Freitag, 17. Juni 2005

Musikvideos - Eine stichprobenartige, medienwissenschaftliche Untersuchung des visuellen Ausdrucks moderner Popkultur; Heute: Banaroo


Die Musikwelt ist nicht mehr das, was sie mal war. Gestern hat man sich noch darüber empört oder darüber gewundert, dass Angehörige der Schlager-Sekte wie Bernhard Brink, Matthias Reim, Michelle oder ihre Sektenführerin Andrea Berg Alben verkaufen wie warme Semmeln und dadurch so etwas wie eine Daseinsberechtigung in der Musikwelt genießen.


Heute stehen wir einer viel grauenvolleren musikalischen Bedrohung gegenüber, dem KIDDIE-POP. Der Auslöser dieser Misere war Anfang des Jahres der Megaerfolg von Schnappi, einem, auf Deutsch gesagt, scheiße gezeichneten Babykrokodil, das auf seine infantile Weise eine Hymne auf den momentan scharf kritisierten Raubtierkapitalismus sang (Ich schnapp' / mir, was ich schnappen kann...). Dass dies nur die Spitze des Eisbergs war, beweist die Single "Dubi Dam Dam" von Banaroo, der momentane Höhepunkt unserer musikalischen Errungenschaften; Kindliche Arrangements für junge, unverbrauchte, und daher unausgereifte Sänger und Sängerinnen, denen man richtig anmerkt, dass sie es nur wegen des Geldes machen.


Das Video dazu, um es mal positiv zu sagen, passt zum Lied wie die Faust aufs Auge. Wenn man nicht schon vorher gedacht hat, dass hinter dem Ganzen ein geschicktes Remake des Eiffel 65-Hits "Blue" steckt, spätestens das Video schürt den Gedanken auf eine erschreckend klare Weise. Die Unterschiede bestehen lediglich in der Farbe der Aliens, der allgemeinen Farbenvielfalt, die bei Banaroo seeeeeehr ausgeprägt ist, dem kleinen süßen Roboterhündchen und wieder mal in der Choreographie der Bands (Eiffel 65: keine - Banaroo: leider Gottes eine).


Was soll man angesichts solcher bunter Bilder machen? Den Kindern VIVA-Fernsehverbot zu geben, reicht scheinbar nicht aus. Da muss etwas Härteres her, eine endgültige Resolution, die solche Videos und die dazugehörigen Single verbietet. Die Kiddies werden zwar heulen und ihr ganzes überschussiges Taschengeld vermutlich in Drogen investieren, aber wenigstens könnte man als Erwachsener und Musikliebhaber wieder ohne Schamesröte auf die Chartstabelle schauen. Es lebe der Kommerz!

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