt von durchweg positiven Nachrichten sprechen.



Es überrascht mich fast ein bisschen, dass die Türkei wieder etwas Rockiges zum Contest schickt. Dabei habe ich sie noch letztes Jahr für ihren regelmäßigen stilistischen Wandel gelobt. Aber gut, das ist jetzt prinzipiell kein Beinbruch, vor allem, da das Lied keineswegs wie der diletanttische Pop-Rock klingt, der zum Beispiel letztes Jahr aus Bosnien und Mazedonien kam. Für meinen Geschmack aber klingt der Song fast schon ein wenig zu konventionell, um wirklich etwas zu reißen. Ein zweiter Platz wie letztes Jahr wird es auf jeden Fall nicht. Doch ich denke, um die Finalteilnahme müssen wir uns bei der Türkei keine Sorge machen.



Okay, diesmal ist anscheinend Bulgarien dran, den gerade angesprochenen Pop-Rock zum Contest zu schicken. Mit einer Frau, die optisch wie eine interesannte Mischung aus Roxette und einer platinblonden Ostblock-Version von P!nk daherkommt. Den äußerst durchschnittlichen Song kann sie damit leider nicht retten. Der Nächste, bitte.



Also langsam wird mir das Programm für Düsseldorf fast ein wenig zu poplastig. Nicht einmal im Osten traut man sich noch an völlig übertriebene Eurodance-Nummern oder Schmalzballaden. Dafür müssen jetzt schon Länder wie Irland sorgen. Aber, ich muss sagen, innerhalb dieses ganzen Pop-Rock-Breis gibt es mit den Letten tatsächlich so etwas  wie einen kleinen Lichtblick.  Eine sympathische Stimme, ein schöner moderner Beat und genug musikalische Hakenschläge, damit es einem im Ohr bleibt. Als einen Überflieger würde ich es zwar nicht bezeichnen, aber im Vergleich zum restlichen Feld durchaus ein Lied mit Finalpotential.


BOSNIEN-HERZEGOWINA: Dino Merlin - Love in Rewind

Ein putziger alter Mann, ein ESC-Veteran darüber hinaus, und eine musikalische Größe im Balkan; da kann ja eigentlich kaum was schief gehen. Und darüber hinaus hat er auch noch eine sypathisch altmodische Komposition im Gepäck. Ein bisschen Folkloregefühl kommt auf, aber in einem so gesunden Maße, dass man es auch westlicher Zuschauer aushält, und der Auftritt, sollter er so bleiben, ist verspielt und stimmig, aber überhaupt nicht aufgesetzt. Eine wirklich durchweg runde Nummer. Da steckt glaube ich viel Potential drin.



Die Esten haben sich ja in den letzten Jahren zu den Paradiesvögeln des Contests entwickelt, mal im positiven (Urban Symphony), mal im negativen Sinne (Malcolm Lincoln). Den diesjährigen Beitrag würde ich auf jeden Fall wieder der positiven Seite zuordnen, doch ob die breite Masse mit diesem musikalischen Mashup zurechtkommen wird, liegt noch in den Sternen. Es wird wohl wie häufig bei solchen Fällen die letztendliche Live-Qualität herausreißen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen