Mittwoch, 9. März 2011

Klischees und der krampfhafte Versuch, ihnen zu entgehen


Höchst eigenartig. Irgendso ein ganz cooler... Typ - als HipHopper kann man den ja nicht wirklich bezeichnen - "singt" komische 08/15-Strophen und der Grieche, agil wie eine antike Marmorstatue, trällert dazu seinen einheimischen Refrain. Natürlich untermalt mit jeder Menge Bouzuki-Gezupfe, sonst würde man ja glatt vergessen, dass das der griechische Beitrag ist. 
Aber muss man das jetzt wirklich verstehen??? Okay, immerhin haben sogar die Griechen inzwischen eingesehen, dass das Sakis-Rouvas-Sirtaki-Humtata nicht mehr zu hundert Prozent funktioniert, obwohl es mich zugegebenermaßen immer wieder begeistert hat. Aber so etwas? Da wünsche ich mir ganz ehrlich den "Opa"-Pop der letzten Jahre zurück, der wenigstens optisch etwas hergemacht hat.


Die nächsten Wiederholungstäter neben Dino Merlin. Sie waren einst, also 2005, die ersten Vertreter der Moldauer und sind bislang auch die bestplatzierten. Und sie haben zweifelsohne für einen der schrägsten Auftritte der 2000er Jahre gesorgt. Welcher Fan erinnert sich schließlich nicht an die trommelnde Oma? (Hier eine kleine Gedächtnisauffrischung)
Doch genug von der Vergangenheit; was schließlich zählt, ist die Gegenwart, und die sieht eigentlich nicht sehr anders aus. Nur statt der Oma sind es diesmal übergroße Zipfelmützen und eine junge Einradtänzerin. 2005 hätte auch dieser Song sein Publikum gefunden, aber heutzutage ist so ein Auftritt schnell affig und könnte eher kontraproduktiv für ein Weiterkommen sein. Stimmung machen sie aber auf jeden Fall, also wird es wohl eher am restlichen Teilnehmerfeld liegen, ob sie weiterkommen oder nicht.



Alle in Österreich haben scheinbar so große Erwartungen nach den Jahren der Entsagung... da konnte es nur etwas Epochales werden. Daher entscheid man sich wohl für die große stimmgewaltige Ballade aus der Kehle von Nadine Beiler, einer Castingshowgewinnerin, was aber nichts heißen mag, nicht wahr? ;) 
Auch wenn viele im Land anscheinend inzwischen gegen das Lied wieder stänkern, muss ich sagen: Es ist einfach schön. Hat alles, was eine kräftige Pop-Ballade braucht. Ein paar musikalische Kanten mehr hätte es freilich noch vertragen können, aber allein die Tatsache, dass sie auf Ballade setzen, macht die Ösis zu sympathischen Exoten und damit höchst interessant. Ich wünsche ihnen nur, dass sie keinen Gracia-Moment erleiden und dass die gute Frau sich die Strumpfhosen vollmacht, wenn sie es plötzlich mit 35000 Zuschauern in der ESPRIT-Arena zu tun hat. Dann müssen wir wieder Jahre darauf warten, bis sie zum Contest zurückkehren.



Tja, diese Serben sind auch immer wieder für eine Überrachung gut. Das, was dem Raab hierzulande mit seinen Songs nicht gelungen ist, hat in Serbien Erfolg gehabt. Ein buntes Stück Gute-Laune-Retro-Pop, das einem so schnell wieder aus dem Ohr verschwindet, wie es hineingekommen ist. (Eigentlich komisch... sobald sich die Lieder aus Balkan und Ostblock nicht mehr folkloristisch anhören, verlieren sie so schnell ihren Reiz...)
Aus Kostümsicht jedoch ist es auf jeden Fall mein bisheriger Favorit für den Fashion Award (zumindest die Bekleidung der Backgroundsängerinnen ^^)



Wenn ich daran denke, dass ich hier nun über den Vierplatizerten des letzten Jahres schreibe, der diesen Erfolg einer aalglatten Popschnulze zu verdanken hat, muss ich schon ein wenig rätseln. Selten hat mich mein ESC-Instinkt so getäuscht wie bei der Einschätzung dieses Beitrags. Angesichts dessen wirft mir der diesjährige Teilnehmer für Dänemark genauso viele Rätsel auf. Mich beschleicht fast der Verdacht, dass ich den Song genauso unterschätze wie seinen Vorgänger. Aber mein Bauchgefühl meldet auf jeden Fall nichts. Es wird also gewiss kein Siegertitel. :)

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